M. B. Bolder

Somber Side of Love - Teil 2 Ungarn


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ich verzweifelt und in diesem Augenblick erscheint eine Krankenschwester und bringt uns zwei Tassen und eine Warmhaltekanne mit heißem Kaffee den Lázló behutsam einschenkt.

      „Soweit ich mich erinnere, trinken Sie ihn schwarz?“ fragt er und um seine Mundwinkel spielt ein Lächeln.

      „Ja, das stimmt! Gerne!“ antworte ich dankbar und schließe meine Finger um die Tasse, die trotz der Wärme des Zimmers eiskalt sind.

      „Sie lieben sie immer noch, nicht wahr?“ fragt er mich sanft.

      „Ja, das tue ich! Aber ich wollte mich nicht mehr auf sie einlassen, solange ich nicht sicher sein kann, dass sie mich auch ehrlich liebt und eine gemeinsame Zukunft in Betracht zieht.

      Ich hatte Angst davor, dass sie mich wieder fallen lässt und die ganze Seelenqual und der Liebesschmerz von vorne beginnt.“ seufze ich tief.

      „Wenn ich doch nur wüsste, was sie operieren und wie lange es noch dauert! Diese Ungewissheit und die endlose Warterei macht mich ganz fertig Lázló! Was ist wenn sie stirbt? Ich würde mir mein Leben lang die allergrößten Vorwürfe machen.“ sage ich ungeduldig.

      „Wir dürfen nicht vom Schlimmsten ausgehen Matt. An so etwas möchte ich jetzt gar nicht denken und Sie sollten das auch nicht! Saundra wird wieder gesund, davon bin ich überzeugt. Sie ist zäh! Das haben Sie doch nach dem Flugzeugabsturz gesehen!“ tröstet er mich und ich nicke nur stumm mit dem Kopf.

      „Wissen Sie wer der Fahrer des Wagens war? Oder hat die Polizei den Unfall wenigstens aufgenommen?“ fragt er selbstbeherrscht.

      „Ja, die Polizei war da und der Fahrer hat mir seine Karte gegeben…“ antworte ich und greife in meine Jeans.

      „… oh, verdammt! Die steckt jetzt in der blutverschmierten Jeans die ich zu Hause noch schnell ausgezogen habe. Tut mir leid daran habe ich in meiner Panik gar nicht mehr gedacht und ich habe mir den Namen auch nicht gemerkt. Aber er sagte, dass ich ihm Bescheid geben soll wenn ich weiß wie es Saundra geht.“

      „Kein Problem! Die kann ich mir später aus Ihrer Wohnung holen wenn Ihnen das Recht ist, denn ich sollte in der Nähe Ihrer Wohnung ohnehin nach Saundras Wagen suchen und ihn abschleppen lassen, damit es nicht wieder Strafzettel hagelt. Sie haben den SLS nicht zufällig irgendwo stehen sehen?“ fragt er mich und ich finde es in dem Augenblick unglaublich, an was der Mann alles denkt.

      „Nein, sie muss ihn wohl in einer Seitenstraße geparkt haben und das mit der Visitenkarte ist in Ordnung. Natürlich habe ich nichts dagegen wenn Sie meine Wohnung betreten, allerdings ist sie im Moment nicht sehr aufgeräumt, aber die Jeans liegt jedenfalls in der Badewanne.“

      Ungeduldig schaue ich auf die Uhr und spreche besorgt weiter.

      „Nun operieren sie schon fast zwei Stunden! Wie lange soll das denn noch dauern?“

      „Seien Sie doch nicht so ungeduldig, Matt! Die Ärzte werden uns schon Bescheid geben, wenn es etwas Neues gibt.

      Im Übrigen fragt Chitam fast jeden Tag nach Ihnen, er hat Sie offenbar sehr ins Herz geschlossen.“ versucht er mich abzulenken.

      „Chitam? Tatsächlich! Wie geht es ihm und was machen seine Sprachkenntnisse?“ frage ich daher und muss unvermittelt lächeln als ich an den kleinen Indio erinnert werde.

      „Och, es geht ihm gut und der Lehrer, den ich engagiert habe, macht seine Sache hervorragend und Chitam scheint ein Sprachtalent zu sein. Er spricht inzwischen ganz gut Englisch, geht schon alleine einkaufen und fährt auch schon allein Straßenbahn!

      Er hat sich sehr gut eingelebt! Obwohl New York zunächst natürlich ein riesiger Kulturschock für ihn war, aber er macht sich sagenhaft und er zeigt sehr viel Interesse an der modernen Technik und bemüht sich auch bald schreiben und lesen zu lernen. Unglaublich der Junge!“ grinst er.

