Heinz-Jürgen Schönhals

Ulrike D.


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schlüpfte, und das tat er zu seinem und zu Elmars Ver­gnügen ziemlich oft.

      „Auf jeden Fall“, sprach die blasierte Stimme, „werden wir es uns hier gemüt­lich machen. Im Sommer dösen wir in der Sonne, wir schwimmen, fah­ren Boot - kurz, wir genießen das Leben. Sonntags sitzen wir auf der Terrasse, genießen den Garten und lesen ein gepflegtes Buch....“

      „Sonntags geht nicht“, warf Elmar ein, „du weißt, mein Vater, die Familie....!“

      „Also gut, dann: samstags! Wir sitzen hier also, entspannt und schmökern, oder.... - weißt du was?“

      Joachim nahm wie elektrisiert eine Hab’- Acht- Stellung an, blickte Elmar mit leuch­tenden Augen an und sagte, jetzt nicht mehr mit blasierter, sondern mit ganz norma­ler, fester Stimme, „....wir laden Ulrike D. ein und verbringen mit ihr einen angeneh­men Samstagnachmittag!“

      Als Joachim den Namen Ulrikes aussprach, fuhr es Elmar wie von einem Stich glü­hend heiß ins Herz, denn er war seit einiger Zeit in Ulrike verliebt, heimlich verliebt - muss er betonen - , denn eine Chance rechnete er sich bei der attraktiven Ulrike nicht aus..

      „Ulrike D.?“, erwiderte er mit belegter Stimme, „die wird auch gerade hierher kom­men.“

      „Warum nicht? Neulich habe ich sie in der Stadt getroffen, und sie hat sich sehr auf­geschlossen gezeigt; kein bisschen zickig oder arrogant.“

      „Aha!“

      Joachim kam bei Mädchen besser an als sein Freund, das wusste dieser. Joachim war halt ein Frauentyp. Er konnte gegenüber Mädchen ungezwungener, lockerer auftre­ten, während Elmar leicht verkrampfte, jedenfalls bei denen, in die er sich verliebte. Er glaubte, Joachim sehe auch besser aus als er.

      „Wir haben uns übrigens über deine Pfadfinderschaft unterhalten, Elmar, und weiß du, was sie gesagt hat?“

      „Nein, was denn?“

      „Na, dass sie das mit den Pfadfindern albern findet. Vor allem die Frömmelei dort findet sie zum...., na ja, Kotzen hat sie nicht gerade gesagt, aber...., jedenfalls, sie fin­det das..... blöd!“

      Da Elmar zu jener Zeit mit Leib und Seele Pfadfinder war, traf ihn dieses Urteil Ul­rikes natürlich wie ein Schlag in die Magengrube. Er zog es vor, nichts zu erwidern, sondern blickte nur sinnend-traurig vor sich hin, während Joachim, der von des Freundes Leidenschaft für Ulrike offenbar nichts ahnte, weiter über Ulrike D. und deren anstehende, jedenfalls ihm, Joachim, willkommene Einladung plauderte.

      „Also, ich glaube bestimmt, sie wird gerne kommen“, sagte er, „die Frage ist nur, wie bringen wir sie hierher? Denn: Laufen ist nicht gerade ihre große Stärke, jeden­falls wenn es um größere Entfernungen geht. Wir müssten sie schon hierher kut­schieren. Aber Kunststück..., keiner von uns hat den Führerschein...“

      „..... womit die Sache wohl gestorben ist!“, fiel ihm Elmar ins Wort, „ab Enkdorf müsste sie ja laufen, vier Kilometer....“

      „....für die verwöhnte Dame natürlich eine Zumutung!“, ergänzte Achim, „tja, guter Rat ist teuer! - Übrigens: dass ich unter diesen Umständen deinem Wunsch, auch zu eurer Pfadfindertruppe zu stoßen, nicht willfahren kann, dürfte wohl klar sein, nicht?“

      „Wieso unter diesen Umständen?“

      „Na ja...., ich meine...“, Achim grinste ihn an „um meine Chance bei der Hübschen zu wahren. Als frommer Pfadfinder müsste ich mir ja alle meine Bestrebungen in dieser Hinsicht aus dem Kopf schlagen.“

      „Ach so! Also bist du ..., das heißt...“, Elmar stockte, denn er wollte ’bist du auch in sie verknallt’ sagen, aber dieses ’auch’ hätte ihn dann ja verraten. „Also bist du in sie verknallt!“

