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Kirche


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dieser drei Aspekte – martyria, liturgia und diaconia – darf in der Kirche fehlen. Und so sind die Dienste in den örtlichen Gemeinden entstanden – nicht als Aufgaben, die man eben erfüllen muss, sondern vielmehr als ein Ort, wo sich ein Gesicht von Kirche zeigt, in dem Christus zu erkennen ist.

      Die Entfaltung dieser drei Dimensionen christlichen Lebens findet offensichtlich ihre Quelle in der Taufe. Der Ritus ist klar: nach dem Eintauchen oder Übergießen mit Wasser salbt der Priester die Stirn des Taufkandidaten mit Chrisam und sagt dabei: „Du wirst nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, denn du bist ein Glied des Volkes Gottes und gehörst für immer Christus an, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit.“

      Christus ist der Priester, König und Prophet – und für die Getauften geht es darum, ihre Taufe zu leben, das heißt, Glied am Leib Christi zu bleiben. Die Versuchung besteht darin, die örtlichen Gemeinden als eine Notlösung zu sehen – auf dem Hintergrund der immer kleiner werdenden Zahl von Priestern. Das wäre aber ein großer Irrtum, eine völlig falsche Perspektive, denn es geht vielmehr um Kirchwerdung aus der Quelle der Sakramente, weil es ja Gott ist, von dem alles ausgeht. Es geht eben gerade nicht um eine neue Aufgabenverteilung, sondern wirklich um die Entfaltung der Sendung der Kirche Christi auf der Grundlage der Taufe, die uns zu Christen macht. Ich möchte Sie einladen, in dieser Perspektive über die Zukunft der Kirche nachzudenken: ausgehend von der Taufe, genährt durch die Eucharistie und bestärkt im Glauben. Das ist die lebendige Quelle unseres Glaubens.

       Eine Kirche, die sich gesandt weiß

      In unseren örtlichen Gemeinden gibt es ein radikales Erfordernis: Da wir von der Taufe ausgehen, und also von der Gnade, muss deutlich und klar werden, dass nicht eine Einzelne oder ein Einzelner quasi „im Besitz“ der Sendung ist. Es geht um die Sendung der Kirche selbst, d. h., wir sind als ein Leib gesendet. Das Konzil sagt es ganz deutlich: „Es besteht in der Kirche eine Verschiedenheit des Dienstes, aber eine Einheit der Sendung …“ (Apostolicam actuositatem, Nr. 2 Dekret über das Laienapostolat ). Die Erneuerung der Equipen in den örtlichen Gemeinden, die sich alle drei Jahre vollzieht, bezeugt, dass alle gerufen und gesandt sind und dass es nichts gibt, was ausschließlich „im Besitz“ eines oder einer Einzelnen wäre. Die Equipen bezeugen also, dass Glaube immer in der Dynamik des Rufens und des Sendens gelebt wird. Das ist ja auch die Erfahrung des biblischen Prophetentums – von Abraham bis Ezechiel, Moses, Jesaja oder Jeremia – und das ist auch die Erfahrung der zwölf Apostel und die der Jünger. Kirche entsteht und wird nicht aus sich heraus, sondern aus der Dynamik des Rufens und Sendens, so wie der Vater Christus gesandt hat. Glaube ist kein sanftes Ruhekissen, es geht nicht darum, Kirche einfach zu erbauen, sondern sie ist gesandt, Frucht zu bringen. Gegenwärtig denken wir in unserer Diözese über die Errichtung neuer Pfarreien nach. Dabei geht es nicht darum, Pfarreien nach altem Muster, so wie wir sie ja kennen, wieder zu errichten. Es geht vielmehr darum, die Pfarrei neu zu entdecken als provisorischen Ort (paroikos). Man könnte sagen, dass Abraham, auf der Pilgerschaft zu Gott hin, das erste „Pfarrkind“ war.

       Eine Kirche der Nähe (proximité)

      In der Sendung zeigt sich eine Kirche „der Nähe“, eine Kirche nahe bei den Menschen, inmitten aller ganz alltäglichen menschlichen Situationen. Hier verbindet sich die Stimme der Christen mit den Stimmen aller anderen. Mir ist aufgefallen, dass dieser Punkt bei der römischen Synode zur Neuevangelisierung noch einmal unterstrichen wurde. Das Evangelium wird nicht „aus der Ferne“ verkündet. Christus ist uns nahe gekommen. Zweifellos ist die Zeit des Fischfangs mit großen Netzen vorbei und es ist jetzt die Stunde des „Fischens mit der Angel“. Das ist natürlich aufwendiger, aber es ist unerlässlich in einer Zeit, wo das, was wir die „Krise“ nennen, viele Männer und Frauen hart trifft und sie sich unnütz oder überflüssig fühlen. Da ist es vielleicht eine frohe Botschaft, eine Gemeinde zu erfahren, die einfach ist, auch zerbrechlich, wo aber Geschwisterlichkeit, Nähe und Solidarität helfen, die Schwere der Existenz auszuhalten und wo sich Menschen rufen lassen sich zu engagieren.