      „Oh, das freut mich und dass er wissbegierig ist hat man ja schon am ersten Abend gemerkt…“ sage ich erfreut, als in diesem Moment endlich ein Arzt den Warteraum betritt und ich springe augenblicklich erwartungsvoll von meinem Stuhl.

      „Mr. Dunaway? Mr. Bolder?“ begrüßt uns dieser und reicht uns nacheinander freundlich die Hand.

      Der Mann ist mittleren Alters, hat rabenschwarzes Haar und eine schwarzumrandete Brille, wirkt aber sehr sympathisch.

      „Guten Tag! Ich bin Dr. James Spector und habe Miss Dunaway soeben operiert. Mr. Bolder dürfte ich Sie bitten hinauszugehen, denn ich darf nur Angehörigen Auskunft erteilen.“ bittet er mich.

      „Nein, das ist in Ordnung wenn Mr. Bolder hier bleibt. Ich möchte dass er mithört, er ist sozusagen der Verlobte meiner Tochter. Also was ist jetzt nun mit Saundra?“ wirft Lázló schnell ein.

      „Gut, wie Sie möchten! Ihre Tochter hatte riesiges Glück! Äußerlich hat sie natürlich fast am ganzen Körper, vorwiegend auf der linken Seite, größere und kleinere Schürfwunden und Hämatome, welche aber ganz gut zu behandeln sind und kaum Narben hinterlassen werden.

      Ansonsten hatte sie einen Milzriss, der bereits lebensbedrohlich war als sie hier eingeliefert wurde und sie wäre innerlich fast verblutet. Ihr Glück war nur, dass der Krankenwagen so schnell vor Ort war und wir sie noch rechtzeitig operieren konnten.

      Allerdings musste ich einen Teil der Milz entfernen, was aber auf lange Sicht gesehen keine weiteren Probleme bereiten dürfte, zudem bekommt sie Bluttransfusionen wegen des hohen Blutverlustes.

      Des Weiteren ist das Becken angebrochen, aber das ist im Weiteren nicht so schlimm als dass wir eingreifen müssten. Ein paar Wochen Bettruhe und danach eine krankengymnastische Maßnahme dürften völlig ausreichend sein.

      Im Übrigen ist weiter nichts gebrochen, außer dass sie eine schwere Gehirnerschütterung hat die wir noch beobachten werden, damit sich kein Blutgerinnsel im Gehirn bildet.

      Deshalb haben wir sie jetzt vorsichtshalber in ein künstliches Koma versetzt und werden von Zeit zu Zeit prüfen wann wir sie aufwecken werden.

      Ihr Gesamtzustand ist im Moment zwar sehr ernst aber stabil und wir müssen sie zumindest nicht künstlich beatmen. Wenn Sie möchten können Sie jetzt kurz zu ihr, bitte kommen Sie!“ führt er aus, geht voran und biegt in einen anderen Gang ein, wo wir zunächst in einem Zimmer landen in dem wir unsere Hände desinfizieren, sterile Kleidung und einen Mundschutz anziehen müssen.

      Danach führt er uns in ein Intensivzimmer wo ich zunächst auf das Tiefste erschrecke, Saundra liegt totenbleich mit geschlossenen Augen im Bett und ist an zahlreichen Maschinen angeschlossen.

      Ihre Herztätigkeit, Blutdruck, Hirnströme und alles Mögliche werden damit ununterbrochen gemessen und gleichzeitig ausgewertet.

      Neben dem Bett hängt ein Beutel in dem sich Flüssigkeit aus dem Katheter und ein Beutel in dem sich Blut und Wundwasser sammeln.

      Über ihr sind verschiedene intravenöse Infusionsbeutel und eine Bluttransfusion an einer Stange angebracht, welche tropfenweise in ihren Arm laufen und ich traue mich kaum an ihr Bett zu treten, aber ich möchte so gern ihre Wange streicheln.

      „Dr. Spector? Darf ich sie anfassen?“ frage ich mit trockenem Hals.

      „Ja, natürlich kein Problem, ihre Hände sind ja desinfiziert. Sie sollten sie sogar anfassen und mit ihr sprechen. Komapatienten spüren die Zuwendung häufig, was den Heilungsprozess oftmals beschleunigt.“ belehrt er mich, knie mich neben das Bett und streichle vorsichtig ihre unverletzte Wange.

      „Saundra, es tut mir so leid, ich wollte das nicht. Ich liebe dich doch noch immer.“ flüstere ich und wieder schießen mir Tränen in die Augen, die ich nur mit Mühe zurückhalten kann.

      Lázló, der hinter mich getreten ist streichelt sacht ihren Arm und legt mir eine Hand auf die Schulter.

      „Matt! Noch einmal, Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen, sie ist ganz allein vor das Auto gelaufen!“ sagt er sanft.

      „Ja, aber doch nur weil sie mir hinter her wollte, ich hätte sie nicht einfach stehen lassen