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Kirche


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nicht um die Neustrukturierung eines Gebietes, vielmehr geht es um ein Suchen, ein Wahrnehmen der Sendung am jeweiligen Ort, mit den Menschen, die dort leben. Ein wesentlicher Aspekt der örtlichen Gemeinden ist daher die „proximité“ (Nähe) – nahe bei den Menschen sein. Den Menschen am jeweiligen Ort zu begegnen, ihnen zuzuhören, in ihnen den Wunsch nach örtlichen Gemeinden zu wecken, so wie sie sie brauchen, das war die Arbeit vieler Verantwortlicher in der Diözese. Oder anders ausgedrückt: Es ging darum, dass Menschen sich ihrer eigenen Taufe neu bewusst werden und entdecken, wie Taufe, wie die Taufwürde konkret gelebt werden kann.

      Vor der Errichtung einer örtlichen Gemeinde gibt es eine Vielzahl von Abenden, die Schulung und Austausch dienen, und immer geht es darum, das Verständnis für die christlichen Initiationssakramente zu vertiefen, besonders für die Taufe, durch die wir zu Christen werden und die uns dazu ruft, die uns von Gott geschenkte Teilhabe am Priester-, König- und Prophetentum Christi zu leben.

      Das geografische Gebiet einer örtlichen Gemeinde definiert sich durch die Christen vor Ort: Um eine Kirche herum kann eine örtliche Gemeinde entstehen, es kann aber auch nur eine örtliche Gemeinde um mehrere „Kirchtürme“ herum entstehen. Wichtig ist immer, den Beziehungsraum der Nähe zu respektieren, Beziehungen, die bereits existieren, oder solche, die man aufbauen möchte – auf Augenhöhe, in Reichweite.

      In einem solchen klar definierten Gebiet können dann auch die Menschen eine Sendung wahrnehmen, die dies in einem komplexeren Gebilde nicht könnten.

       Die Basisequipe in einer örtlichen Gemeinde

      Eine Basisequipe besteht immer aus fünf Personen, die auf der Grundlage ihrer Taufe (Priester – König – Prophet) und entsprechend ihren Charismen gerufen werden:

      – Pastoralbeauftragter – hält die Equipe lebendig, dient ihr und ist Bindeglied zwischen der örtlichen Gemeinde und den zivilen Behörden und kirchlichen Instanzen, besonders dem Pastoralsektor

      – Beauftragter für materielle Belange

      – Beauftragter für das Gebet

      – Beauftragter für die Glaubensverkündigung

      – Beauftragter für den Dienst der Nähe und der Nächstenliebe Jede Person wird in ein Mandat über drei Jahre gerufen, das einmal für weitere 3 Jahre erneuert werden kann.

      In einer Eucharistiefeier, der der Bischof vorsteht, wird die neu entstandene örtliche Gemeinde der Versammlung und dem Bischof vorgestellt, der sie dann dem Priester des Pastoralsektors anvertraut. Dieser stellt dann die Mitglieder der Basisequipe dieser örtlichen Gemeinde vor.

      Was daran neu ist, könnte man so beschreiben: Wir befinden uns nicht mehr in einer Situation, in der die Laien dem „Herrn Pfarrer“ helfen, sondern auf der Grundlage ihrer Taufe dienen sie dem Leben der Menschen in der örtlichen Gemeinde. Sie versuchen Antwort zu geben auf ihre Erwartungen, ihre Bitten. Jedes Mitglied der Basisequipe wird so für den örtlichen Beziehungsraum ein Gesicht von Kirche.

      Eine wesentliche Aufgabe der Basisequipe ist es daher, herauszufinden, was die jeweilige örtliche Gemeinde braucht, und dann, mit den anderen Gemeinden des Pastoralsektors und dem Pastoralrat in einem Prozess geistlicher Unterscheidung zu sehen, was umgesetzt werden sollte, oder auch nicht. Denn: Keine örtliche Gemeinde genügt sich selbst, sie ist eine Gemeinschaft von Gemeinschaften im Herzen eines Pastoralsektors.

      Den Aufgabenbereich in einer örtlichen Gemeinde könnte man in etwa so umreißen:

      – die Einsamen und Alleinstehenden besuchen

      – den Kranken die Kommunion bringen

      – Gebetszeiten initiieren, z. B. im Advent oder der Fastenzeit

      – über die Projekte des Pastoralsektors informieren und sie mit den örtlichen Gemeinden verbinden

      – alle möglichen Wünsche und Bitten entgegennehmen und Informationen aus dem Pastoralsektor weitergeben

      – Tauf- oder Ehevorbereitung usw.

