Marianne Franz

Die katholische Kirche im Pressediskurs


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oder Hervorhebung von inhaltlichen Aspekten, so dass „eine bestimmte Definition des Problems, eine ursächliche Interpretation, eine moralische Bewertung und/oder eine Handlungsempfehlung für das beschriebene Thema begünstigt werden“ (Entman 1993, zitiert nach Stengel/Marschall 2010: 128). „Durch ‚Framing‘ werden bestimmte Teile der Realität hervorgehoben, andere dagegen heruntergespielt oder ignoriert“ (Kunczik/Zipfel 2005: 272).

      Der FramingFraming-Ansatz untersucht (vor allem unter Rückgriff auf die Methode der InhaltsanalyseInhaltsanalyse), über welche Themen auf welche Art und Weise berichtet wird und welche Frames dahinterstehen. Ziel ist es aufzudecken, ob und wie die Journalisten das Medienpublikum beeinflussen. Dahinter steht die Annahme, dass RezipientInnen z.B. „aufgrund der Berichterstattung neue [Interpretations-]Rahmen entwickeln“ (Kunczik/Zipfel 2005: 272). Entman zufolge (vgl. 1993, zitiert nach Stengel/Marschall 2010: 128) können die Effekte, „die die Art der Darstellung eines Themas auf das Publikum hat“, unterschiedlich sein und sind kaum vorhersagbar.

      Die vorliegende Arbeit berührt im Grunde auch diesen Ansatz, wenn es darum geht, die BewertungenBewertung der JournalistInnen hinsichtlich der katholischen Kirche zu analysieren und damit die Haltung der Redaktionen gegenüber der katholischen Kirche – bzw. eben ihren FrameFraming, ihren Interpretationsrahmen zu beschreiben.Kommunikator

      An der Darstellung der verschiedenen Ansätze der Kommunikator- bzw. Medienwirkungsforschung wurde deutlich, dass die einzelnen Theorien durchaus miteinander in Zusammenhang stehen und oft gar nicht so einfach zu trennen sind. Vielmehr scheinen sich die einzelnen Konzeptionen zu ergänzen (vgl. Kunczik/Zipfel 2005: 271). Es zeigte sich auch, dass die vorliegende Arbeit Elemente aus mehreren Ansätzen in sich integriert, wobei der Schwerpunkt auf der Nachrichtenwerttheorie liegt.

      2.4 Medieninhaltsforschung

      Bonfadelli (2006b: 173) beschreibt Medieninhalte als „die von den Medien im Kommunikationsprozess verbreiteten Botschaften und die damit übermittelten symbolischen Bedeutungen“. Im Englischen gibt es hier die Unterscheidung zwischen „message“ (z.B. Zeitungsartikel, d.h. Texte und Bilder) und „meaning“ (die Bedeutung des Übermittelten).

      Zu bedenken ist jedoch, dass in den verschiedenen Forschungsrichtungen statt „Medieninhalt“ auch andere Begriffe wie Medienaussagen, TextTextMedientextMedientext oder Medienprodukte verwendet werden, so dass hier eine gewisse terminologische Unschärfe besteht (vgl. Bonfadelli 2006b: 173).

      „Die Analyse der Inhalte der modernen MassenmedienMassenmedien stand wegen ihrer massenhaften Verbreitung sowie ihrer enormen Popularität, und nicht zuletzt wegen der damit verknüpften Wirkungsvermutungen bezüglich des Publikums von Beginn an sowohl im Zentrum der empirischen Forschung der Publizistikwissenschaft als auch im Fokus der kritischen Öffentlichkeit.“ (Bonfadelli 2003: 79)

      Medieninhaltsforschung als eigenständiges Forschungsfeld der Medien- und KommunikationswissenschaftKommunikationswissenschaft zu bezeichnen, mag jedoch auf den ersten Blick näher liegen, als es das auf den zweiten Blick tut. Sie beschäftigt sich vor allem mit dem „Who says What“ der Lasswell-Formel – mit dem Was, dem MedientextMedientext. Doch dies tut sie nicht, ohne auch andere Aspekte der Lasswell-Formel zu berücksichtigen. Nach Bonfadelli (vgl. 2003: 79) werden Medieninhalte deshalb gerne analysiert, weil sie besonders leicht zugänglich sind (im Gegensatz etwa zu den Kommunikatoren). Sie werden aber selten sozusagen um ihrer selbst willen untersucht, sondern meist unter einer bestimmten Perspektive.

      „Für sich allein bilden [die Medieninhalte] selten einen eigenständigen Gegenstand, außer aufgrund von quantifizierenden Aussagen- bzw. Inhaltsanalysen (vgl. Früh 1998; Merten 1995) oder qualitativen Textanalysen (Hijmans 1996), welche die ‚sekundäre‘ Medienrealität zu erfassen und beschreiben versuchen.“ (Bonfadelli 2003: 82)

      Die Medieninhaltsanalyse der vorliegenden Arbeit versucht genau dies: Sie will die sekundäre MedienrealitätMedienwirklichkeit mittels einer InhaltsanalyseInhaltsanalyse sowie einer qualitativen Textanalyse, nämlich der DiskursanalyseDiskursanalyse, erfassen. Die Analyse wird jedoch aus der Kommunikatorperspektive vorgenommen (s.u.), d.h., sie soll Erkenntnisse einerseits über die sekundäre Medienrealität, andererseits über die Kommunikatoren ermöglichen.

