wird ihre Erinnerung zurückkehren.“
Damit hatte sie sich aus seinen Armen gelöst und war auf Cybill zugegangen.
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Robert und Faith
„Ich hab sie beschimpft und versucht sie zu schlagen.“ Faith hatte Tränen in den Augen. „Ich schäme mich so.“
„Deine Mutter hat dir längst verziehen.“
Robert saß neben Faith auf dem alten Sofa im Kaminzimmer. Die hohen Fenstertüren standen weit offen. Der Rasen, der mehr aus Moos als aus Gras bestand, wirkte wie eine weiche grüne Samtdecke. Durch die frühlingsgrünen Blätter der Bäume flimmerten Sonnenstrahlen, die goldene Flecken auf den Boden malten. Die Vögel überboten sich mit hellem fröhlichem Gezwitscher.
Endlich war Robert zurück in seiner Welt und damit kehrte Faith’ Erinnerung wieder.
Auf seinem Laptop hatte er gleich mehrere Einladungen vorgefunden. Er würde verreisen müssen, um mit seinen Verlegern zu sprechen.
Jetzt war Faith so selbstständig, dass er sie alleine lassen konnte. Gerne tat er das allerdings immer noch nicht. Obwohl er wusste, dass Leathan in der Muschel gefangen war, war die Sorge um das, was der dunkle Fürst seiner Tochter antun könnte, wenn er frei wäre, immer noch groß. Aber da er wusste, dass die Lichte Welt ihren Gefangenen nicht aus den Augen lassen würde, redete Robert sich gut zu. Faith schwebte nicht in Gefahr.
„Ich muss für ein paar Tage weg, die üblichen Besprechungen mit Verlagen. Es geht um ein neues Buch, du weißt schon. Glaubst du, dass du schon alleine bleiben kannst?“
„Natürlich, ich bin doch kein kleines Kind mehr.“
Er lächelte. Nein allerdings, ein kleines Kind war sie nicht mehr. Seine Tochter war erwachsen geworden. Der gefährliche Ausflug in die Anderswelt und nicht zuletzt ihre Liebe zu Richard hatten sie vom Mädchen zur jungen Frau werden lassen.
„Trotzdem wäre es mir lieber, wenn jemand bei dir wäre.“
„Wer soll das sein, willst du einen Babysitter für mich einstellen?“
Faith grinste ihren Vater liebevoll und zugleich spöttisch an.
„Nein, daran hatte ich nicht gedacht. Vielleicht könntest du Lisa oder Valerie oder alle beide hierher einladen. Ich bin sicher, dass Frau Dr. Kirchheim-Zschiborsky nichts dagegen hätte, wenn deine Freundinnen ein paar Tage hier in der Villa schliefen.”
„Wenn du dich da mal nicht täuschst“, lachte Faith. “Die „Kirchheim“ wird noch ganz schön lange brauchen, um sich davon zu erholen, dass wir alle über Wochen verschwunden waren.”
„Und wenn du im Internat…?“
„Kommt nicht in Frage. Ich war lange genug von zu Hause weg. Ich will hier bleiben. Dann frag lieber deine Annegret, ob sie Lisa und Valerie erlaubt, bei mir zu schlafen.“
„Meine Annegret“, brummte Robert gespielt empört. Er wusste sehr wohl, dass die Freunde seiner Tochter sich über die offensichtliche Zuneigung der Direktorin zu ihm amüsierten.
„So erwachsen bist du noch nicht, dass du dich über deinen alten Vater lustig machen darfst.“
Nachdem Robert endlich den Mut gefunden hatte, durch die Feuersäule zu gehen, war er glücklich wieder bei seiner Tochter zu sein.
Magalie hatte ihn auf Chocolat, ihrem riesigen braunen Wallach, bis zur alten Eiche begleitet, die am Ende seines Grundstücks stand. Dieser uralte gewaltige Baum war für ihn das Portal in die Anderswelt.
Wie ein Wächter stand neben der Eiche die Zaubernuss. Ein kleiner Busch, dessen Blüten erst mitten im Winter im Schnee golden glühten. Der mächtige Stamm des von Flechten überzogenen Baumriesen war am Fuß zweigeteilt und wuchs in etwa zwei Metern Höhe wieder zusammen. Man konnte durch den Stamm, wie durch eine Tür, den Wald dahinter betreten. Wenn aber die Wesen der Anderswelt es erlaubten und derjenige, der durch das Portal ging, bereit war zu sehen, fand er sich nicht im Wald wieder. Er trat ein in eine rätselhafte zauberhafte Spiegelwelt.
