Heike Möller

Weltenwanderer-Chroniken II


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knackten ein wenig, irgendwo gab eine Flasche Wein singende Geräusche von sich, ein sicheres Zeichen dafür, dass der Wein nicht mehr genießbar war.

      >Werde ich morgen wohl entsorgen müssen! <, dachte Sondra.

      Am anderen Ende des Weinkellers stand die übergroße Front eines Weinfasses. Lang­sam gingen die beiden darauf zu. Andreas hielt immer noch die Waffe im Anschlag und versuchte alles andere um sich herum auszublenden. Sondra, die ihr Schwert schlagbereit erhoben hatte, näherte sich dem Rahmen des Fasses. Vorsichtig löste sie eine Hand von dem Schwert und berührte das Fass. Sie spürte nichts ungewöhnliches, nur das ständige leichte Vibrieren, das von dem Tor hinter dem Fass ausging.

      Sondra wollte gerade ihr Schwert zur Seite stellen, um den geheimen Mechanismus des Fasses zu betätigen, als die Hölzer sich wie von Geisterhand zur Seite bewegten. Sie sprang zur Seite und blickte erstaunt auf die Paneele, die sich schneckenartig zurückzogen und das nackte Felsgestein freilegten.

      Andreas spannte sich noch mehr an und atmete schnell.

      Mit einem letzten Knirschen rastete der Mechanismus ein und es war still. Zu still. Dann wurde die Felsentür von innen aufgestoßen.

      Sondra hob ihr Schwert, bereit, zuzuschlagen.

      Als erstes sah sie zwei schmale, hellhäutige Hände, die den Felsen aufdrückten. Ge­folgt von zwei Armen, die mit Leinen umhüllt waren. Der Oberkörper des Mannes, der jetzt sichtbar wurde, steckte in einem dunkelgrünen Wams mit silberfarbener Borte. Lange dunkelblonde Haare fielen ihm über die Schultern. Die schlanke Gestalt richtete sich auf und blickte erschrocken in den Lauf von Andreas´ Waffe. Dann sah er nach links und erblickte eine Frau, die mit erhobenem Schwert vor ihm stand.

      Sondra sah in die Augen des Mannes und ihre Kinnlade fiel herunter. Ein blaues Auge mit silbernen Punkten und ein goldenes Auge mit blauen Punkten.

      „Elsir?“, fragte sie vorsichtig.

      Der junge Mann vor ihr starrte sie an, dann grinste er ein wenig und auf seiner linken Wange bildete sich ein unglaubliches Grübchen. „Sondra?“, fragte er mit einer war­men und weichen Stimme zurück, die Sondra schlichtweg umhaute.

      „Ich glaube es einfach nicht!“, quietschte sie, ließ ihr Schwert fallen und sprang dem ihr völlig fremden Mann einfach in die Arme.

      „Ähm!“, machte der junge Mann und schloss automatisch die Arme um die Frau. Erst wurde er blass, dann aber knallrot, als er merkte, dass sie nur spärlich bekleidet war.

      „Wie ist das möglich? Wie bist du hierher gekommen? Du bist ja inzwischen ein Mann! Deine Augen! Daran habe ich dich erkannt! Erzähl doch endlich!“

      Sondra hing dem Elfen am Hals und plapperte auf ihn ein, ohne zu bemerken, dass hinter ihm noch jemand den Weinkeller betrat. Als sie ihn schließlich bemerkte, vergaß sie völlig, was sie sagen wollte und erstarrte mit offenem Mund.

      Andreas hatte seine Waffe inzwischen gesichert und runter genommen. Seine An­spannung ließ er hinaus, indem er schwer atmend seine Hände auf die Knie abstützte und die Augen schloss. „Hättet ihr nicht ´ne Karte oder so was schicken und uns vorwarnen können?“ Dann erst bemerkte er, dass Sondra den zweiten Neuankömmling einfach nur anstarrte. Andreas nahm ihn näher in Augenschein.

      Der zweite Elf war weit über einen Meter neunzig groß und hatte breite Schultern. Seine Haut hatte einen olivfarbenen Ton und das Gesicht war wie bei allen Elfen Bartlos. Pechschwarze lange Haare waren zu einem Zopf geflochten und dichte schwarze Augenbrauen gaben ihm etwas Düsteres.

      Doch das bemerkenswerteste an ihm waren seine Augen: leuchtendes Bernstein!

      „Heilige Scheiße“, stöhnte Andreas. „Du musst Koljas Sohn sein!“

      Der dunkelhaarige Elf lächelte leicht und nickte. „Dann bist du wohl Andreas.“ Er stellte es einfach fest. Keine Frage, keine Unsicherheit.

