M. B. Bolder

Somber Side of Love - Teil 2 Ungarn


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wird es schaffen! Ganz sicher! Sie ist noch jung und stark und Sie sollten sich nicht so sehr grämen, denn der Unfall hätte auch ganz anders passieren können, auch ohne ihre Beteiligung!“

      Ich ziehe die Luft tief ein und sehe sie zweifelnd an.

      „Naja, wenn Sie meinen! Dann gehe ich eben zu Dr. Perez und höre mir einmal an was der überhaupt von mir will.“ sage ich aufgebend und hauche Saundra noch einen Kuss auf die Wange.

      Langsam stehe ich auf und gehe in das Schleusenzimmer, um meine normale Kleidung anzuziehen und begebe mich auf den Weg zu Dr. Perez.

      Da das Krankenhaus weit verzweigte Gänge hat und ich mich erst zurechtfinden muss, komme ich in allerletzter Sekunde in seinem Sprechzimmer an.

      „Ach, Mr. Bolder! Dr. Spector hat Sie bereits angekündigt und ich freue mich Sie kennen zu lernen. Ich bin Dr. Guillermo Perez.“ begrüßt mich der freundliche, etwas karibisch aussehende Mittdreißiger und reicht mir freundlich lächelnd die Hand, welche ich vorsichtig zurücklächelnd gerne ergreife.

      „Tja, hier bin ich! Ich weiß zwar nicht so genau was ich bei Ihnen soll, aber Dr. Spector meinte ich sollte einmal mit Ihnen sprechen.“ entschuldige ich mich.

      „Ja, so ist es! Bitte kommen Sie erst einmal herein!“ lädt er mich warmherzig ein und führt mich gänzlich in sein ‚Sprechzimmer’, das so ganz anders aussieht als man es sich üblicherweise vorstellt.

      Es ist weder steril mit weißen Wänden und Teak-Holz-Möbeln ausgestattet, noch findet man eine ‚Liegecouch’ von der immer gesprochen wird, wenn es in Gesprächen um Psychologen geht.

      Ganz im Gegenteil!

      Das Zimmer ist voller ansprechender größerer und kleinerer Grünpflanzen und es gibt vor allem eine gemütliche Sitzgruppe in der Mitte mit zwei bequemen Sesseln und einem kleinen sauberen Glastisch dazwischen, auf dem dekorativ zwei Gläser zusammen mit verschiedenen Mineralwasser- und Saftflaschen stehen.

      An der Wand gegenüber der Eingangstür klebt eine eindrucksvolle 3-D-Fototapete mit einem Motiv, das durchaus meine Sinne anregt und trotzdem beruhigend wirkt.

      Sie zeigt einen mit Moos bewachsenen Holzsteg, der sich in einem von bunten Vögeln bewohnten Dschungel verliert und an dessen Ende ein kleiner Wasserfall plätschert.

      Das besänftigende Plätschern des Wassers wird durch einen Zimmerbrunnen simuliert, den man zwischen den Grünpflanzen versteckt hat und zudem eine angenehme Luftfeuchtigkeit hält.

      Die ganze Darstellung des Zimmers erinnert mich augenblicklich sehr stark an Palenque und es berührt mich emotional gewaltig als ich es betrete.

      „Bitte setzen Sie sich und dann fangen wir am besten mit dem Unfall an, den ihre Freundin gestern hatte…“ empfiehlt Dr. Perez und wir setzen uns fast gleichzeitig auf die beiden Sessel.

      Zuallererst erzähle ich ihm stockend die Geschichte von dem Punkt an als Saundra mit ihrem Mercedes SLS die Auffahrt zur Farm meiner Eltern heraufbrauste und bei meiner Mum auftauchte.

      Doch nach und nach kitzelt er behutsam immer mehr Details aus mir heraus und ich spüre, dass es mit gut tut mit jemand Fremden und vor allem Unbeteiligten über die ganze Sache zu reden und ich erzähle ihm zunächst zögernd, doch dann immer detaillierter die ganze Geschichte…

      Beginnend an dem Punkt der Trennung von Faith über meine Ankunft in Palenque, meine Vergiftung und dem Hurrikan in Veracruz.

      Vor allem aber über Saundra und ihr ungewöhnliches Sexualverhalten, welches mich zunächst völlig erschreckt und mich dann immer mehr in ihren Bann gezogen hat, bis hin zu meiner Entdeckung der Mumie und der Krone.

      Zögerlich erzähle ich weiter von Saundras Entführung, dem Abenteuer im Urwald und letztendlich unserer letzten Nacht, in der sie mich emotional so sehr verletzt hat.

      Dr. Perez macht sich zwischendurch immer wieder Notizen und schaut mir am Ende meines Berichtes offen ins Gesicht.

