Agnes M. Holdborg

Sonnenwarm und Regensanft - Band 3


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ihm sei­nen iPod gab und er das Lied ab­spiel­te.

      »Biffy Cly­ro«, er­klär­te der. »Ist ’ne schot­ti­sche Grup­pe. Hab letz­tens erst von de­nen ge­hört. Ich find die auch echt gut.«

      »Könn­ten wir die­se coo­le Mu­sik even­tu­ell in ei­ner Laut­stär­ke ge­ni­e­ßen, bei der uns nicht die Oh­ren ab­fal­len?«, wand­te Vik­to­ria leicht ge­reizt ein. »Man kann sich ja gar nicht rich­tig un­ter­hal­ten.«

      Jens und Vik­tor, so­gar Ke­tu ver­dreh­ten de­mon­s­tra­tiv die Au­gen.

      »Okay, wie wär’s, wenn ihr drei nach oben geht?«, schlug Vik­to­ria un­ge­dul­dig vor. »Da könnt ihr eu­re Mu­si noch ein biss­chen lau­ter auf­dre­hen und wei­ter dar­über fach­sim­peln. Und wir könn­ten uns er­wach­se­nen Ge­sprä­chen wid­men.«

      Ke­tu sag­te nichts, lä­chel­te nur sanft.

      Das Re­den über­nahm Vik­tor: »Kommt, Jungs, lasst uns rauf­ge­hen. Klei­nen Mäd­chen soll man nicht wi­der­spre­chen, wenn sie gro­ße Da­men spie­len wol­len.«

      Das brach­te ihm einen Stup­ser von An­na ein. Er be­lohn­te sie mit ei­nem spitz­bü­bi­schen Grin­sen. Vik­tor er­hob sich, nahm den iPod von der Sta­ti­on und wink­te die an­de­ren bei­den hin­ter sich her.

      Vik­to­ria stand dar­auf­hin auch auf. Sie schloss die Zim­mer­tür hin­ter ih­nen, nicht oh­ne einen Seuf­zer der Er­leich­te­rung aus­zu­sto­ßen.

      »So, jetzt kön­nen wir end­lich mal in Ru­he über die Hoch­zeit re­den, oh­ne dass die Jungs uns ner­ven. Wir müs­sen näm­lich dar­über nach­den­ken, was wir als Braut­jung­fern an­zie­hen wol­len. Lo­a­na hat ge­sagt, sie lässt uns da freie Hand.«

      Wie so oft, wenn sie über­leg­te oder ver­le­gen war, kau­te sie auf der Un­ter­lip­pe. »Na­tür­lich hab ich mir so mei­ne Ge­dan­ken ge­macht. Ich fin­de, es soll­te et­was sein, was uns al­len ge­fällt und zu blon­den und brau­nen Haa­ren passt.«

      Vik­to­ria sah Le­na und Sil­vi an. »Hat An­na euch schon ge­fragt, was ihr da­von hal­tet, dass wir blond mit blond und braun mit braun kom­bi­nie­ren wol­len?«

      In Le­n­as Ge­sicht brei­te­te sich ein schie­fes Grin­sen aus. »Du meinst, ob ich da­zu mei­ne Haa­r­fa­r­be be­hal­te, oder?«

      »Tja, nun, ich dach­te halt, das wä­re be­stimmt hübsch: Zwei Blon­di­nen und zwei Brü­net­te, je­weils ne­ben­ein­an­der. Die Klei­der müss­ten ja nicht die­sel­be Fa­r­be ha­ben, aber sie soll­ten ir­gend­wie mit­ein­an­der har­mo­nie­ren.«

      Le­na grins­te im­mer noch. »Mach dir mal kei­nen Kopf. Ich ha­be so­gar vor, mei­ne Na­tur­fa­r­be wie­der an­zu­neh­men, die ist näm­lich fast die glei­che wie An­nas. Das wä­re doch be­stimmt in dei­nem Sin­ne, nicht wahr?«

      Jetzt misch­te An­na sich ein. »Das musst du aber nicht, Le­na. Nur wenn du Lust drauf hast, klar?«

      »Si­cher, Schwes­ter­chen, ich hab halt Lust drauf.«

      Sie dreh­te sich zu Sil­vi. »Was sagst du denn da­zu?«

      An­na hat­te men­tal sehr wohl re­gis­triert, wie Sil­vi sich die gan­ze Zeit zu­rück­hielt. Nach wie vor schien sie Pro­ble­me da­mit zu ha­ben, dass Vik­to­ria im letz­ten Som­mer, ge­tarnt als rot­haa­ri­ge Vi­o­la, zu­sam­men mit Jens und An­na auf der Nord­see­in­sel ge­we­sen war. Oh­ne Sil­vi. Un­ver­kenn­bar piks­te sie die Ei­fer­sucht hin und wie­der ins Herz, ob­wohl sie ge­se­hen hat­te, wie lie­be­voll Ke­tu und Vik­to­ria mit­ein­an­der um­gin­gen und es wirk­lich kei­nen Grund für ih­ren Arg­wohn gab.

