M. B. Bolder

Somber Side of Love - Teil 2 Ungarn


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Alles gut! Lass‘ unseren Sohn jetzt einfach einmal in Ruhe seinen Lunch essen und dann will er sowieso wieder heim fahren.“ tut er so als wäre nichts gewesen.

      „Ach so!“ sagt sie enttäuscht und ich sehe ihrem Gesicht an, dass sie sich verzweifelt bemüht nicht wieder von Saundra anzufangen.

      „Hier! Deine Kopfschmerztabletten! Aber nimm‘ erst einmal nur eine, wenn du noch Auto fahren musst!“ sagt sie etwas geknickt, reicht sie mir die Packung Aspirin und schwirrt wieder in die Küche ab, um den Sonntagsbraten zu holen, welcher köstliche Duftschwaden durch den Raum ziehen lässt.

      Solche aufwändigen und zeitintensiven Speisen sind in der Regel in Amerika am Sonntagmittag gar nicht üblich, aber Mum hat diese Tradition von ihrer deutschen Mum übernommen.

      Grandma hat viele Speisen und Rezepte ihrer ursprünglichen Heimat in unserer Familie eingeführt, die wir alle heute nicht mehr missen möchten und dem amerikanischen Fast Food auf jeden Fall vorziehen.

      Somit drücke ich eine Tablette aus dem Streifen und schlucke sie mit einem Glas Wasser hinunter in der Hoffnung, dass sie schnell wirkt.

      Der gemeinsame Lunch verläuft etwas einsilbig und ich bin meinen Kopfschmerzen sogar ein wenig dankbar, dass ich mich ihretwegen heute schon so früh verabschieden muss und auf diese Weise den fragenden Blicken meiner Mutter entkomme.

      Aber ich wünschte mir trotzdem, Saundra wäre nie hier aufgetaucht, denn dann hätte es ein fröhlicher Sonntag werden können wie alle anderen auch.

      Kurz nach dem Essen verabschiede ich mich ohne viel Aufhebens, steige in meinen alten Buick Regal und fahre Richtung Philadelphia.

      Doch statt zurück zu meiner Wohnung in der der 3417 Spruce Street, die direkt um die Ecke von der Universität liegt, steuere ich das Mütter Museum in der zweiundzwanzigsten Straße an, weil meine Kopfschmerzen etwas besser geworden sind und ich nicht so ganz sinnlos zu Hause herumsitzen will.

      Das Museum liegt ebenfalls in der Nähe der Universität, jenseits des Delaware Rivers und ich schaue mir zwar wenig interessiert, aber immerhin etwas abgelenkt von den Gedanken an Saundras überraschenden Besuch, den Nachmittag über alte Knochen an.

      Nachdem das Museum um fünf Uhr p.m. schließt, mache ich mich doch auf dem Heimweg, denn auch meine Kopfschmerzen kehren langsam aber stetig wieder zurück.

      Ich parke meine alte Schüssel in der Nähe meiner Wohnung und hole mir aus der Pari Le Petit Créperie, die gleich um die Ecke liegt noch etwas Belegtes, denn mein Kühlschrank ist wieder einmal leer wie immer und ich betrete nichtsahnend den Hausflur.

      Schon als ich die Treppe nach oben gehe steigt mir ein bekannter Parfumgeruch in die Nase und als ich noch so überlege zu wem er gehört sehe ich sie auch schon auf der letzten Stufe sitzen … Saundra!

      Erschrocken bleibe ich einen kurzen Moment stehen und als sie langsam aufstehend meinen Blick einfängt beschließe ich schnell an ihr vorbei zu gehen.

      „Matt, bitte! Lass‘ uns reden!“ fleht sie mich mit glitzernden grünen Augen an.

      „Ich vermisse dich!“

      Doch als ich neben ihr auf der gleichen Stufe stehe drehe ich meinen Kopf nur halb zu ihr hin, so dass ich ihre Augen nicht sehen muss und halte meinen Blick zu Boden gerichtet.

      „Lass‘ mich in Ruhe Saundra! Du hast mich doch nie wirklich gewollt! Du hast immer nur ein Spielzeug gebraucht. Das ist mir in unserer letzten Nacht klar geworden und du hast mich mit deiner Ablehnung emotional tief verletzt und das nicht nur mit deiner Peitsche, weißt du das eigentlich?“ sage ich verbittert.

      „Matt! Das tut mir entsetzlich leid! Heute weiß ich, dass das falsch war und ich möchte es wieder gut machen, bitte!“ raunt sie mir tränenerstickt zu, doch ich mache wieder einen Schritt nach vorne und atme tief ein.

