M. B. Bolder

Somber Side of Love - Teil 2 Ungarn


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die Frage, was ist wenn sie stirbt?

      Durch meine Schuld!

      Nein! Bitte nicht!

      Soweit darf es nicht kommen, sie hat sogar einen Flugzeugabsturz fast unverletzt überlebt und die Entführung in den Dschungel überstanden.

      Sie darf nicht sterben!

      Nicht jetzt!

      Sie hatte ja Recht!

      Wir müssen uns aussprechen, aber ich war so verbohrt in den Gedanken, dass ihr Vater sie geschickt hat und habe gar nicht richtig aufgenommen, was sie eigentlich gesagt hat.

      Verzweifelt und rastlos fange ich an in dem Warteraum abwechselnd herumzutigern und auf und ab zu laufen, mich wieder hinzusetzen und ich versuche zwischendurch in Zeitschriften zu blättern, doch heute scheinen alle in einer fremden Sprache gedruckt zu sein.

      Nach einer schier endlosen halben Stunde geht plötzlich die Tür auf und ich hoffe neue Informationen von Saundra zu bekommen.

      Doch es ist nur eine Lernschwester die mich fragt, ob ich etwas zu trinken haben möchte was ich allerdings ablehne, denn mein Magen fühlt sich an wie zugeschnürt.

      Somit gehe ich wieder auf und ab, sehe aus dem Fenster auf das triste winterliche Philadelphia, das im Sommer so schön ist und ich kann die Ungewissheit kaum noch aushalten.

      Am liebsten würde ich, wütend auf mich selbst, das ganze Zimmer kurz und klein schlagen oder einfach nur noch davon laufen.

      Wenn nur wenigstens Lázló schon da wäre, dann wäre die Warterei vielleicht erträglicher und ich habe den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht als er auch schon zur Tür hereinstürzt.

      „Matt? Was um aller Welt ist passiert? Was macht Saundra verdammt noch mal hier in Philadelphia?“ fragt er beunruhigt und kommt mit schnellen Schritten auf mich zu, hält mich an den Oberarmen fest und sieht mir gehetzt in die Augen.

      „Ach Lázló! Es ist alles so schrecklich und es ist ganz allein meine Schuld!“ versuche ich erneut krampfhaft die Tränen zu unterdrücken, welche meine Augen überschwemmen wollen.

      Doch Lázló zieht mich mitfühlend an sich, schlingt seine Arme fest um meinen Oberkörper und klopft mit der flachen Hand tröstend auf meinen Rücken, eine Geste die ich von ihm niemals erwartet hätte.

      „Ganz langsam Matt! Keine Panik! Es wird bestimmt alles wieder gut!“ sagt er sanft und lässt mich wieder los, schiebt mich etwas von sich und hält erneut meine Arme fest.

      „Setzen wir uns! Ich bestelle bei der Schwester noch einen Kaffee für uns beide und Sie erzählen mir alles in Ruhe! Okay!“ raunt er, schaut mir sanft in die Augen und wendet sich zum Ausgang wo gerade eine Schwester erscheint und seine Kaffeebestellung entgegen nimmt.

      Wir nehmen an einem kleinen Tisch Platz, indem wir uns gegenüber setzen und er sieht mich herausfordernd an.

      „Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll...“ stottere ich, stütze mich auf den linken Ellbogen und lasse die Stirn in meine Hand fallen, mit der ich die Augen bedecke und seufze tief.

      „… am Ende ist sie jedenfalls vor ein Auto gelaufen und ich weiß bis jetzt nur, dass sie operiert wird aber nicht was sie wirklich hat.“

      Entmutigt lasse ich meine Hand wieder auf den Tisch fallen und sehe Lázló abermals in die Augen.

      „Ganz langsam Matt! Fangen Sie einfach ganz am Anfang an. Warum kam Saundra überhaupt nach Philadelphia? Was wollte sie hier?“ fragt er mich nun ruhig und ich erzähle ihm die Geschichte von gestern Mittag bis ins Detail, als Mum Saundra noch abgewimmelt hat.

      „Verstehe!“ sagt er und spielt mit seinen Fingern auf der Tischfläche.

      „Ich hätte an Ihrer Stelle wohl genauso gedacht und gehandelt wie Sie, nämlich dass ich Saundra geschickt hätte, um Sie zu überreden mit mir nach Europa zu kommen.

      GraftAber das ist wirklich nicht so, denn seit Palenque habe ich Saundra selbst weder gesehen noch gesprochen.“ sagt er traurig und senkt die Augen.