      Achim zögerte die Antwort hinaus. Elmar hatte dabei zunehmend den Verdacht, sein Freund wisse von seiner Liebe zu Ulrike und er wolle ihm jetzt, rücksichtsvoll, wie er war, nur deshalb die Wahrheit verhehlen, weil er sich dann ja als seinen Widersa­cher offenbaren müsste. Doch rasch sagte Joachim:

      „Quatsch! Ich doch nicht! Ich hab’ nur mal Spaß gemacht. Außerdem habe ich so­wieso Null Chance bei der schönen Ulrike. Trotzdem, ein Beitritt zu eurer Pfadinder­sippe kommt für mich nicht in Frage, aber aus anderen Gründen.“

      „Und aus welchen, wenn ich fragen darf?“

      „Na, aus den gleichen, die auch Fräulein Düsterwald genannt hat: Ihr seid mir zu fromm.“

      Ja, er hatte recht und Ulrike ebenfalls: die Sternbaldpfadfinder, wie sie sich nannten, waren fromm, aber Elmar störte das nicht; ihn störte nur eines, dass auch Ulrike et­was gegen die Pfadfinder hatte, wodurch seine Chancen bei dem Mädchen natürlich stark gemindert, um nicht zu sagen: vertan waren. Um dieses für ihn schmerzvolle Thema nicht weiter mit Achim zu diskutieren, wollte er gerade vorschlagen, einen Schulfreund hin und wieder zu einer Skatrunde hierher einzuladen, da kam ihm Achim mit einem anderen Vorschlag zuvor:

      „Du, ich habe neulich in unserem Schwimmverein ein Mädchen gesehen, die ist zwar nicht Mitglied, aber ihre Schwester ist Mitglied. Die heißen Lambertz, Klara und Julia Lambertz. Diese Julia ...., also eine richtige Wuchtbrumme ist das!“

      Joachim schnalzte mit der Zunge und streckte den Zeigefinger in die Höhe, wobei er mit den Fingern schnipselte, „auf die könnte ich sofort abfahren: Du sicher auch, wie ich deinen Geschmack kenne! Wollen wir die nicht mal einladen? Die Julia wird si­cher nicht alleine kommen, aber zusammen mit ihrer Schwester kommt sie viel­leicht.“

      „Sind die nett?“

      „Umwerfend nett! Die eine ist sogar hübsch, wie gesagt: Wuchtbrumme!“

      „Na gut, versuch’ dein Glück! Ich glaube aber, die kommen nicht. Du kennst sie doch gar nicht.“

      „Mit der Klara habe ich schon oft gesprochen, und soviel ich weiß, kleben die Schwestern wie die Kletten aneinander. Morgen frage ich die Klara. Natürlich müss­te ich ihnen sympathisch sein. Der Klara bin ich’s auf jeden Fall, das steht für mich fest.“

      „Na, dann ran an den Kuchen! Sag’ ihnen, wir würden sie hier auch bewirten, so mit Karpfen und Forelle aus dem See.“

      „Ja, mach’ ich!“

      „Falls es schief geht, habe ich noch einen anderen Vorschlag: Wir könnten dann Klaus öfter einladen.“

      „Ja, gute Idee!“, griff Joachim sofort Elmars Vorschlag auf, „aber warten wir erst mal ab; die Lambertz-Schwestern haben auf jeden Fall Vorfahrt. Und wie ich mich ken­ne, werden die auf meinen Charme voll abfahren und uns die Ehre geben.“

      „Übernimm dich nicht! Wie ein Casanova siehst du nicht gerade aus!“

      „Auf den Charme kommt es bei den Weibern an, Elmar, auf den Charme! Und die in­neren Werte! Die du natürlich clever nach außen drehen musst. Dabei darfst du aber nicht zu brav und zu langweilig wirken, sonst nehmen die Weiber sofort Reißaus.“

      „In welchem Handbuch hast du das denn gelesen? Handbuch des erfolgreichen Ver­führers, was?“

      „Quatsch! Ich mache halt meine Beobachtungen.“

      „Na schön, dann wünsche ich deiner Charme-Offensive viel Erfolg bei den ...Schwestern....., wie hießen sie gleich wieder?“

      „Lambertz! Julia und Klara Lambertz!“

      „Wetten, dass du sie nicht hierher bringst!“

      „Ich wette um zwei Mark!“

      „Bisschen wenig, aber gut, abgemacht!“

      Er gab Joachim die Hand.

      „Wenn es nicht klappt, laden wir also Klaus ein, und dann spielen wir hier Skat, was das Zeug hält; vorausgesetzt natürlich, Hilde gibt Klaus ein, zwei Stunden Urlaub von der Liebe.“

      „Klar gibt die ihm Urlaub!“, warf Elmar ein.

      „Und wenn er wieder weg ist“, fuhr