      Sondra schluckte. Die Stimme des anderen war eine einzige Versuchung. Männlich, tief und warm mit einem Charme, der ihm angeboren schien.

      >Was allerdings merkwürdig ist, wenn ich an Kolja denke. Kolja und Charme passen nicht wirklich zusammen. <

      Jetzt erst bemerkte sie, dass Elsir sie die ganze Zeit festhielt, aber versucht war, seine Hände nicht an Körperregionen Sondras zu halten, die unter Umständen kom­promittierend waren. „Entschuldige, Elsir. Ich habe mich nur so gefreut und da ist mein Temperament mit mir durchgegangen.“

      Der dunkelblonde Elf lächelte wieder und sein zauberhaftes Grübchen erschien auf der Wange. „Die Begrüßung fand ich gar nicht schlecht. Hätte ich in der Form auch nicht erwartet.“ Seine verschieden farbigen Augen blitzten schelmisch auf.

      „Das letzte Mal, als ich dich sah, warst du erst ein paar Monate alt und lagst in meinen Armen! Und jetzt….“

      Sondra trat ein paar Schritte zurück und betrachtete ihn ausführlich. Mit einer eleganten Verbeugung fing er an, sich um sich selbst zu drehen.

      „Zufrieden?“, fragte er dann.

      „Allerdings!“ Sondra trat zurück und suchte Halt bei Andreas. Der starrte immer noch den anderen Elf an.

      „Ich heiße Bijae“, sagte dieser und streckte den beiden seine Hand entgegen.

      Andreas ergriff sie als erster. „Verzeihung, aber wir sind total überrascht. Also ich bin Andreas und das ist meine Verlobte Sondra.“

      Bijae ergriff auch Sondras Hand und sie hatte das Gefühl, unter Strom gesetzt zu werden. „Willkommen auf der Erde, meine Freunde“, sagte sie heiser. „Willkommen in Deutschland!“

      Elsir blickte sich neugierig um. „Ein Weinkeller! Das ist stilvoll für ein Tor.“

      Sondra kicherte verunsichert. „Tarnung ist alles. Wollt ihr nicht nach oben ins Haus kommen? Dort können wir uns in Ruhe unterhalten. Ihr habt doch bestimmt Hunger und Durst.“

      Die beiden Elfen nickten und folgten Andreas die Treppe hinauf zur Küche. Sondra verschloss die steinerne Tür und schloss auch die Paneele. Einige Sekunden später war nur wieder das Weinfass zu sehen. Dann hob sie ihr Schwert auf und folgte den Männern.

      Die beiden Elfen sahen sich erstaunt in der Küche des Hauses um. Zwar gab es in Vilgard in den meisten Häusern Wasser durch ein Pumpensystem, aber als Andreas einfach den Wasserhahn anhob und ein Wasserstrahl herauskam, waren die beiden etwas beeindruckt.

      „Lass nur, ich mache das schon“, sagte Sondra und nahm die Butter aus dem Kühlschrank. „Kannst du bitte das Schwert wegbringen?“

      „Na klar. Ich ziehe mir auch was über und bringe dir deinen Bademantel.“ Er küsste sie kurz auf die Stirn und ging dann aus der Küche.

      Elsir nahm den Kühlschrank ins Visier. Als er ihn öffnete und in den erleuchtenden Schrank sah, gab er einen verblüfften Laut von sich. „Es ist kalt da drin!“

      Sondra lächelte. Ihre Welt musste den beiden mehr als nur fremd vorkommen. „Das ist ein Kühlschrank. Da bewahren wir hier auf der Erde Nahrungsmittel auf, damit sie länger halten. Das Licht geht aus, wenn der Schrank geschlossen wird.“

      „Sitzt ein kleines Männchen da drin, das es an- und ausmacht?“

      Sondra kicherte. „Nein. Auf der Erde gibt es keine Magie oder Wichtel oder ähnliches. Wir Erdmenschen haben Dinge entwickelt, die uns im täglichen Leben hel­fen, es vereinfachen sollen. Sieh mal.“

      Sondra öffnete den Kühlschrank erneut und drückte gegen die Taste, die das Licht ausmachte. Dann ließ sie die Taste wieder los und das Licht ging an. „Die Sache, die das und anderes ermöglicht, nennen wir Elektrizität.“

      Elsir war sehr begeistert und widmete sich jetzt dem Wasserhahn.

      Bijae hatte inzwischen seinen Wams ausgezogen und ordentlich zusammengefaltet über eine Stuhllehne gelegt. Er sah sich ebenfalls in der Küche um, allerdings war ihm nicht die unverhohlene Neugier Elsirs zu Eigen. Bijae blieb ruhig und distanziert, dabei band