      »Jaa«, be­gann Sil­vi lang­sam, »das mit zwei zu zwei fin­de ich ziem­lich gut. Die Fra­ge ist nur: Geht blond mit blond und braun mit braun oder ge­hen zwei ge­misch­te Paa­re? Und dann gibt es da so ein paar Kleider­fa­r­ben, für die ich mich per­sön­lich nicht un­be­dingt be­geis­tern könn­te. Bon­bon­ro­sa und so et­was. Al­so, das ist nicht so meins.«

      Vik­to­ria lach­te fröh­lich. »Das mit der Pär­chen­bil­dung ist ei­ne gu­te Fra­ge, Sil­vi. Bei der Fa­r­be wer­den wir uns schon noch ei­nig. Ich wür­de zu gern Vi­tus’ Ge­sicht se­hen, wenn wir al­le in Bon­bon­ro­sa zu sei­ner Hoch­zeit auf­tau­chen wür­den.«

      ***

      »So­so, wür­dest du das ger­ne?« Vi­tus lä­chel­te sei­ne Toch­ter mit hoch­ge­zo­ge­nen Brau­en an.

      Er hat­te sich in vol­ler Grö­ße von eins-fünf­und­neun­zig der­art im Tür­rah­men auf­ge­baut, dass er sei­ne gut drei­ßig Zen­ti­me­ter klei­ne­re Ver­lob­te hin­ter sich ver­barg. Doch dann wur­de er von ihr ein­fach zur Sei­te ge­schubst.

      »Ent­schul­digt bit­te, ihr Lie­ben, aber mein zu­künf­ti­ger Ehe­mann be­nimmt sich mal wie­der wie ein ro­hes Klotz­holz. Er war schon drin, be­vor ich über­haupt die Chan­ce hat­te, die Tür­glo­cke zu läu­ten.«

      »Klotz­holz?« Amü­siert zog Vi­tus die Brau­en noch hö­her.

      »Was?«, frag­te Lo­a­na ge­reizt zu­rück.

      »Es heißt: Holz­klotz und nicht Klotz­holz, Ke­ned

      Lo­a­na schnaub­te laut auf. »Pah! Das kann ja je­der be­haup­ten.« Als sie al­ler­dings sah, wie die Frau­en auf der Couch sich vor La­chen krin­gel­ten, fing sie selbst an zu ki­chern. »Na gut, du ro­her Holz­klotz!«

      »Gro­ber, Lo­a­na, es heißt ei­gent­lich: gro­ber Holz­klotz oder noch bes­ser gro­ber Klotz

      Lo­a­na stemm­te die Fäus­te in die Hüf­ten und blitz­te Vi­tus mit ih­ren edel­stein­grü­nen Au­gen an.

      »Mei­net­we­gen schimp­fe mich ein ro­hes Klotz­holz, wenn es dich glü­ck­lich macht, mei­ne Schö­ne.« Er hob er­ge­ben die Hän­de und be­dach­te sie mit ei­nem der­art glück­s­trah­len­den Lä­cheln, dass ihr schein­bar fast die Luft und zu­dem gänz­lich die Spra­che weg­b­lie­ben. Sie klapp­te den be­reits zur Wi­der­re­de ge­öff­ne­ten Mund wie­der zu und folg­te ihm ins Wohn­zim­mer.

      Vi­tus be­merk­te, wie die an­de­ren Frau­en den frem­den Mann mus­ter­ten, den er und Lo­a­na ne­ben den Wach­män­nern Tim­mun und Es­sem mit­ge­bracht hat­ten. Wie üb­lich blie­ben al­le drei Wach­leu­te re­spekt­voll vor der Tür ste­hen, bis Vi­tus sie auf­for­der­te ein­zu­tre­ten.

      Er gab sei­nen bei­den Töch­tern einen Kuss auf die Wan­gen. Seit er An­na ken­nen­ge­lernt hat­te, sah er sie als sei­ne Toch­ter an, so wie ihm Ke­tu ein Sohn war.

      Da­nach reich­te er Le­na und Sil­vi die Hand und blick­te ih­nen mit sei­nen meer­grü­nen Au­gen tief in die See­le.

      »Wie ich se­he, habt ihr mitt­ler­wei­le die el­fi­schen Neu­ig­kei­ten ganz gut ver­kraf­tet. Das freut mich. Und es freut Lo­a­na und mich, dass ihr uns auf un­se­rer Hoch­zeit als Braut­jung­fern be­glei­ten wer­det.«

      Sil­vi war hoch­rot an­ge­lau­fen und des Spre­chens of­fen­kun­dig nicht fä­hig. Al­so über­nahm Le­na tap­fer das Wort: »Es war sehr nett von euch, uns dar­um zu bit­ten. Wir ha­ben uns to­tal dar­über ge­freut. Nicht wahr, Sil­vi?«

      Die nick­te ton­los. Vi­tus schmun­zel­te über ih­re Ge­füh­le. Es sah so aus, als mach­te er ihr stets ein biss­chen Angst, ob­wohl er sich so