Agnes M. Holdborg

Sonnenwarm und Regensanft - Band 3


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der Tür und dies­mal deut­lich ener­gi­scher. »Bru­der­herz, steh au-hauf! Es wird Zei-heit!«

      »Hhm«, brumm­te er nur. Oh­ne wei­ter auf das Klop­fen zu ach­ten, nahm er An­na die Bril­le wie­der ab, die sie sich ge­ra­de auf­ge­setzt hat­te, leg­te sie bei­sei­te, zog An­na noch nä­her an sich her­an und be­gann, sie aus­gie­big zu kos­ten. Gleich­zei­tig sen­de­te er sei­ner Schwes­ter ein knap­pes State­ment.

      »Mei­ne Gü­te, Vik­tor!«, rief die­se von drau­ßen durch die Tür. »Na gut! Aber gleich kommt ihr bei­den Lie­bes­ver­rück­ten run­ter, kla­ro?«

      Vik­tor un­ter­brach sei­ne Lieb­ko­sun­gen und Küs­se nicht. Er wid­me­te sich ganz An­nas wun­der­bar wei­cher Haut. Viel­leicht hat­te er ja in der vor­he­ri­gen Nacht ein paar Zen­ti­me­ter da­von aus­ge­las­sen. Das durf­te auf kei­nen Fall sein.

      Die Er­in­ne­rung an die ver­gan­ge­ne Nacht er­reg­te ihn zu­tiefst, denn An­na hat­te ihm ei­ne Ge­burts­tags­nacht ge­schenkt, die er nie mehr ver­ges­sen wür­de.

      … Um Punkt zwölf hat­ten er, An­na, Vik­to­ria und Ke­tu mit ed­lem Cham­pa­gner an­ge­sto­ßen und noch ein hal­b­es Stünd­chen ge­plau­dert. Die Ge­burts­tags­ge­schen­ke soll­te es erst am Ta­ge ge­ben. Da­nach wa­ren sie in ih­ren Zim­mern ver­schwun­den.

      Dar­auf­hin über­rasch­te An­na ihn doch noch mit ei­nem Ge­schenk, und zwar mit ei­nem äu­ßerst ero­ti­schen Ge­schenk. Sie kann­te ja sei­ne Vor­lie­be für schwa­r­ze Spit­ze auf ih­rer wei­ßen Haut.

      Zu­nächst war ihm schlecht­hin die Spu­cke weg­ge­blie­ben, dann aber so­fort das Was­ser im Mund zu­sam­men­ge­lau­fen, als sie sich ganz lang­sam vor ihm aus­zog und ihr atem­be­rau­ben­des Des­sous frei­gab. Sie hat­te den Strip­te­a­se noch gar nicht rich­tig voll­en­det, da war es schon um sei­ne Be­herr­schung ge­sche­hen und er ge­ra­de­zu über sie her­ge­fal­len. …

      Schuld­be­wusst strich er nun mit sei­nen Lip­pen über ein paar klei­ne blaue Fle­cken an An­nas Ober­ar­men.

      »Ich hab dir heu­te Nacht weh­ge­tan«, mur­mel­te er, wäh­rend er sie wei­ter mit Fin­gern und Zun­ge ver­wöhn­te, lust­voll quäl­te und da­bei be­ob­ach­te­te, wie sie mit halb ge­schlos­se­nen Au­gen und leicht ge­öff­ne­tem Mund je­des ein­zel­ne Strei­cheln zu ge­ni­e­ßen schien.

      »Hm?«, hauch­te sie ab­we­send. »Ach das. Nein, das ist nichts. – Oh, mein Gott, Vik­tor, hör bit­te nicht auf.«

      »Das hat­te ich nicht vor, Klei­nes.«

      Er wür­de ganz be­stimmt nicht auf­hö­ren, dach­te er. Heu­te Mor­gen wür­de er sich für die ver­gan­ge­ne Wahn­sinns­nacht be­dan­ken. Lang­sam, aus­gie­big und gründ­lich.

      Wäh­rend An­na bei der Zart­heit sei­ner Be­rüh­run­gen zi­schend die Luft ein­sog, er­öff­ne­te sich ihm ih­re See­le:

      Sie hat­te kei­ne an­de­re Wahl. Sie zer­sprang in tau­sen­de klei­ne spit­ze Split­ter, weil er sie da­zu trieb.

      Hat­te er ihr viel­leicht in der Nacht ein paar blaue Fle­cken durch sei­nen fes­ten Griff zu­ge­fügt, so be­kam er nun ih­re Fin­ger­nä­gel im Rü­cken zu spü­ren, als er sich oh­ne Hast mit ihr ver­ein­te und sich trä­ge in ihr be­weg­te.

      Sein Herz lief ihm über. Er muss­te sei­ne Son­ne brem­sen, wäh­rend er ih­ren Blick an sei­nen fes­sel­te und sie un­ter ihm er­beb­te.

      Er raun­te ihr Lie­beschwü­re zu, er­götz­te sich an ih­ren ge­flüs­ter­ten Er­wi­de­run­gen. So trieb er mit ihr auf ei­nem sei­ner Son­nen­strah­len di­rekt ins In­fer­no. Im­mer schnel­ler, im­mer hei­ßer, bis sie ge­mein­sam in der Glut ver­brann­ten.

