M. B. Bolder

Somber Side of Love - Teil 2 Ungarn


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können wir jetzt ohnehin nichts mehr daran ändern und Saundra wird wieder gesund werden, auch wenn wir Geduld haben müssen.“ tröstet er mich und ich nicke betreten.

      „Wenn Sie möchten, dann können Sie auch hierbleiben Mr. Bolder! Ich besorge Ihnen gern ein zweites Bett, vielleicht ist das ganz gut für Sie beide, so wie ich das sehe.“ meldet sich Dr. Spector vorsichtig aus dem Hintergrund.

      „Wenn das geht? Dann würde ich tatsächlich gerne bleiben, danke!“ sage ich überrascht, der Arzt nickt wohlwollend und verlässt das Zimmer.

      „Ich werde jetzt erst einmal gehen, denn ich kann hier ohnehin nichts weiter ausrichten und am besten nach Saundras Wagen suchen. Darf ich dann kurz um Ihren Wohnungsschlüssel bitten, denn ich möchte mich mit dem Autofahrer in Verbindung setzen.“ raunt Lázló leise.

      „Der ist im anderen Zimmer in meiner Jeans. Meine Adresse kennen Sie?“ frage ich zurück und er grinst.

      „Selbstverständlich kenne ich die, schließlich sind Sie mein Angestellter auf den ich im Übrigen große Stücke halte, das musste auch einmal gesagt werden.“ sagt er, dreht sich damit um und lässt mich mit Saundra allein zurück.

      Okay! Dr. Spector sagte man soll mit Komapatienten sprechen, aber was soll ich ihr denn sagen, außer dass mir alles wahnsinnig leid tut und während ich noch überlege schiebt ein Pfleger ein zusätzliches Bett ins Zimmer, welches er in geringem Abstand zu Saundras Bett stellt und mir zuflüstert.

      „Ich bringe Ihnen noch etwas zu essen, wenn es Ihnen Recht ist? Sie haben doch bestimmt schon seit Stunden nichts mehr gegessen?!“ stellt er fest, wartet erst gar keine Antwort von mir ab und rauscht wieder davon.

      Dabei fällt mir ein, dass ich eigentlich genau genommen seit gestern Mittag nichts mehr gegessen habe und verspüre erst jetzt den Hunger der meinem Magen augenblicklich eindeutige Geräusche abfordert.

      Es dauert kaum zwei Minuten bis der Pfleger mit einem Kollegen wieder auftaucht, einen kleinen Tisch, einen Stuhl und ein Tablett mitbringt von dem ein köstlicher Duft strömt.

      Als die beiden den Raum wieder verlassen hauche ich Saundra einen Kuss auf die Wange, setze mich an den Tisch und versuche erst einmal den Chili-con-Chicken-Auflauf zu genießen, aber nach ein paar Löffeln fühlt sich mein Magen wie zugeschnürt an und ich decke das Tablett wieder ab.

      Den Stuhl mitnehmend setze ich mich neben Saundras Bett, halte ihre Hand und erzähle einfach darauf los was ich den letzten neun Wochen gemacht habe und wie sehr ich mich nach ihr gesehnt habe.

      Dass ich gelitten habe wie ein Hund, weil sie mich einfach so abserviert hat und wie tief verletzt ich darüber war.

      Nur deshalb war ich so abweisend zu ihr, weil ich nicht wollte, dass ich diesen Schmerz noch einmal durchmachen muss.

      Viertelstündlich schaut eine Schwester mit ernstem Gesicht vorbei, um die Monitore zu überprüfen und Saundras Augenlinsen zu kontrollieren.

      Offenbar arbeitet sie den ganzen Tag im sterilen Bereich, denn sie kommt immer durch eine andere Tür, als jene durch die wir den Intensivraum betreten haben.

      So geht das den ganzen Tag, ich erzähle Saundra mein Leben nach Palenque und die Schwester schaut akribisch genau alle fünfzehn Minuten nach ihr.

      Offensichtlich ist Saundras Zustand doch ernster als uns Dr. Spector zugestand.

      Verdammt!

      Wieder beschleicht mich die Angst, dass sie doch noch sterben könnte, aber ich wage es nicht mehr mir das auszumalen und als es am Spätnachmittag gegen fünf Uhr p.m. bereits dunkel wird kommt Lázló endlich zurück.

      Wortlos aber fragend blicke ich ihn an, drücke Saundras Hand etwas fester und er kommt kopfschüttelnd auf mich zu.

      „Eine endlose Sucherei nach dem Scheißkarren, ich habe mir fast die Füße wund gelaufen und Seitenstraße ist gar kein Ausdruck für den Ort wo sie den Wagen geparkt hatte.

