M. B. Bolder

Somber Side of Love - Teil 2 Ungarn


Скачать книгу

      Ich doch nicht!

      Alles was ich habe ist ein wenig Liebeskummer und ja, ich mache mir Vorwürfe wegen dem Unfall, aber das sind doch noch lange keine Depressionen.

      Naja, wenn er unbedingt meint dann rede ich halt mit dem Psychoklempner damit er Ruhe gibt.

      Während ich noch so überlege und wie verloren auf dem Bett sitze erscheint wieder ein Pfleger, der ein Tablett mit dem Dinner auf den kleinen Tisch stellt, mir aufmunternd zulächelt und wortlos wieder verschwindet.

      Essen?!

      Wehmütig denke ich an Miguel und sein Chilifass zurück und damit hat mich die Vergangenheit endgültig wieder eingeholt, aber das Chilifass wird mir hier bestimmt nicht begegnen.

      Langsam lasse ich mich vom Bettrand rutschen und setze mich erst einmal auf den Stuhl neben Saundras Bett, nehme behutsam ihre Hand und hauche einen sanften Kuss darauf.

      „Weißt du noch Saundra als du mit der fürchterlich scharfen Barbacoa in meinem Zelt aufgetaucht bist und ich mich zuerst völlig unbeholfen angestellt habe sie zusammenzustellen und dann das Gefühl hatte, Miguel will mich von innen her verbrennen mit seiner geliebten Chili …?“

      Scheiße!

      Wieder kommen mir die Tränen bei dem Gedanken daran, wie fröhlich sie an diesem Tag war und wie sie sich mit mir gefreut hat, dass es mir nach der Vergiftung etwas besser ging.

      Sie war damals eigentlich in der gleichen Lage wie ich jetzt, nur wusste sie zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass sie möglicherweise echte Liebe für mich empfindet.

      „Saundra! Bitte!“ flüstere ich und versinke in meinen Gedanken, als sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter legt und ich mich erschrocken umdrehe.

      „Dr. Spector?“

      „Sie haben wieder nichts gegessen.“ stellt er tadelnd fest.

      „Obwohl ich wohlwollend feststellen muss, dass Sie wenigstens vor Erschöpfung eingeschlafen sind.“

      Überrascht reibe ich mir kurz die Augen.

      „Was? Eingeschlafen? Das kann nicht sein?“ rufe ich entsetzt, sehe auf meine Armbanduhr und es ist tatsächlich mehr als eine Stunde vergangen.

      „Sie setzen sich jetzt augenblicklich an diesen Tisch und essen unter meiner Aufsicht dieses verdammte Sandwich, damit Sie mir nicht auch noch zusammenklappen.

      Danach wird Schwester Loredana die gesamte Nachtwache übernehmen, damit Sie sich ausgiebig ausschlafen können.“ befiehlt er regelrecht, so dass mir gar nichts anderes übrig bleibt als lustlos dieses mit Putenstreifen belegte Sandwich in mich hinein zu stopfen und mich danach auf dem Bett nieder zu lassen, wo Dr. Spector mir die angekündigte Spritze in den Arm rammt.

      Es dauert kaum fünf Minuten als mir auch schon die Augen zufallen und die Dunkelheit wie eine riesige schwarze Hand nach mir greift.

      Der Duft von frischem Kaffee weckt mich am nächsten Morgen und ich stelle fest, dass ich die ganze Nacht einen traumlosen Schlaf hatte, sehr ungewöhnlich nach so einem aufregenden Tag!

      „Guten Morgen! Haben Sie gut geschlafen?“ begrüßt mich Schwester Loredana freundlich, doch ich hüpfe zunächst benommen aus dem Bett und sehe zuerst nach Saundra, aber sie liegt immer noch genauso da wie gestern Abend.

      „Ja, danke!“ antworte ich der Schwester.

      „Hat sich bei Saundra irgendetwas verändert?“ frage ich etwas taumelig und reibe mir die Augen.

      „Es ist alles in bester Ordnung Mr. Bolder. Ihr Zustand ist weiter stabil, alle Vitalfunktionen sind in Ordnung und das Blutbild nähert sich langsam dem Normbereich. Sie müssen sich keine Sorgen machen.“ lächelt sie.

      „Frühstücken Sie erst einmal in aller Ruhe und ich übergebe unterdessen den Dienst an meine Kollegin, die Sie ja gestern schon kennengelernt haben.“

      „Ach!“ halte ich sie auf als sie das Zimmer eilig verlassen will.