      Die Unterscheidung zwischen Botschaft und Bedeutung bzw. „message“ und „meaning“ entspricht im Grunde bereits den zwei Grundtypen der Medieninhaltsforschung, wie sie Marcinkowski und Marr benennen. Das Erkenntnisinteresse des ersten Grundtyps liegt demnach in der reinen Deskription und

      „beschränkt sich im Sinne einer Kartographie auf die Bestandsaufnahme und Klassifikation des medialen Angebots. Von Interesse sind dabei allgemeine Strukturmerkmale wie Umfang, Positionierung, Präsentationsweisen oder Genres mit denen verschiedene Angebotsformen vermittelt werden, die diesbezüglichen Unterschiede zwischen den Medientypen (Presse, Rundfunk, Internet) sowie ihre Veränderungen im Zeitverlauf.“ (Marcinkowski/Marr 2005: 427f.)

      Der zweite Grundtyp interessiert sich für die InferenzenInferenz der Medieninhalte, d.h. für die durch die Medieninhalte gewonnenen Erkenntnisse bezüglich der Kommunikatoren, der Wirkung der Medieninhalte, der Zusammenhänge der Medieninhalte untereinander sowie des Realitätsbezugs der Medieninhalte (vgl. hierzu die Ausführungen von Marcinkowski/Marr 2005: 428f.).

      Bonfadelli nennt vier ähnliche Perspektiven zur Analyse von Medieninhalten, die er zusammen mit den jeweiligen Analyseinstrumenten in einem Schaubild darstellt (Abb. 5).

      Abb. 5:

       Perspektiven und Instrumente zur Analyse von Medieninhalten (Quelle: Bonfadelli 2003: 80)

      Bonfadelli stellt im Weiteren fest (2003: 82), „dass Medieninhalte meist in Relation zu den Kommunikatoren oder zu den Rezipienten untersucht werden“. Oder wie Scholl (2005: 231) es formuliert: „[…] man kann die Analyse von Medieninhalten und ihren Strukturen als Schnittstelle für die Analyse ihrer Entstehung und Folgen betrachten“.

      Die Bandbreite der Fragestellungen in der Medieninhaltsforschung ist enorm, doch gibt es einige Themen, denen vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt wird. Bonfadelli (vgl. 2003: 82–87) führt eine Liste solcher Themen an, die er nach Durchsicht publizistikwissenschaftlicher Fachzeitschriften zusammengestellt hat:

Repräsentanz bzw. Stereotypisierung von Bevölkerungsgruppen und Minoritäten,Darstellung von Frauen und Männern in den Medien,Medienkultur und Wertewandel,Kriminalität und Gewalt,Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus,Konflikte, Krisen, Terrorismus und Kriegsberichterstattung,Umwelt, Wissenschaft, Technik und Risiken,Gesundheit, Krankheit und Medizin,Mediale Konstruktionen von Medienereignissen,Nachrichtengeografie,Gehalt, Vielfalt, Verständlichkeit, Redundanz,Format-Analysen und schließlichProgrammqualität, Medienleistungen, Benchmarking1

      Scholl (2005: 232) nennt einige Fragestellungen, mit denen sich die Forschung vor allem im Bereich der journalistischen Berichterstattung auseinandersetzt, was für die vorliegende Arbeit von Interesse ist. Die Fragestellungen überschneiden sich weitgehend mit denen in Bonfadellis allgemeinerer Aufzählung. Weitere, bei Scholl angeführte Themen sind „Politik und politische Prozesse im Allgemeinen; Wahlkampf; Skandale; […] Sexualität (vor allem in Boulevardmedien); […] Wirtschaft; Sport“.

      In der Medieninhaltsforschung gibt es entsprechend den vielen Fragestellungen bzw. Perspektiven auch sehr viele methodische Zugänge. Der Zusammenhang zwischen Perspektive und Analyseinstrument wurde bereits in Abb. 5 deutlich. Etabliert hat sich vor allem die (quantifizierende) InhaltsanalyseInhaltsanalyse. Sie nimmt in der Medieninhaltsforschung einen derart großen Stellenwert ein, dass der Untersuchungsgegenstand „Medieninhalte“ oft sogar über sie definiert wird (vgl. Bonfadelli 2003: 79). Auch die vorliegende Arbeit greift auf sie zurück (siehe Abschnitt 2.4.2). Daneben gibt es eine Reihe von qualitativen Verfahren der Textanalyse, die hier – mit Ausnahme der DiskursanalyseDiskursanalyse – nicht von Bedeutung sind.2 Diskursanalytische bzw. linguistisch-semiotische Verfahren repräsentieren auch bei Beck (vgl. 2007: 176) einen von vier Ansätzen der Medieninhaltsanalyse.3 Die linguistisch-semiotischen