um den digitalen oder hybriden Schulbetrieb weiter auszubauen. Dabei sollen Schulleitungen und Lehrpersonen selbstverständlich nicht auf sich alleine gestellt sein. Geeignete Angebotsportfolios der Aus- und Weiterbildungsinstitutionen müssen sie dazu befähigen, ihre Rollen in und mithilfe der neuen digitalen Lehr- und Lernumgebungen zu erfüllen.
4. Impulsgeber für neue, innovative Ausbildungsmodelle
Agilität ist ein gern herangezogenes Schlagwort, wenn es um unternehmerisches Bestehen in Zeiten des Wandels und besonders die Bewältigung aktueller Megatrends geht. Eng damit verbunden ist das Credo der Selbstorganisation. Dabei setzen sich diese Entwicklungen längst über die betrieblichen Grenzen hinaus fort. Seufert (2018) konstatiert: «Auch für Berufsfachschulen und Bildungsinstitutionen sind diese Veränderungen spürbar. So sind etwa Schulleitungen derzeit stark gefordert, auf diese Dynamik zu reagieren» (S. 10).
Wir haben Berufsfachschulen mit mehreren Tausend Lernenden und solche mit maximal fünfzig (BFS, 2019). Wir haben Schulen, die in Bezug auf die angebotenen Berufe und Branchen sehr homogen sind (was bezüglich Professionalität und Fokussierung besondere Chancen bietet), und solche, die ein breites Berufsspektrum abdecken. Hier kann es keine allgemeingültigen Lösungen geben; vielmehr braucht es Bottom-up-Strategien, die sich zum einen an den spezifischen Besonderheiten der einzelnen Schulen orientieren, zum andern aber Fragen der Profilausrichtung und Schwerpunktsetzung auch aus einer kantonalen Perspektive beantworten. Gedankenexperimente sollen dabei durchaus Platz haben, sei es im Sinne innovativer Unterrichtsmodelle, die sich von traditionellen Strukturen lösen, mit Blick auf die zuvor beschriebene digitale Transformation oder durch einen Perspektivenwechsel, der die Lernenden als Kundinnen und Kunden ins Zentrum rückt.[13]
Fazit
Veränderungen sind Teil der Berufsbildung und somit eine Konstante, die von allen Akteurinnen und Akteuren Flexibilität und die Bereitschaft und Fähigkeit zu dynamischen Entwicklungen erfordert. Dies stellt für alle Beteiligten eine Herausforderung dar, kann aber auch als Chance begriffen werden. Auf nationaler Ebene soll das neue Dialogforum «Aus- und Weiterbildung» auch den Berufsfachschulen als zusätzliches Sprachrohr dienen. Darüber hinaus kann sich jede Berufsfachschule selber mit einer geeigneten Ausrichtung und konsequenter enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft als starke, innovative Partnerin positionieren und damit einen wichtigen Beitrag für ein zukunftsfähiges, attraktives Berufsbildungssystem leisten.
Literatur
Berger, M. (2018). Aktuelle Befunde zur Heterogenität in Berufsfachschulklassen. Newsletter der Schweizerischen Gesellschaft für Angewandte Berufsbildungsforschung 02/2018. www.sgab-srfp.ch/de/newsletter/aktuelle-befunde-zur-heterogenitaet-berufsfachschulklassen [7.10.2020].
Bundesamt für Statistik (2019). Bildungsinstitutionen. Neuenburg: BFS.
Bundesrat (1962). Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung zum Entwurf eines Bundesgesetzes über die Berufsbildung. BBl 1962 II (S. 920). www.amtsdruckschriften.bar.admin.ch/viewOrigDoc.do?id=10041883 [7.10.2020].
Bundesrat (1977). Botschaft zu einem neuen Bundesgesetz über die Berufsbildung. BBl 1977 I (S. 708). www.amtsdruckschriften.bar.admin.ch/viewOrigDoc.do?id=10046963 [7.10.2020].
Bundesrat (2000). Botschaft zu einem neuen Bundesgesetz über die Berufsbildung (Berufsbildungsgesetz BBG). BBl 2000 (S. 5701). www.admin.ch/opc/de/federal-gazette/2000/5686.pdf [7.10.2020].
