Josef Franz Lindner

Hochschulrecht im Freistaat Bayern


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Ökonomisierung einerseits sowie der Europäisierung[204] und Internationalisierung andererseits.[205] Die unter den Leitideen der Wettbewerbsfähigkeit, Standortsicherung, Internationalisierung und Ökonomisierung eingeleitete Entwicklung wird sich fortsetzen, auch wenn sich ihre Geschwindigkeit mittlerweile spürbar abgeschwächt hat. Die Grenzen der Machtkonzentration bei den Hochschulleitungen[206] treten immer offensichtlicher zutage. Auch leerformelhafte „Newspeak“-Begriffe wie Governance,[207] Output-Orientierung und Management-Universität[208] können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kollegialorgane und die körperschaftlichen Strukturen, in denen unverändert das Höchstmaß an akademisch-pluralistischem, intrinsisch motiviertem Sachverstand gebündelt ist, auf Dauer nicht mehr in der bisherigen Weise entmachtet werden können, soll nicht die Qualität und der Ruf der „deutschen Universität“ im Sinne eines international anerkannten Gütesiegels, das gerade im Geiste von Kollegialprinzip[209] und Autonomie[210] (Freiheit) über lange Zeiträume gewachsen ist, (noch mehr) Schaden nehmen.[211]

      Anmerkungen

       [1]

      Als Gesamtdarstellungen zur Geschichte der deutschen und bayerischen Hochschulen vgl. Berg et al. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, 1987 ff., 6 Bde.; Spindler/Kraus (Hrsg.), Handbuch der bayerischen Geschichte, 3 Bde. (Bd. 2 in zwei Teilbänden), 1974 ff.; Liedtke (Hrsg.), Handbuch der Geschichte des Bayerischen Bildungswesens, Bd. 4, 1997.

       [2]

      Dazu Boehm, Das Hochschulwesen, S. 919 ff. (936 ff.); Kahl, Hochschule und Staat, S. 5 ff.

       [3]

      Siehe dazu Machilek, Zur Geschichte der älteren Universität Würzburg, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 34 (1972), 157 ff.

       [4]

      Zur Geschichte der Ingolstädter Universität im Mittelalter vgl. Boehm/Müller et al., Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München, Teil I: Ingolstadt-Landshut 1472–1826, S. 1998; Kausch, Geschichte der Theologischen Fakultät Ingolstadt im 15. und 16. Jahrhundert (1472 – 1605), 1977; Keck, Verfassung und Rechtsstellung der Churfürstlich-Bayerischen Landesuniversität Ingolstadt (1472–1800), 1965; Müller, Universität und Adel – Eine soziostrukturelle Studie zur Geschichte der bayerischen Landesuniversität Ingolstadt 1472–1648, 1974; Seifert, Statuten- und Verfassungsgeschichte der Universität Ingolstadt (1472–1586), S. 1971; Wolff, Geschichte der Ingolstädter Juristenfakultät 1472 – 1625, 1973. Epocheübergreifende Darstellungen der Geschichte der ersten Landesuniversität finden sich in Boehm/Spörl (Hrsg.), Ludwig-Maximilians-Universität – Ingolstadt, Landshut, München 1472–1972, 1972; dies. (Hrsg.), Die Ludwig-Maximilians-Universität in ihren Fakultäten, 2 Bde., 1972; Prantl, Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität in Ingolstadt, Landshut, München, 1872 (Neudruck 1968), 2 Bde.; Rektoratskollegium der Universität München (Hrsg.), Ludwig-Maximilians-Universität München 1472–1972: Geschichte – Gegenwart – Ausblick, 1972, darin insbes.: Boehm, Universitätsreform als historische Dimension, S. 55 ff.; außerdem Buzas, Bibliographie zur Geschichte der Universität Ingolstadt-Landshut-München 1472–1982, 1984.

