Leonie Graf

Das Feuer der Werwölfe


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Warum hatte sie das nicht bemerkt? Sie wich entsetzt vor dem kantigen Gesicht ihres Gegenübers zurück. Ja es waren dieselben dunklen, fast schon schwarzen Augen, dasselbe markante Kinn und das kleine Grübchen auf der rechten Wange.

      Der fremde Junge bemerkte, dass Mali drauf und dran war wegzurennen und hielt sie schnell wieder fest. Mali war so unter Schock, dass sie gar nicht ganz verstand, was eigentlich passierte und sie wehrte sich auch nicht. Der Junge hatte ihre Mutter ermordet, aber er hatte sie auch gerade gerettet? Was zählte jetzt? Die Erschöpfung brach über Mali herein und sie nahm alles nur noch wie durch einen Nebelschleier wahr.

      Sie konnte sich nur noch daran erinnern, dass der Junge mit seiner freien Hand einen Schlüssel aus der Tasche gezogen und die Tür hinter sich aufgeschlossen hatte. Dann hatte er Mali hindurch geschoben und war mit ihr eine Treppe nach oben gegangen. Auf der Treppe hatten Malis Beine dann den Dienst verweigert und sie war gestürzt, der Junge hatte sie aufgefangen und die letzten Stufen nach oben getragen. Dort hatte er sie in ein Bett gelegt und zugedeckt. Mali war sofort eingeschlafen. Sie hatte nicht einmal mehr mitbekommen, dass der Junge beim Herausgehen die Tür mit einem Schlüssel zuschloss.

      12.07.

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      Kapitel 6

      Als Mali aufwachte wusste sie zunächst nicht, wo sie war. Sie lag in einem Bett, aber es war nicht ihr eigenes. Der Raum, in dem es stand, war spärlich beleuchtet. Um sie herum standen nur ein Schrank, der zu zerfallen drohte, wenn man ihn auch nur berührte, und ein kleiner Tisch, auf dem ein Tablett mit Essen stand. Sofort meldete sich ihr Magen mit einem lauten Knurren. Mali fiel über das Essen her, als hätte sie tagelang nichts gegessen, was zugegebenermaßen ja auch stimmte. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte sie nichts mehr gegessen. Der Tod. Mit einem Schlag fiel Mali alles wieder ein. Der Tod, der Mann mit der Pistole, der sie verfolgt hatte, der fremde Junge, der ihr geholfen hatte und doch gleichzeitig der Mörder ihrer Mutter war, der sie dann in dieses Haus, in dieses Zimmer gebracht hatte.

      Mali stöhnte. Ihr Schädel brummte. Mit einem Seufzen ließ sie sich wieder auf das Bett fallen. Die Gabel noch immer in der Hand. Keine fünf Minuten später, war sie eingeschlafen.

      Sie schlief tief und traumlos und als sie zum zweiten Mal an diesem Tag erwachte, fühlte sie sich zum ersten Mal seit dem Tod ihrer Mutter richtig bei Bewusstsein. Langsam setzte sie sich auf, ihr Kopf tat immer noch weh. Stöhnend fasste sie sich mit einer Hand an den Schädel. Ihre kühlen Finger presste sie auf ihre Schläfen, was erstaunlich guttat.

      Malis Augen wanderten umher und suchten die Umgebung ab. Der Tisch, auf dem vorhin das Tablett mit dem Essen gestanden hatte, war leer. Nur noch die Gabel lag auf dem Boden. Sie musste ihr wohl aus der Hand gefallen sein. Die Vorhänge vor dem einzigen Fenster in diesem Zimmer waren zugezogen. Mali stand auf und schob sie zur Seite. Dahinter waren die Rollläden heruntergelassen, sodass Mali nicht nach draußen sehen konnte. Sie öffnete das Fenster und versuchte die Rollläden hochzuschieben. Ohne Erfolg. Sie blickte nach einem Riegel, einer Schnur, irgendetwas, mit dem sie die Rollläden hätte öffnen können, um. Ihr Blick fiel auf ein Tastenfeld neben dem Fenster. Man musste eine kleine weiße Klappe anheben, um an die Tasten heranzukommen. Deswegen war das Feld vor der weißen Wand so gut wie unsichtbar und Mali hatte es jetzt erst bemerkt. Wahllos tippte sie ein paar Zahlen ein. Das Tastenfeld piepste leise. Falscher Code. War ja auch nicht anders zu erwarten gewesen, dachte sich Mali. Sie seufzte. Alle Hoffnungen auf eine Sicht aus dem Fenster waren zerschlagen worden. Das Tastenfeld hatte gepiepst als sie die sechste Zahl eingetippt hatte. Wunderbar. Ein sechsstelliger Code. Da hatte sie erst recht keine Chance ihn jemals zu knacken.