Emmenegger, P. & Seitzl, L. (2019). Expertenbericht zur systemischen Steuerung der Berufsbildung in der Schweiz. Im Auftrag des SBFI. St. Gallen: Universität St. Gallen.
Euler, D. (2016, Dezember). Zwischen dem Selbst- und dem Unverständlichen – Warum fällt Berufsbildungsverantwortlichen das Zusammenarbeiten oft so schwer? Vortrag präsentiert am Symposium des Ostschweizer Kompetenzzentrums für Berufsbildung in St. Gallen. Dokumentiert in: Newsletter der Schweizerischen Gesellschaft für Angewandte Berufsbildungsforschung 01/2017. www.sgab-srfp.ch/de/newsletter/wie-aus-vertrautheit-vertrauen-wird [7.10.2020].
Pahl, J.-P. (2009). Berufsfachschulen – Ausformungen und Entwicklungsmöglichkeiten. Bielefeld: W. Bertelsmann.
Rekurskommission EVD (2005). Beschwerdeentscheid vom 15. September 2005, HA2004-28. Frauenkappelen: Reko/EVD.
Renold, U., Caves, K. & Oswald-Egg, M. E. (2019). Governance im Berufsbildungssystem Schweiz: Systemische Steuerung des schweizerischen Berufsbildungssystems. Zürich: KOF Konjunkturforschungsstelle, ETH Zürich.
Schuler, M. & Wettstein, F. (2020). Ergebnisbericht zur Standortbestimmung Handlungskompetenzorientierung für Lehrpersonen und Schulkader der Berufsfachschulen. Zollikofen: EHB.
Seufert, S. (2018). Flexibilisierung der Berufsbildung im Kontext fortschreitender Digitalisierung: Bericht im Auftrag des SBFI im Rahmen des Projekts «Berufsbildung 2030 – Vision und Strategische Leitlinien». St Gallen: Universität St. Gallen.
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) (2015). Rahmenlehrpläne Berufsbildungsverantwortliche. Bern: SBFI.
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) (2017a). Handbuch Prozess der Berufsentwicklung in der beruflichen Grundbildung. Bern: SBFI.
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) (2017b). Herausforderungen der Digitalisierung für Bildung und Forschung in der Schweiz. Bern: SBFI.
Trede, I., Aeschlimann, B. & Zbinden, A. (2018). Erfordert die Digitalisierung einen Rollenwandel bei Lehrpersonen? In J. Schweri, I. Trede, & I. Dauner (Hrsg.), Digitalisierung und Berufsbildung. Herausforderungen und Wege in die Zukunft. OBS EHB Trendbericht 3 (S. 22–24). Zollikofen: EHB.
[1] So schrieb der Bundesrat in seiner Botschaft zum Berufsbildungsgesetz von 1963 (BBl 1962 II, S. 920): «Die Berufsschule stellt für einen grossen Teil der Lehrlinge […] die letzte Schulung dar, bevor sie ins Erwerbsleben übertreten und sich mit dessen Anforderungen selbstständig auseinandersetzen müssen. Neben der Vermittlung von beruflichem Wissen muss die Berufsschule deshalb noch vermehrt darauf Gewicht legen, ihren Schülern auch eine Lebenshilfe zu bieten.»
[2] Das Parlament hat am 25. September 2020 das Bundesgesetz über die Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung (EHB-Gesetz) verabschiedet. Die Referendumsfrist läuft bis zum 14. Januar 2021. Tritt das Gesetz in Kraft, so wird aus dem heutigen Hochschulinstitut (erfolgreiche Akkreditierung vorausgesetzt) eine Hochschule, deren Aufgaben und Organisation im neuen Gesetz geregelt sind.
[3] Bereits 2005 war die Rekurskommission des damaligen Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements zum Schluss gekommen, dass rein schulisch ausgerichtete Institutionen im Sinne des BBG nicht als OdA zu betrachten sind (Reko/EVD, 2005).
[4] Zwischen der TR BS und den Verbundpartnern findet drei- bis viermal jährlich ein Informations- und Meinungsaustausch statt. Zudem ist sie Ansprechpartnerin bei Vernehmlassungen und Anhörungen und nimmt Einsitz in verbundpartnerschaftlichen Kommissionen und Arbeitsgruppen. Den Kommissionen B&Q obliegt es, die