      „Sagen Sie, kann es sein dass mir Dr. Spector gestern Abend doch ein Schlafmittel gespritzt hat? Weil ich so schnell eingeschlafen bin und die ganze Nacht durchgeschlafen habe?“ frage ich sie neugierig und sie schüttelt mit dem Kopf.

      „Nein, das hat er nicht. Es war wirklich nur ein Beruhigungsmittel, allerdings etwas höher dosiert als sonst und Sie waren einfach nur erschöpft, das ist alles.

      Aber der Schlaf scheint Ihnen gut getan zu haben, Sie sehen heute schon viel besser aus als gestern.

      Ach ja, fast hätte ich es vergessen, Ihr Termin bei Dr. Perez ist um zehn Uhr a.m.“ grinst sie mich noch einmal an und verschwindet dann nach draußen.

      Ach! Den Termin bei dem Seelenklempner hätte ich schon fast wieder vergessen, denn eigentlich habe ich gar keine Lust da hin zu gehen. Ich weiß eigentlich gar nicht so Recht, was ich bei dem soll?

      Im Großen und Ganzen geht es mir doch gut, außer dass ich mir immer noch Vorwürfe mache, wegen Saundras Unfall.

      Im Bad mache ich mich etwas frisch und gönne mir eine Tasse schwarzen Kaffees und eine Scheibe Weißbrot mit Butter, setze mich wieder an Saundras Bett und halte ihre Hand auf der ich zarte Küsse verteile.

      Doch schon nach kurzer Zeit vertreiben mich die beiden Schwestern, weil sie das Betttuch glatt streichen, Saundra notdürftig waschen und die Beutel mit Urin und Wundwasser austauschen wollen und ich sehe von meinem Bett aus zu.

      Schwester Megan nimmt noch eine Blutprobe und entfernt zunächst den Bluttransfusionsbeutel, welcher wohl schon gestern Abend leer gelaufen ist.

      Die Nachtschwester hat offensichtlich nur die Zufuhr zugedreht, um mich nicht zu stören.

      Das entnehme ich zumindest der leisen Unterhaltung der beiden Schwestern.

      Doch als die beiden schwatzend das Zimmer wieder verlassen haben, setze ich mich wieder an Saundras Bett und lasse unsere gemeinsamen Erlebnisse in Palenque und Veracruz Revue passieren, nachdem Dr. Spector gestern sagte, es wäre gut mit Komapatienten zu sprechen.

      Aber es fühlt sich seltsam an, wenn man erzählt und ab und zu sagt ‚Weißt du noch?’ und es kommt keine Reaktion und keine Antwort und ich überlege was Saundra damals gemacht oder gesagt hat als ich mit der Vergiftung danieder lag?

      Hat sie auch mit mir geredet?

      Aber was hat sie gesagt?

      Damals kannten wir uns ja gerade einmal ein paar Stunden.

      Sie hatte einmal erwähnt, dass sie meinen athletischen Körper betrachtet hätte, der ihr sehr gut gefiel, aber hat sie wirklich nur das gemacht?

      Ich habe sie nie danach gefragt, weil es mir etwas peinlich war, dass ich tagelang halbnackt vor ihr lag und nichts davon mitbekommen habe von dem was um mich herum geschah.

      Plötzlich reißt mich die Stimme von Schwester Megan aus meinen Gedanken.

      „Mr. Bolder, darf ich Sie an den Termin bei Dr. Perez erinnern? Ich denke es wird Zeit, dass Sie sich fertig machen!“ flüstert sie freundlich lächelnd, ich fahre mit beiden Händen durch meine braunen Wellen und streiche sie damit zurück.

      „Ja, ich gehe ja schon!“ sage ich seufzend und sehe dabei in ihr lächelndes Gesicht.

      „Ich hatte heute Morgen eigentlich Dr. Spector erwartet. Macht er keine Visite?“ frage ich vorsichtig.

      „Doch in der Regel schon und gerade nach Intensivpatienten schaut er ganz besonders, aber heute gab es noch ganz früh am Morgen eine Massenkarambolage auf dem Delaware Expressway wegen Nebels, schlechter Sicht und plötzlich auftretendem Glatteis mit vielen Toten und Verletzten.

      Dr. Spector ist leider noch im OP und es ist im Moment nicht abzusehen wie lange es noch dauert, aber solange bei Miss Dunaway keine Veränderung eintritt, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.

      Glauben Sie mir,