      „Vergiss‘ es Saundra! Es gibt nichts mehr zu reden zwischen uns beiden! Du hast mich nur benutzt und jetzt bist du wahrscheinlich auch nur hier, weil dein Vater dich geschickt hat, um mich zu überreden mit ihm nach Ungarn zu gehen und dieses verdammte Etwas zu suchen!“ sage ich echauffiert und habe in dem Moment meine Wohnungstür erreicht.

      Schnell schließe ich sie auf, während sie hinter mir her eilt und mich vorsichtig mit einer Hand an der Schulter berührt, was wie ein Stromschlag durch meinen gesamten Körper fährt.

      „Matt, bitte! Ich weiß nichts von Dad’s Plänen und was er vorhat! Ich habe ihn seit Palenque weder gesprochen noch gehört. Was meinst du denn mit Ungarn und einem verdammten Etwas? Ich habe wirklich keine Ahnung wovon du sprichst.“ sagt sie fast verzweifelt.

      Doch ich schüttle ihre Hand ab, öffne meine Wohnungstür und schiebe sie schnell mit dem Arm von mir weg, um ihr kopfschüttelnd und mit einem traurigen Blick die Tür vor der Nase zu zuschlagen.

      „Matt!“ schreit sie auf und trommelt mit den Fäusten gegen die Tür.

      „Bitte lass‘ mich rein! Matt, bitte! Ich muss mit dir reden! Du kannst mich doch jetzt nicht einfach hier so stehen lassen? Bitte! Ich habe den ganzen Nachmittag auf dich gewartet.“

      „Lass‘ mich einfach zufrieden Saundra! Hau‘ ab, wohin auch immer! Es ist mir egal, aber trete mir nie mehr unter die Augen! Verdammt noch mal!

      Ich habe dich geliebt … sehr sogar und du hast meine Gefühle nur missbraucht und mit Füßen getreten, indem du nur mit mir gespielt hast.

      Was willst du also noch von mir? Mich noch mehr verletzen und noch mehr demütigen? Hat es dir Spaß gemacht oder hat es dir noch nicht gereicht?“ schreie ich wütend durch die Tür zurück.

      „Nein Matt! Das stimmt nicht ganz!“ sagt sie laut aber bittend.

      „Ich habe dich in den letzten Wochen schrecklich vermisst und mir ist klar geworden…“ es wird plötzlich still und sie macht eine lange nachdenkende Pause.

      „… dass ich dich liebe!“

      Die letzten Worte kommen gedämpft und tränenerstickt, doch mein Blut ist viel zu sehr in Wallung, als dass ich ihr das jetzt einfach so glauben kann.

      „Du bist eine gute Schauspielerin Saundra! Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir das einfach so abnehme nach allem was geschehen ist?“ sage ich eine Spur sanfter, aber immer noch aufgebracht.

      „Und das alles nachdem dein Vater mich gestern erst für einen Auftrag in Ungarn unbedingt dabei haben wollte? Mach’ mir doch nichts vor. Er hat dich doch geschickt damit du mich wieder einwickelst nachdem ich dankend abgelehnt habe oder etwa nicht?

      Außerdem werde ich demnächst für Monate, vielleicht sogar für Jahre wieder nach Ägypten gehen und damit hat sich die ganze Sache ohnehin ein für alle Mal erledigt. Geh‘ endlich! Ich will dich nie mehr sehen, Saundra! Hau‘ endlich ab!“ sage ich laut und bestimmt und bohrender Kopfschmerz durchzuckt meinen Kopf.

      Mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand reibe ich mir die Augen, während ich mit der Rechten mein belegtes Sandwich in den leeren Kühlschrank werfe, denn jetzt ist mir jeglicher Appetit vergangen.

      „Nein Matt! Das ist nicht wahr! Ich weiß nichts von Dad’s Vorhaben! Wir haben uns an dem Tag zerstritten, als du von Palenque nach Hause geflogen bist und seitdem hatten wir keinen Kontakt mehr zueinander! Ich bin nur hier um dir zu sagen, dass ich die liebe und mit dir reden möchte. Mehr nicht! Bitte!“ bettelt sie und ihre Stimme klingt traurig, denn sie wurde beim letzten Satz immer leiser.

      Ich bin total verwirrt und Adrenalin überschwemmt meinen Körper, was noch mehr Kopfschmerz verursacht und aus einer Nachbarwohnung schreit jemand auf den Flur.

      „Ist endlich einmal Ruhe da draußen? Es reicht! Wir wollen nichts von den Beziehungsproblemen anderer Leute wissen, wir haben selbst genug davon!“

      Na, toll!

      Jetzt haben es auch schon die Nachbarn mitbekommen, genauso wie einst, als ich Faith aus der Wohnung geworfen habe.

      Zum Glück ist wenigstens Mrs. White verreist