Hier war Roberts Treffpunkt mit Magalie.
Wenn er die Wolke aus azurblauen Schmetterlingen sah, wusste er, dass sie in der Nähe war, dass sie für ihn dieses Tor geöffnet hatte.
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Richards Sehnsucht
„Du wirst immer besser.” Nathan sah seinen Schüler aufmerksam an.
Richard wischte sich den Schweiß von der Stirn und warf das Handtuch neben sich auf die Bank, auf die er sich nach dem spielerischen Waffengang mit seinem Lehrer hatte fallen lassen.
„Danke.“
Abwesend starrte er in die riesige halbrunde steinerne Halle. Was tat er hier? Er liebte das Licht, die Sonne, blühende Wiesen und er liebte Faith.
Graue Mauern.
Alles hier war gewaltig. Wie jede Stadt in der Schattenwelt war auch dieser Raum dem Fels abgerungen.
Die Lavatiden, die Arbeiter seines Vaters, hatten wahre Wunder vollbracht. Hier unten gab es hohe Felsen und feuchte Moore, beides ungeeignet für den Bau von Wohnstätten. Dennoch waren über Jahrhunderte Dörfer und Städte für die Wesen dieser Welt entstanden.
Sein Vater hatte einen deutlichen Hang zum Monumentalen. In dieser Arena hätten auch dreihundert der Elfen seines Vaters an den Waffen üben können.
Aber Nathan und er waren allein.
Hätte er den vertrauten Lehrer nicht bei sich gehabt, wäre Richards Verzweiflung noch größer gewesen.
Nathan war für ihn, seit er drei Jahre alt war, mehr Vater gewesen als Leathan. Der Hüne war einfühlsam und Richard fühlte sich beschützt, angenommen und sogar geliebt. Gefühle, die er in der Gegenwart seines Vaters nicht kannte.
Müde fuhr er sich durch das dichte dunkle Haar.
Wo mochten all die sein, die in den letzten Monaten sein Leben geteilt hatten? In Waldeck hatte er Freunde gefunden. Menschliche Freunde, keine Elfen oder Trolle und auch keinen Wolf wie „Murat“.
Seit Richard von Leathan in die Schattenwelt verbannt worden war, hatte er „Murat“ nicht mehr gesehen.
Er vermisste ihn.
Wenn sein Vater das Tier nicht rief, war der Wolf an Richards Seite zu finden.
Der Junge hatte ihm das Leben gerettet, nachdem Leathan ihn geschlagen und getreten hatte. Eine lange Narbe, von den Lefzen bis zum Auge, zeugte von der Brutalität des Dunklen Fürsten.
Davon, dass sein Sohn in der Lage war mit Murat zu kommunizieren, hatte der Dunkelalb keine Ahnung. Er wusste auch nichts von der suggestiven Kraft, die sein Sohn besaß. Richard besaß die Fähigkeit, andere etwas sehen oder spüren zu lassen, was eigentlich nicht existierte.
Richard dachte nicht nur an Faith. Auch Ben, mit dem er einige gefahrvolle Abenteuer geteilt hatte, oder Lisa, dessen Freundin, fehlten ihm.
Ach ja, die ganze Bande wollte er wiedersehen. Lena, Laura, Lara und die drei vergnügten begabten Freunde der Mädchen, Noah, Paul und Adam, die Lisa nur kurz das „Sixpack“ nannte.
Jamal mit der schwarzen Haut und Christian. Die Indischen Zwillinge Viktor und Valerie und deren Freund Bruno.
Faith’ Freunde waren auch seine Freunde geworden.
Er hatte sich nie im Leben so leicht und glücklich gefühlt wie während der kurzen Zeit in Waldeck.
Es war immer sein Wunsch gewesen, auf eine Schule zu gehen, und Leathan hatte es ihm unter einer Bedingung erlaubt: Er sollte ihm Faith bringen.
Nur Faith, die Tochter Magalies, sollte, einer Prophezeiung zufolge, Leathan die Macht nehmen können. Richard hatte der Bedingung seines Vaters zugestimmt, ohne zu ahnen, dass er sich unsterblich in das Mädchen verlieben würde. Vom ersten Moment an tat er alles,