      Nähe zu leben in so einfacher Form spricht von der Großzügigkeit des Evangeliums. Und damit dies möglich ist, müssen wir Menschen ins Christsein rufen und so zeigen, wie „köstlich das Evangelium ist“. Wie könnten wir den Dialog zwischen Jesus und den Arbeitern der letzten Stunde vergessen: „Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?“ Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben.“ (Mt 20,6–7). Wir leben heute in einer Zeit, wo wir gut auf diese Sätze hören müssen. Frankreich ist heute sicher ein „Missionsland“, aber das darf uns nicht zu nostalgischem Rückblick verleiten, sondern es geht darum, zunächst einmal für uns selber den Glauben neu zu entdecken und ihn vorzuschlagen als Antwort auf einen Ruf.

       Die Priester

      Wenn wir von örtlichen Gemeinden sprechen, dann fragt man uns sehr oft nach den Priestern in diesem Kontext: Was wird aus ihnen? Werden sie nicht vergessen, wenn sich Kirche so organisiert? Ganz klar und zum Glück heißt die Antwort: Nein! Von der Taufe auszugehen, das heißt nicht, die Priester zu vergessen. Ganz im Gegenteil: wir gehen von der Gnade aus, für die der Priester Zeichen und Werkzeug in der Gemeinschaft ist. Ich möchte noch einmal Presbyterorum ordinis, Nr. 6 zitieren: „Darum obliegt es den Priestern als Erziehern im Glauben, selbst oder durch andere dafür zu sorgen, daß jeder Gläubige im Heiligen Geist angeleitet wird zur Entfaltung seiner persönlichen Berufung nach den Grundsätzen des Evangeliums (…). Noch so schöne Zeremonien und noch so blühende Vereine nutzen wenig, wenn sie nicht auf die Erziehung der Menschen zu christlicher Reife hingeordnet sind. Um diese zu fördern, sollen die Priester ihnen helfen, zu erkennen, was in den wichtigen und den alltäglichen Ereignissen von der Sache her gefordert ist und was Gott von ihnen will.“

      Die Priester sind Erzieher im Glauben. Sie dienen dem Aufbau des Leibes Christi. Die Vielzahl ganz unterschiedlicher Christen sollen sie sammeln und zu einem Leib aufbauen. Damit dies gelingen kann, sind sie aufgerufen, auf jede und jeden Einzelnen zu schauen, jedem zu ermöglichen, das Beste, was sie oder er zu geben hat, hervorzubringen und es in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.

      In diesem Text findet sich auch das Wort von der Berufung. Erziehen, das heißt auch rufen, hervorrufen – es geht darum Menschen in eine Sendung zu rufen. Es geht nicht darum, alles selber zu tun, alles zu kontrollieren, sondern es geht um Ruf und Sendung. So wird deutlich, dass alle gerufen und gesandt sind und dass alle aufgefordert sind, zu rufen und zu senden.

      Man kann den Dienst des Priesters nicht auf die Summe dessen reduzieren, was er tut oder was er tun darf bzw. was die Laien nicht tun dürfen. Hier lauert eine große Gefahr, nämlich die Sakramentalität der Kirche zu ignorieren und so, mit einem Schlag das Innerste des Dienstes der Priester zu zerstören. Diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen.

      Paulus spricht von den Presbytern als „Vätern im Glauben“. Wir haben diesen Ausdruck in unserer Synode wieder aufgenommen. Im Gegensatz zu den Vorstellungen der Welt von heute, die manchmal aus den Priestern so etwas wie kirchliche Kader machen wollen, zeigt uns dieses paulinische Bild das Herzstück des priesterlichen Dienstes. Was ist ein Vater? Vater ist der, der zeugt, aber auch der, der Wachstum ermöglicht, der seinem Kind hilft, erwachsen zu werden, und es in die Welt entlässt. Genauso steht der Priester im Dienst an der Communio. Indem er der Gemeinschaft immer wieder ins Gedächtnis ruft, worauf sie gründet, was ihr Ursprung ist, verhindert er, dass sie nur um sich selber kreist.

       Formation, Bildung 2

      Es ist klar, dass diese Punkte, die ich hier nur kurz angetippt habe, auch Indikatoren für unsere Formation sind. Deshalb möchte ich zum Schluss hierzu einige Aspekte benennen.

      Unsere Priester werden, soweit wie möglich, gemeinsam mit den Laien ausgebildet. Sicher ist es auch erforderlich, dass sie einige spezifische Kurse absolvieren, aber nichts verhindert – vielmehr spricht alles dafür –, dass sie die gleichen theologischen Ausbildungsformate mit den Laien teilen.