      ***

      Et­was spä­ter als ge­plant küss­te Vik­tor sei­ne Schwes­ter, die ihm so ähn­lich sah, ver­gnügt mit­ten auf den Mund. »Ich hab ge­hört, du hast Ge­burts­tag. Herz­li­chen Glü­ck­wunsch, liebs­tes Schwes­ter­chen. Wie fühlt man sich denn so mit neun­zehn?«

      »Ach ja, du hast ja auch Ge­burts­tag. Herz­li­chen Glü­ck­wunsch auch dir, liebs­ter Bru­der. Tja, wahr­schein­lich füh­le ich mich ge­nau­so wie du. Könn­te das wohl sein? Und da­bei bin ich doch ein paar Mi­nu­ten äl­ter als du.«

      Bei­de hiel­ten sich ge­gen­sei­tig ein klei­nes Päck­chen ent­ge­gen. Vik­tor muss­te ge­nau wie Vik­to­ria la­chen, wuss­ten sie doch, was drin war: die Schlüs­sel zu ei­nem drit­ten Au­to.

      … Sie hat­ten sich da­zu ent­schlos­sen, sich noch einen wei­te­ren fahr­ba­ren Un­ter­satz an­zu­schaf­fen, weil in Vik­tors Ca­brio nur zwei Per­so­nen Platz fan­den und auch Vik­to­ri­as Au­to für man­che ge­mein­sa­me Un­ter­neh­mun­gen ein­fach zu klein war. An­fangs hat­te es Dis­kus­si­o­nen we­gen Mar­ke und Mo­dell ge­ge­ben, dann hat­te Vik­to­ria sich ge­gen ihn durch­ge­setzt.

      Ges­tern konn­ten sie den Wa­gen end­lich ab­ho­len. Jetzt stand er in der ge­räu­mi­gen Ga­ra­ge: ein fun­kel­na­gel­neu­er wei­ßer Mul­ti­van. …

      »Tja«, kom­men­tier­te An­na mit iro­ni­schem Un­ter­ton, als sie das gro­ße Ge­burts­tags­ge­schenk be­äug­te. »Geld­sor­gen habt ihr nun wirk­lich kei­ne, wenn ihr euch den Lu­xus ei­nes drit­ten Au­tos leis­ten könnt. Hhm, der ist echt schön und vor al­len Din­gen prak­tisch. Da könn­ten wir auch mal mit meh­re­ren was ma­chen. Cool.«

      »Und wenn du dei­nen Füh­rer­schein hast, kannst du dir eins der Au­tos aus­lei­hen und da­mit zur Schu­le fah­ren.«

      Amü­siert be­ob­ach­te­te er, wie sie ei­ne ver­meint­lich be­lei­dig­te Schnu­te zog.

      »Scha­de, mein Prinz, ich hat­te an­ge­nom­men, dann schenkst du mir ein Ei­ge­nes.«

      »Wir wer­den se­hen, Sü­ße.«

      Sie riss die Au­gen auf. »Bist du ver­rückt? Das war doch nur ein Witz! Na­tür­lich wün­sche ich mir kein Au­to von dir!«

      »Ein Witz al­so, hhm-hhm, wir wer­den se­hen.« Vik­tor grins­te sie frech an. Ob­gleich bis zu An­nas acht­zehn­ten Ge­burts­tag noch ei­ni­ge Ta­ge – na­ja, mehr als ein hal­b­es Jahr – ins Land ge­hen soll­ten, fand er gro­ßen Ge­fal­len an der Vor­stel­lung, wie sehr sie sich über ein Au­to als Ge­schenk auf­re­gen wür­de. »Wir wer­den se­hen«, wie­der­hol­te er des­halb zum drit­ten Mal und küss­te sie rasch, da­mit sie nicht wei­ter pro­tes­tie­ren konn­te.

      ***

      Oben im Ess­zim­mer deck­te Ke­tu der­weil den Früh­stücks­tisch. Er hat­te die neue »Fa­mi­li­en­kut­sche« be­reits am Tag zu­vor be­wun­dert und nahm sich nun Zeit, um Vik­to­ria ein we­nig zu ent­las­ten. Vi­tus und Lo­a­na wür­den si­cher bald kom­men. Au­ßer­dem wa­ren nach dem Früh­stück die Vor­keh­run­gen für das mit­täg­li­che Ge­burts­tag­s­es­sen zu tref­fen.

      Sie hät­ten bes­ser im Schloss fei­ern sol­len, über­leg­te Ke­tu. Vik­to­ria hät­te dann mehr von ih­rem Fest­tag. Sie als Per­fek­tio­nis­tin wür­de be­stimmt die gan­ze Zeit über her­um­ren­nen und her­um­wu­seln wol­len. Es wür­de schwer wer­den, sie da­von ab­zu­hal­ten, doch er woll­te es ver­su­chen.

      Schließ­lich hat­te er es ja auch sehr er­folg­reich ge­schafft, Vik­to­ria in der Nacht von ih­ren Grü­belei­en zu Tisch­de­ko und Sitz­ord­nung