      – die Sonntagsliturgie vorbereiten, sei es eine Eucharistiefeier oder ein Wortgottesdienst. Dazu gehört auch, weiträumig zu informieren und Transportmöglichkeiten zu organisieren für diejenigen, die an Gottesdienstfeiern teilnehmen möchten

      – Trauernde begleiten, Begräbnisfeiern vorbereiten, sei es mit oder ohne die Anwesenheit eines Priesters. Sehr oft wird in den örtlichen Gemeinden die Beerdigung von jemandem aus der Gemeinde selbst geleitet.

      Für die Sakramentenvorbereitung – Taufe, Ehe –, aber auch für andere Formen von Katechese oder z. B. auch für die Jugendpastoral sind die örtlichen Gemeinden so etwas wie ein Verbindungsglied im Nahraum. Es gilt jedoch das Prinzip der Subsidiarität, sie müssen und können nicht alles vor Ort selber organisieren, dafür ist dann auch noch der Pastoralsektor als pastorale Basiseinheit da.

       Nach 17 Jahren …

      Einige wesentliche Aspekte möchte ich hier benennen:

      Die örtlichen Gemeinden sind Wege zum Glauben. Die Beziehungen, die dort geknüpft werden – besonders mit den Schwächsten –, machen die Kirche nahbar, liebenswert. Sie sind auch ein Ort, wo Geschwisterlichkeit eingeübt werden kann. Man wählt sich ja die Mitglieder seiner Equipe nicht aus, man empfängt den anderen als einen Bruder, eine Schwester, die es zu lieben gilt. Dies ist aber zunächst einmal nicht immer naturgegeben.

      Bei ihren regelmäßigen Treffen sammeln sich die örtlichen Equipen um das Wort Gottes. Das Evangelium wird in die Mitte des Lebens der Gemeinde gestellt, wie ein Licht für den Weg.

      Männer, Frauen aus allen Milieus und Lebensbereichen sind ein Gesicht von Kirche. Sie lassen das Evangelium lebendig werden, selbst an den unwahrscheinlichsten Orten. Durch sie sind wir überzeugt, dass das Evangelium Nahrung für das Leben auch der Menschen ist, die wir nie in der Kirche antreffen. Sendung, das heißt, wir werden herausgefordert und befähigt, Mittel und Wege zu finden, wie alle Menschen aus dem Evangelium Jesu Christi leben können.

      Der Motor dafür heißt Vertrauen. Vertrauen in die Wirkmächtigkeit der christlichen Initiationssakramente, die den Getauften und Gefirmten die Fähigkeit verleihen, das Evangelium zu bezeugen. Vertrauen in die Christen, dass sie das kirchliche Leben neu beleben und ihre Talente in den Dienst der Gemeinschaft stellen können.

      Aber dieses Vertrauen zu leben, das kostet auch etwas, im Blick auf die Zeit und die Personen. Es kostet Zeit und Hingabe, diejenigen, die gerufen sind, zu begleiten, sie zu unterstützen, ihnen Wege vorzuschlagen, wie sie ihren Glauben vertiefen können, sie zu unterstützen in ihren Schwierigkeiten und Enttäuschungen – und auch sie zu begleiten, um ihren Weg des Glaubens immer wieder neu anzuschauen, zu überprüfen und zu deuten (Relecture).

      Eine örtliche Gemeinde ist nur in Gemeinschaft mit den anderen und mit den Weiheämtern wirklich christliche Gemeinde. Diese müssen dort sehr präsent sein und die Gemeinde immer wieder daran erinnern, dass sie sich nicht selber Quelle sind, sondern aus der Gnade Gottes leben, besonders in den Sakramenten.

      Nähe leben: dieses Leben eines Beziehungsgeflechts, das die Diözese den örtlichen Gemeinden anempfiehlt, ist auch ein Imperativ für die Diözese selbst. Es braucht eine Bewegung „hin zu …“, um der „Welt“ zu begegnen und sie zu verstehen. Durch die Beziehungsräume der Nähe in den örtlichen Gemeinden lebt die Kirche ihre Sendung inmitten der menschlichen Gesellschaft als „Salz der Erde“.

      Synodalität leben: das heißt, dass wir alle gemeinsam (Bischof, Priester, Diakone, Ordensleute, Laien mit einem kirchlichen Sendungsauftrag) lernen, geschwisterlich zu leben, gemeinsam mit dem Volk Gottes hin zu seinem Reich.

      Nähe, Mut, Vertrauen, Geschwisterlichkeit, Hoffnung – diese Wörter sind die kleinen Leuchtpunkte auf unserem Weg und so etwas wie Schlüsselwörter in meiner Aufgabe der Begleitung der örtlichen Gemeinden.