Nadja Christin

Natascha


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seine Mutter streckt verzweifelt die Hände nach ihrem Kind aus. Schreit immer wieder:

      »Nein! Gib ihn mir zurück … bitte. Gib ihn wieder her …«

      Die kleine Schwarzhaarige sieht den Jungen an, freundlich lächelt sie.

      »Wie heißt du, Kleiner?«

      »Connor«, kräht der Junge fröhlich.

      »Und wie alt bist du?«

      Der Kleine hält seine ausgestreckte Hand hoch.

      »Oh, fünf Jahre«, meint Natascha und macht große Augen, »du bist ja schon ein richtiger Mann.«

      Connor lacht laut und schlägt sich die kleinen Händchen vor den Mund.

      »Lass ihn in Ruhe!«, ruft seine Mutter ängstlich. Erneut streckt sie die Hände nach ihrem Sohn aus. Aber die Vampirin dreht sich einfach weg. Sie stolziert mit dem kleinen Kerl auf dem Arm durch den Laden, redet auf ihn ein. Immer wieder ist ein lautes Kichern von Connor zu hören. Besonders begeistert kreischt er auf, als die Vampirin mit ihm in die Süßigkeiten Abteilung geht.

      »Du kannst dir alles nehmen«, sagt sie zu dem Jungen, »du brauchst nicht erst fragen. Hol dir nur, was immer dir schmeckt.«

      Connors Mutter sieht mit flatterndem Herzen und einem verzweifelten Gesichtsausdruck die Gänge hinunter. Sie wartet darauf, dass die Vampirin mit ihrem Sohn wieder auftaucht. Es dauert ihr scheinbar zu lange, sie geht einen Schritt vor. Sofort ist Ben bei ihr, umschlingt sie von hinten, schmiegt seine Wange an die der Menschenfrau. Ein keuchender, ängstlicher Laut dringt aus ihrem Körper.

      Natascha taucht wieder auf, mit einem Connor, der mit dicken Backen munter Süßigkeiten kaut, die kleinen Arme voller Leckereien, sein Mund ist mit Schokolade verschmiert.

      Er sieht glücklich aus und strahlt Natascha freudig an.

      Schmunzelnd setzt sie den Kleinen auf das Laufband der Kasse. Aus einem Zeitungsständer daneben fischt die Vampirin das neuste Comic-Heft und drückt es Connor in die Händchen. Er kreischt vor Freude laut auf und durchblättert in fieberhafter Eile das Heft.

      Der Junge ist so vertieft in seine Leckereien und das Comic, das er nicht bemerkt, in welcher Gefahr seine Mutter schwebt.

      Nataschas Lächeln stirbt augenblicklich, als sie sich zu Connors Mutter umdreht.

      »Du wolltest fliehen, du kleine Schlampe«, zischt sie leise.

      »Bitte … tu mir nichts«, flüstert die junge Frau und verfällt in ein heiseres Schluchzen.

      Die Vampirin verschränkt die Arme vor dem Körper, lehnt sich lässig gegen die Kasse.

      »Oh, ich werde dir auch nichts antun. Dafür habe ich meine Jungs.«

      Sie grinst breit.

      Ben, noch dicht an Connors Mutter gepresst, gibt Stevy ein Zeichen. Er lässt die Frau fallen, die er gerade ausgesaugt hat, und packt die junge Mutter von hinten an den Armen. Ben lässt sie los und stellt sich vor sie. Mit einem gewaltigen Ruck reißt er ihre Bluse auf, es klimpert leise, als ihre Knöpfe abspringen und umherfliegen. Langsam streichelt der Vampir über die bloßgelegte Haut. Die Frau windet sich, versucht zu entkommen, aber Stevys stählerne Griff lockert sich kein bisschen.

      Natascha betrachtet die Szene vor ihr, plötzlich ruft sie:

      »Stell dich nicht direkt vor sie, Ben, sonst könnte es sein …« Weiter kommt die Vampirin nicht.

      Connors Mutter hat eine Chance gesehen, um aus dieser Situation zu entfliehen. Der Vampir ist viel zu sehr von ihrer Nacktheit abgelenkt und steht dicht bei ihr. Die Frau reißt ihr Knie hoch und trifft den Vampir dort, wo es jeden Mann am meisten schmerzt, genau zwischen den Beinen.

      Mit einem leisen Aufschrei geht Ben in die Knie und presst seine Hände in den Schritt.

      Natascha lacht laut auf. Auch Nicki und Stevy lachen hämisch.