      „Das ist eine ganze Menge, das Sie mir jetzt erzählt haben, sogar so viel, dass ich zunächst selbst darüber nachdenken muss und mir erst einmal ein Bild davon machen muss.

      Ich möchte deswegen heute keine unbedachten Äußerungen dazu geben und bitte Sie, dass wir uns morgen auf jeden Fall noch einmal treffen sollten. Ich schlage den gleichen Zeitpunkt wie heute vor! Wäre das in Ordnung für Sie?“ fragt er selbstbewusst.

      Etwas überrascht darüber, dass er mir nicht gleich einen besser wissenden Vortrag dazu hält und mir sogleich irgendeine Diagnose in die Hand gibt, bin ich fast schon überzeugt von seiner Kompetenz und ich stimme dem neuen Termin gerne zu, denn ich fühle mich gerade um einiges erleichtert.

      Hoffnungsvoll kehre ich in den Schleusenraum zurück, ziehe mich um und mache alle Prozeduren der Desinfektion, denn ich will Saundra auf keinen Fall in irgendeiner Weise gefährden.

      Somit betrete ich den Intensivraum und sehe, dass Lázló an ihrem Bett sitzt, welcher ebenfalls ihre Hand hält und leise mit ihr spricht, was ich aber nicht verstehen kann und er bricht augenblicklich ab als er mich bemerkt.

      „Matt! Nanu? Sie waren aber lange weg?“ schaut er mich verwundert an und sucht meinen Blick.

      Dabei sehe ich auf meine Armbanduhr und stelle fest, dass ich tatsächlich geschlagene drei Stunden bei Dr. Perez verbracht habe und bemerke erst jetzt, dass ein Tablett mit Lunch auf dem kleinen Tisch auf mich wartet.

      „Ach, Dr. Spector wollte unbedingt, dass ich mit dem Psycho-Doc rede, weil er befürchtet ich könnte in Depressionen verfallen was natürlich Quatsch ist, aber ich bin halt hingegangen damit er zufrieden ist.“ sage ich mit einer abwehrenden Handbewegung.

      „Psycho-Doc? Sie? Naja! Obwohl … mit Ihren Schuldgefühlen ist das bestimmt keine schlechte Idee von Dr. Spector gewesen. Hat es Ihnen wenigstens etwas gebracht?“ will er wissen.

      „Ich weiß nicht! Zuerst wollte ich ihm eigentlich gar nicht so viel erzählen, aber mit der Zeit hat es mir richtig gut getan mir alles von der Seele zu reden und da Dr. Perez ein Unbeteiligter ist, fiel es mir viel leichter zu reden als mit Bekannten und morgen soll ich wieder hin.“ sage ich wahrheitsgemäß.

      „Dann machen Sie das doch, wenn es Ihnen gut tut!“ pflichtet er mir bei und ich sehe, dass sich an Saundras Zustand immer noch nichts verändert hat.

      „Wenn ich mit Saundra reden könnte wäre das noch viel besser, dann würde ich mich auch wieder gut fühlen, aber solange sie im Koma liegt…“ sage ich bedauernd und schüttle hoffnungslos mit dem Kopf.

      „Lassen Sie den Kopf nicht hängen, in ein paar Tagen sieht die Welt wieder anders aus. Dr. Spector meinte vorhin, dass alles sehr gut aussieht und er sie vielleicht übermorgen schon aus dem Koma holen kann.“ tröstet mich Lázló.

      „Das wäre schön!“ sage ich aufatmend.

      Mein Gesicht erhellt sich etwas und ich mache es mir auf dem Stuhl bequem, von dem er gerade aufsteht und ihn mir anbietet.

      Schnell esse ich noch den Lunch und Lázló und ich verbringen den ganzen Nachmittag damit, Saundra Geschichten aus Palenque zu erzählen, welche wir gemeinsam erlebt haben bis er sich gegen Abend wieder verabschiedet.

      Die nächsten beiden Tage verlaufen nach dem gleichen Muster, ich gehe morgens zu Dr. Perez, während Lázló allein an Saundras Bett wacht und die Nachmittage verbringen wir gemeinsam bei ihr, wobei Lázló die Klinik am Abend immer verlässt und es sich in meiner Wohnung bequem macht.

      Doch jetzt am fünften Tag nach dem Unfall will Dr. Spector sie endlich wieder aufwachen lassen und setzt die Medikamente nach und nach ab, weil die Gefahr eines Hirngerinnsels jetzt nicht mehr gegeben ist und auch alle anderen Werte sich weiter stabilisiert haben.

      „Dann bleibe ich hier und gehe nicht mehr zu Dr. Perez.“ stelle ich fest.

      „Mr. Bolder, Sie können heute ruhig noch einmal zu Perez gehen. Es wird auf jeden Fall noch Stunden dauern bis sie aufwacht, möglicherweise sogar Tage.“ sieht