      Auf einer Baustelle hat sie ihn abgestellt! Das war natürlich mein letzter Gedanke und spätestens morgen hätten die Arbeiter das Auto abschleppen lassen.

      Sie wollte offenbar auf keinen Fall, dass Sie den Wagen entdecken bevor Sie das Treppenhaus betreten. Das hatte sie schon ganz gut bedacht, dann das Auto aber offenbar vergessen.

      Naja egal, jetzt steht es jedenfalls erst einmal in einer sicheren Garage bei einem Autohaus, dem ich gleich den Auftrag gegeben habe, es gründlich durchzuchecken.

      Denn wenn sie tatsächlich den ganzen Weg von Los Angeles bis nach Philadelphia mit dem Auto gefahren ist, schadet das auf keinen Fall.“ lässt er sich immer noch kopfschüttelnd aus und stützt sich mit den Armen auf das Fußende von Saundras Bett.

      „Sie denken Saundra ist den ganzen Weg mit dem Auto gefahren? Warum ist sie nicht geflogen oder mit der Bahn gefahren?“ frage ich völlig verwirrt.

      „Als Sie mir von Saundras Auftritt bei Ihrer Mutter erzählten, erwähnten Sie den schwarzen SLS.

      Nachdem wir aber hier in Philadelphia keine Residenz haben und auch nicht unzählige SLS, sondern nur ein paar wenige und diese auch nicht alle die gleiche Farbe haben war mir klar, dass es nur der schwarze SLS aus Los Angeles sein kann.

      Also ist sie entweder die ganze Strecke gefahren oder hat sich Huckepack mit der Eisenbahn hierher bringen lassen, aber das schließe ich eigentlich aus, denn die Railway dauert Saundra eindeutig zu lange.“ konstatiert er.

      „Aber warum ist sie dann nicht geflogen? Das wäre doch viel schneller gegangen und sie wäre vielleicht schon ein oder zwei Tage früher hier gewesen … noch vor Ihrem Anruf. Dann hätte es dieses Missverständnis gar nicht gegeben?“ sage ich bedauernd.

      Seufzend erklärt mir Lázló jedoch weiter.

      „Ich weiß es doch auch nicht Matt! Vielleicht brauchte sie Zeit, um nachzudenken oder die Prozedur mit einem Leihwagen war ihr zu stressig … ich habe keine Ahnung!

      Wir werden sie fragen müssen, wenn sie wieder wach ist.“ sagt er sanft und kneift die Lippen zusammen.

      „Wie steht es denn jetzt um sie?“ fragt er, doch bevor ich antworten kann kommt erneut die Schwester, welche alles so penibel überprüft und wortlos wieder verschwindet.

      Mit der flachen Hand deute ich ihr nach und hole tief Luft.

      „Genau das meine ich! Die kommt alle fünfzehn Minuten und prüft sämtliche Monitore und die Augenlinsen, das macht mir Sorgen!

      Offenbar hat uns Dr. Spector doch nicht ganz die Wahrheit gesagt. Möglicherweise ist Saundras Zustand noch ernster, als er uns glauben machen wollte.“

      „Nein, das denke ich nicht Matt! Die gehen einfach nur auf Nummer sicher wegen der Gehirnerschütterung und das finde ich gut. Aber ich denke wir sollten uns bis jetzt noch keine Gedanken darüber machen, solange sie nur alles überprüft.“ stellt er lächelnd fest.

      „Wie geht es Ihnen eigentlich?“ fragt er mir direkt in die Augen blickend und ich senke den Blick.

      „Ehrlich gesagt, Scheiße! Wie soll es mir schon gehen? Ich habe neun Wochen lang gelebt wie ein geprügelter Hund den sein Herrchen am Straßenrand ausgesetzt hat und nun bin ich auch noch Schuld an Saundras elendem Zustand, was soll ich dazu noch sagen.“ antworte ich deprimiert, fahre mit der Hand durch meine Haare und würde am liebsten in irgendein Loch kriechen das gar nicht da ist.

      „Matt! Sie sollen sich doch keine Vorwürfe machen, es ist nicht Ihre Schuld! Außerdem habe ich den Fahrer des Unglückswagens angerufen, um ihm einen Ausgleich für seinen eigenen Schaden anzubieten und um eventuell eine Klage wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr abzuwenden.

      Er ist durchaus dazu bereit die Sache privat zu regeln und freut sich, dass Saundra überleben wird! Denn die Sache macht ihm auch zu schaffen, obwohl er absolut nichts dafür kann. Was wollen wir denn mehr?“ sagt er fast fröhlich.

      „Lázló! Entschuldigen Sie bitte, aber ich habe gerade keinen Kopf dafür!