      Mali seufzte noch einmal und klopfte mit der Faust gegen den Rollladen. Er gab nicht nach. Sie hatte also keine Ahnung, wo sie sich befand. Mühsam versuchte sich Mali an den Weg zu erinnern, den sie gestern eingeschlagen hatte, aber sie musste bald schon aufgeben. In ihrer Eile hatte sie nicht darauf geachtet, wohin sie gerannt war.

      Mali lief zu der Tür und wollte sie öffnen. Verschlossen. Das hatte sie sich doch fast gedacht. Sie war also nicht gerettet worden, sondern nur von dem Mörder ihrer Mutter eingesperrt worden. War der Mann, der sie verfolgt hatte, also kein Komplize von dem Mörder gewesen? Mali verfluchte sich dafür, wie sie nur hatte so dumm sein können. Sie war dem Mörder direkt in die Falle getappt. Nachdenklich starrte sie in die Luft. Sie konnte nicht verstehen, warum dieser Junge ihre Mutter umgebracht hatte. Mali wusste, dass sie auf keine ihrer Fragen eine Antwort finden würde. Mit einem Seufzen ging sie zurück zu ihrem Bett. Sie legte sich hin und starrte an die Decke. An einigen Stellen blätterte der Putz schon ab, aber man konnte noch sehen, wie schön dieses Zimmer mal gewesen sein musste. Nun war es unbenutzt, halb zerfallen und verstaubt. Der Lattenrost des Bettes quietschte leise als Mali sich bewegte. Die Decke über ihr war leicht schräg, wodurch sie sich sicher sein konnte, dass das Zimmer unter dem Dach lag. Immerhin wusste sie, dass sie nicht im Erdgeschoss war. Doch das brachte ihr auch nicht viel. Nur der Gedanke an eine Flucht war damit zerstört worden.

      Mali seufzte tief. Und ließ sich zurück in die Kissen sinken. Sie schloss die Augen, öffnete sie aber sofort wieder, als sie eine Stimme direkt neben sich hörte.

      "Du bist wach."

      Es war keine Frage, eher eine Feststellung. Neben ihr stand der fremde Junge. Er trug nur Jeans. Kein T-Shirt, keine Jacke, rein gar nichts sonst. Sein Oberkörper war gut durchtrainiert und auch sein Gesicht war sehr hübsch. Bis auf die Tatsache, dass genau dieses Gesicht, Malis Mutter getötet hatte. Mali überlief ein Schaudern und sie richtete sich auf. Sie störte es, wie der Junge oberkörperfrei vor ihrem Bett stand und auf sie herunterschaute.

      "Wer bist du?", fragte Mali angriffslustig. Sie machte sich gar nicht erst die Mühe ihren Ärger und ihre Wut aus ihrer Stimme zu verbannen.

      Der Junge antwortete nicht sofort. Er musterte Mali. Sein Blick war so tief, dass es Mali das Gefühl gab nichts anzuhaben. Instinktiv sah sie an sich herunter. Sie hatte immer noch Jeans und den blauen Pulli an, den sie an dem Tag, an dem ihre Mutter gestorben war, schon getragen hatte.

      Die Erinnerung überwältigte Mali. Nur mit Mühe konnte sie die Tränen zurückhalten. Sie würde doch jetzt nicht vor diesem fremden Jungen anfangen zu heulen. Doch ganz plötzlich hatte sie das absurde Bedürfnis, sich dem Jungen in die Arme zu werfen, sodass er sie festhielt und sie tröstete. Er schien ihr Vertrauen zu erwecken. Mali schüttelte sich bei dem Gedanken. Sie durfte nicht zulassen, dass etwas anderes die Tatsache, dass er ihre Mutter getötet hatte, überdeckte. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als der Junge ihr endlich antwortete.

      "Du siehst gut aus", meinte er und sah Mali in die Augen. In ihrem Blick meinte Mali etwas Dunkles aber auch Trauriges erkennen zu können. Sofort erfasste sie wieder ein Frösteln. Der Junge musste es wohl bemerkt haben, denn er setzte sich neben sie auf das Bett, nahm die Decke und legte sie ihr um die Schultern.

      Das war zu viel für Mali. Sie sprang vom Bett auf und stellte sich direkt vor den Jungen, umsichtig darauf bedacht ihm nicht in die Augen zu schauen.

      "Wer zur Hölle bist du? Und was mache ich hier? Warum bin ich nicht zu Hause? Kann man mir nicht einfach mal alles erklären?"

      Ein Schluchzen schüttelte Mali und sie taumelte. Der Junge sprang vom Bett auf, griff Mali unter den Ellenbogen und stützte sie. Vorsichtig bugsierte er sie auf das Bett und brachte sie dazu sich hinzulegen. Er deckte sie wieder zu.

      "Ruh dich etwas aus", meinte er, ging hinaus und schloss die Tür ab.

      Nun konnte Mali die Tränen nicht mehr zurückhalten, sie strömten ihr über die Wangen. Alles was sich über