      Connor hebt fragend den Blick, sieht sich um. Die kleine Schwarzhaarige streichelt ihm leicht über den blonden Kopf.

      »Nur keine Sorge, mein Kleiner«, flüstert sie, »es ist alles okay.«

      Sofort senkt der Junge seinen Kopf und widmet sich wieder seinen Süßigkeiten.

      Ben hat sich gefangen, er holt aus und schlägt der jungen Frau seinen Handrücken ins Gesicht. Sie schreit laut auf. Der Vampir greift in ihre langen Haare.

      »Mach das nie wieder. Nie mehr in deinem Leben … die letzten Minuten, die dir noch bleiben.«

      Blut fließt aus der aufgeplatzten Lippe, rinnt über ihr Kinn. Sie wimmert jetzt nur noch, sieht zu ihrem Sohn, der versunken und kauend immer noch auf dem Laufband der Kasse sitzt.

      Der Widerstand seiner Mutter scheint gebrochen, sie ergibt sich ihrem Schicksal und erträgt, ohne weitere Gegenwehr die Schandtaten, die Ben an ihr verübt.

      In dem Supermarkt ist es stiller geworden. Nur Connors Schmatzen, leises Rascheln von Papier und vereinzeltes Keuchen sind zu hören.

      Ben vergeht sich an der jungen Mutter, die mit zusammengepressten Lippen den Blick fest auf ihren Sohn richtet. Ben bewegt sich schneller, die Vampire feuern ihn lautstark an. Irgendwann stöhnt er laut auf, verkrallt sich in den weichen Bauch der Frau, reißt den Kopf in den Nacken und brüllt wie ein Löwe.

      Hochrufe und Applaus erntet er von seinen Freunden.

      In diesem Moment kommt Mikka aus dem Büro des Geschäftsführers, die Arme voller Geldscheine. Als er sieht, mit was sich seine Freunde beschäftigen, lässt er das Geld achtlos fallen und ruft freudig:

      »Ich bin der Nächste!«

      »Nein«, keucht Ben zwischen zwei Atemzügen, »such dir selbst eine.«

      »Darf ich?« Erwartungsvoll ist sein Blick auf die Vampirin gerichtet. Sie vollführt eine Handbewegung, als wollte sie dem Jungen alle Frauen in diesem Geschäft auf einem Tablett servieren.

      »Wow, danke«, murmelt er nur und geht suchend in dem Laden umher.

      »So viel zu seinen Prioritäten und wie rasch die sich ändern können.« Nicki grinst breit und sieht Mikka hinterher.

      »Bring sie zu mir«, ruft Natascha Ben zu. Der zieht sich gerade seine Hose hoch und schließt umständlich den Gürtel. Er zerrt die junge Frau am Arm hinter sich her. Sie weint und schluchzt, die Augen weiterhin starr auf ihren Sohn gerichtet, als gebe ihr sein Anblick Kraft, dieses hier durchzustehen.

      »Meinst du, dass das nun Strafe genug war?« Connors Mutter sieht die Vampirin an. Ihre Worte scheinen bei dem Menschen nicht sofort einzudringen. Irgendwann nickt sie aber heftig mit dem Kopf.

      »Ja, ja. Ich werde nicht mehr versuchen zu fliehen. Bitte lasst uns am Leben.«

      Erneut streichelt Natascha dem blonden Jungen über das Haar. Er sieht auf, lächelt, dann fällt sein Blick auf seine Mutter, die vor ihm steht.

      »Mama, du bist ja nackt«, stellt der Kleine entrüstet fest.

      Nataschas Hand bleibt in seinem Nacken liegen, sie lächelt böse und gemein.

      »Deine Mutter denkt, ihre Strafe wäre schon vorbei. Aber da irrt sie sich …« Ihre dunklen Augen fixieren die junge Frau vor ihr.

      Die Hand packt plötzlich fester zu, eine rasche Bewegung und das zarte Genick des kleinen Jungen bricht mit einem leisen Knacken. Sofort sackt Connor in sich zusammen. Ein Raunen geht durch den Supermarkt, die Menschen, die die Szenerie aufmerksam verfolgt haben, atmen entsetzt ein.

      »NEIN!«, kreischt seine Mutter und will sich auf ihren Sohn stürzen, aber Ben ist nach wie vor an ihrer Seite. Er hält Connors Mutter auf Abstand.

      »NEIN!«

      Natascha öffnet ihre Hand und der kleine Junge fällt rücklings vom Laufband auf den Stuhl der Kassiererin. In seinen kleinen Händen hält er noch einen Schokoriegel, der Mund, zu einem leichten Lächeln verzogen,