       [5]

      Zur Vermögensverwaltung an der Universität Ingolstadt Seifert, Statuten- und Verfassungsgeschichte der Universität Ingolstadt (1472–1586), 1971, S. 318 ff.; Wallenreiter, Die Vermögensverwaltung der Universität Landshut-München, 1971, insbes. S. 22 ff.; allgemein auch Pleyer, Die Vermögens- und Personalverwaltung der deutschen Universitäten – Ein Beitrag zum Problemkreis Universität und Staat, 1955.

       [6]

      Dazu Boehm, Das Hochschulwesen, S. 941: „Die Gründungsverfassung der Academia Ingolstadiensis verkörperte insgesamt die für ihre Zeit reguläre Zwittergestalt einer staatlich gestifteten Landesuniversität als obrigkeitlich geschützte Korporation mittelalterlicher Prägung.“

       [7]

      Aus der Funktion als iudex auch über die geistlichen Mitglieder der Universität ist es zu erklären, dass der Rektor bis 1642 zudem weltgeistlicher clericus non coniugatus sein musste, vgl. Boehm, Das Hochschulwesen, S. 935.

       [8]

      Zum Kanzler Boehm, Cancellarius universitatis. Die Universität zwischen Korporation und Staatsanstalt, in: Universitäts-Archiv München (Hrsg.), Chronik der Ludwig-Maximilians-Universität 1964/65, 1966, S. 186 ff.

       [9]

      Zum Humanismus Bauch, Die Anfänge des Humanismus in Ingolstadt, 1901; Seifert, Der Humanismus an den Artistenfakultäten des katholischen Deutschland, in: Reinhard (Hrsg.), Humanismus im Bildungswesen des 15. und 16. Jahrhunderts, 1984, S. 135 ff.

       [10]

      Seit 1510 Professor für Theologie in Ingolstadt und dort von 1512 bis zu seinem Tod Vizekanzler. Zu seiner Person siehe Eintrag bei Boehm/Müller et al., Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München, Teil I: Ingolstadt-Landshut 1472–1826, S. 88 mit zahlreichen Nachweisen.

       [11]

      Dazu Weissthanner, Die Gesandtschaft Herzog Albrechts IV. v. Bayern an die Römische Kurie 1487 – Stiftungsprivileg für eine Universität Regensburg, AZ 47 (1951), 189 ff.

       [12]

      Zu Ingolstadt in dieser Epoche außerdem W. Müller, Universität und Orden – Die bayerische Landesuniversität Ingolstadt zwischen der Aufhebung des Jesuitenordens und der Säkularisation 1773–1803, 1986; Neumaier, Ius publicum. Studien zur barocken Rechtsgelehrsamkeit an der Universität Ingolstadt, 1974.

       [13]

      Boehm, Das Hochschulwesen in seiner organisatorischen Entwicklung, in: Spindler/Kraus (Hrsg.), Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 3/1, 1971, S. 1107 (1139).

       [14]

      Namentlich in der Hand Leonhard v. Ecks, der seit 1530 als „universitatis singularis patronus“ fungierte, eine Funktion, die später durch Kollegialorgane ausgeübt und schließlich durch die Superintendenz (1560–1585) ersetzt wurde. Dazu Seifert, Statuten- und Verfassungsgeschichte der Universität Ingolstadt (1472–1586), 1971, S. 294 ff. Folgen der aufsichtsrechtlichen Entwicklung waren die Übertragung der Statutenhoheit an den Herzog 1556 und die vermehrte Durchführung von Visitationen. Bei der Verteidigung ihrer Autonomie, insbesondere im Bereich der Gerichtsbarkeit, musste sich die Universität auf die in der päpstlichen Privilegierung genannten Rechte der Wiener Universität berufen (sie erhielt eine Abschrift der Wiener Stiftungsurkunde erst 1552), um sich gegen Einflussnahmen von bischöflicher und herzoglicher Seite zu wehren. Zum Streit über die Gerichtsbarkeit und seiner Beilegung im Eichstätter Konkordat (1584) vgl. Seifert, Statuten- und Verfassungsgeschichte der Universität Ingolstadt (1472–1586), S. 358 ff.; allgemein dazu Kahl, Hochschule und Staat, S. 8 ff.