      „Was? Sie haben seit Palenque keinen Kontakt mehr zu ihr gehabt? Dann hat sie ja die Wahrheit gesagt!“ frage ich erschrocken und weite meine Augen.

      „Ja, ich hatte einen bösen Streit mir ihr nachdem Sie zum Flughafen aufgebrochen sind, welcher allerdings schon lange überfällig war und nicht unbedingt allein mit Ihrer Abreise etwas zu tun hatte. Sie ist dann eine Stunde nach Ihnen abgereist Richtung Los Angeles und wir hatten seither keinerlei Kontakt mehr zueinander.“ sagt er bedauernd.

      „Ach deshalb war sie auf der Pressekonferenz nicht anwesend…? Ich habe sie mir ganz bewusst selbst nicht angesehen, aber Dad erwähnte gestern als Saundra wieder weg war, dass er ‚das Mädchen‘ wie er sie nennt, noch nie gesehen hat.“ sage ich bedauernd.

      „Ja, so ist es leider! Ich habe das traurigste Weihnachten meines Lebens verbracht, nämlich ohne den Menschen der mir am meisten bedeutet und das ist seit vielen Jahren meine Tochter.

      Sie hat sich in dieser Zeit weder telefonisch gemeldet noch ist sie überraschend vor meiner Tür aufgetaucht, so wie sie es sonst immer macht.

      Sie hat mich einfach mit Missachtung bestraft und nicht einmal mehr meine Kreditkarte benutzt.

      Obwohl ich häufig versucht habe sie zu erreichen, hat sie sogar meine E-Mails permanent ignoriert.“ lächelt er gequält, schüttelt den Kopf und spricht ruhig weiter.

      „Okay, sie muss meine Kreditkarte ja auch nicht benutzen, schließlich verdient sie selbst genug Geld, aber normalerweise macht sie das mit Vergnügen.“

      Schockiert lege ich die linke Hand um den Mund und dränge erneut aufsteigende Tränen zurück, indem ich kurz die Augen schließe.

      „Dann war ich da wohl völlig auf dem Holzweg! Scheiße! Wenn ich das gewusst hätte, wäre vieles sicher anders gelaufen.“ flüstere ich traurig und erzähle ich ihm die Vorkommnisse vom Vorabend im Treppenhaus, vor meiner Wohnungstür und wie es heute Morgen weiter ging … bis zu dem Unfall.

      „Es tut mir so leid! Ich wünschte, ich hätte von dem Zerwürfnis gewusst, dann wäre ich nicht von falschen Tatsachen ausgegangen und hätte ihr vielleicht zugehört.

      Dann wäre das alles nicht passiert und sie müsste vielleicht jetzt nicht um ihr Leben kämpfen.“ erzähle ich Lázló den Rest der Begebenheiten und nun laufen mir die Tränen ungehindert die Wangen hinab.

      Am liebsten würde ich mich jetzt selbst schlagen, bei so viel Starrköpfigkeit.

      „Nein, Nein, Nein Matt! Machen Sie sich keine Vorwürfe!“ sagt er beruhigend und nimmt meine Hände fest in seine.

      „Sehen Sie mich an, bitte! Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen. Nach alldem was Saundra mit Ihnen gemacht hat und Sie am Ende hat fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, hätte ich zum Beispiel genauso gedacht wie Sie.

      Ich hätte keinen Deut anders gehandelt aus reinem Selbstschutz heraus, das ist nur menschlich. Sie hatten keinen einzigen Grund ihr zu glauben, deshalb trifft Sie überhaupt keine Schuld.

      Saundra hat sich das alles selbst eingebrockt und nun muss sie leider dafür bezahlen, so ist das manchmal im Leben.

      Ich wünschte mir auch es wäre alles anders gekommen, aber Saundra hat nun einmal ihre Eigenarten an die man sich sicherlich schwer gewöhnt und trotzdem trifft Sie, Matt absolut keine Schuld.

      Sie haben sie schließlich nicht vor das Auto gestoßen, sie ist selbst davor gelaufen. Matt, bitte! Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen, das führt zu gar nichts.“ predigt er mir eindringlich, doch apathisch führe ich weiter aus…

      „Sie hat gesagt, dass sie mich liebt und sie hat die ganze Nacht allein und frierend auf dem Boden vor meiner Wohnungstür zugebracht.

      Schon dieser Umstand allein wäre eigentlich Liebesbeweis genug, aber ich habe sie erneut abgewiesen und sie einfach stehen lassen.

      Nur