Taja Jetsch

Sonnentanz


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genau auf seine Erektion und stöhnte leise.

      „Das hier, das liegt an Dir. An keinem anderen! Nur an Dir! Ich bin total heiß auf Dich. Seitdem ich Dich das erste Mal gesehen haben. Mich interessieren keine anderen Frauen mehr. Ich kann ihnen nichts mehr abgewinnen. Ich will nur Dich! Verstehst Du das?“, fragend sah er Emily an.

      „Emily, lass es uns langsam angehen.“, versuchte Drake es nochmal. „Du lernst mich gerade erst kennen.“ Verwirrt hob Emily die Augenbraun. „Also, ich mein, wir lernen uns gerade erst kennen. Ich möchte keinen schnellen Fick mit Dir. Ich möchte . . . Dich.

      Warum seid ihr Frauen nur immer so kompliziert? Ich dachte, der Abend läuft gut und jetzt das.

      Auch wenn es sich vielleicht wie eine Floskel anhört – ich bin nicht sehr gut in sowas – und dann vielleicht noch eine schlechte, aber trotzdem ist es die Wahrheit. Es liegt nicht an Dir. Es liegt an mir. Es liegt nicht daran, dass ich nicht mit dir schlafen möchte. Es liegt daran, dass ich mit Dir schlafen möchte. Ich möchte Dich erobern, mit allem, was dazu gehört. Ich möchte Dich erkunden, Deinen Körper, Deine Seele. Ich möchte wissen, wer Du wirklich bist.

      Und auch für den Fall, dass ich mich wiederhole, aber wir müssen Spielregeln aufsetzten, Emily, Spielregeln. Eine meiner Spielregeln ist, dass Du mir Deinen Nacken erst mal nicht – zumindest nicht bewusst – einfach vor den Mund hältst. Nein, ich bin kein Vampir. Aber wenn ich Deinen Nacken sehe, habe ich das fast unwiderstehliche Verlangen, hinein zu beißen. Mir tut davon sogar richtig der Kiefer weh. Vielleicht darf ich irgendwann in Deinen Nacken beißen, vielleicht auch nicht. Aber bis dahin . . . Ich muss wissen, was Du magst und was nicht. Ich muss wissen, was gar nicht geht. Und ich mein das jetzt nicht nur fürs Bett und für Sex!“ Mittlerweile hatte Drake ihre Hand losgelassen und stapfte durchs Schlafzimmer.

      „Das ist für mich auch nicht alles so einfach. Es gibt so viele Dinge, die ich Dir erzählen will – und muss. Glaubst Du ernsthaft, dass ich es toll finde, dass ich hier immer noch mit ‘nem Ständer rum renn und mir bewusst ist, dass es nur eine Person gibt, die das ändern kann? Glaubst Du ernsthaft – wäre ich nur an ‘nem Fick interessiert – ich hätte jetzt aufgehört?“ Drake redete sich richtig in Rage und wurde immer lauter. Er knöpfte seine Hose zu. „Ich gehe jetzt spazieren. Ich nehme Soleigh mit. In einer Stunde sind wir zurück. Ich muss jetzt laufen gehen. Ich muss mich abreagieren. Bitte, denke über das nach, was ich gesagt habe.“ Damit drehte er sich um und ging.

      Emily

      Emily stand sprachlos und völlig perplex in ihrem Schlafzimmer. In ihrem Kopf drehte sich alles. So viel hatte er die letzten Tage nicht geredet. Sie hörte noch, wie er Soleigh rief und mit ihr sprach. Dann schloss sich die Haustür.

      7.

      Drake

      Drake war sauer. Total sauer! Auf sich selber, auch auf Emily, aber vor allem auf sich selber. Er hätte eher mit ihr sprechen müssen, bevor . . . vor diesem Desaster jedenfalls. Aber wann, fragte er sich.

      „Lass mich in Ruhe!“, knurrte Drake. Obwohl er keinen sah, wusste er, dass einer seiner Jungs da war. Heute war es Tristan.

      Zum Glück für ihn lag Emilys Wohnung außerhalb der City in einem der Vororte. Hinten raus war fast sofort der Rhein. Hier gab es lange Wiesen und Wege, wo er laufen konnte. Und nur ein paar Hundert Meter weiter gab es Wald. Er verfiel in einen schnellen Lauf und Soleigh rannte neben ihm her. Je näher sie dem Wald kamen, desto leichter fühlte sich Drake. Als sie den Wald erreichten, fühlte sich Drake besser. Hier fühlte er sich wohler. Hier konnte er mehr er selbst sein. Hier lief er mit Soleigh um die Wette. Und Tristan durfte mitlaufen.

      Der Abend hatte so gut angefangen. Wenn er nur daran dachte, wurde er schon wieder heiß. Nun war er nicht sicher, ob er sie schon verloren hatte, bevor es überhaupt angefangen hatte.

      Emily

      ‚Seit Tagen.‘

      ‚Die letzten Tage.‘

      ‚So viel hatte er die letzten Tage nicht geredet.‘

      Emily saß mit dem letzten Rest aus der Rotweinflasche in der Küche. Ihre eigenen Gedanken gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Irgendwas war falsch daran. Aber was? Dann fiel es ihr auf.

      Gestern! Es war erst gestern gewesen, als er in der Bar aufgetaucht war. Freitag! Am Freitagabend. Heute war erst Samstag. Es war Samstagabend, gerade halb Elf. Sie kannte ihn noch nicht mal 24 Stunden. Oder gerade erst. Oder vielleicht auch nicht. Oder schon fast ein Jahr? Nein. Nein! Es war gestern gewesen. GESTERN! Er hatte Recht. So ein Mist aber auch. Aber er hatte Recht. Sie lernten sich gerade erst kennen. Was wusste sie überhaupt von ihm? Nichts. Gar nichts. Er könnte ein Triebtäter oder Serienmörder sein!

      Serienmörder? Serienmörder!? Das Déjà-vu-Gefühl war wieder da. Ihr Herz, das gerade erst langsamer geworden war, klopfte wieder hart in ihrer Brust. In ihrem Kopf ratterte es. Und dann wusste sie es. Erschrocken stieß sie die Luft aus! Sie musste an diesen Typen denken, den, den sie nachts auf der Straße umgerannt hatte. Auch zu ihm hatte sie soweit aufsehen müssen. Genau, wie gestern Abend in der Bar, als Drake neben ihr stand. Sein Freund hatte seinen Namen gerufen. Drake! Entsetzen machte sich in ihr breit. Einige seiner Worte gingen ihr wieder durch den Kopf. Emily drückte sich die Hände auf die Brust und begann zu zittern. Er war ein Stalker. Ein Stalker! Und er wusste, wo sie wohnte. Er war hier in der Wohnung gewesen. Und sie war mit ihm im Bett gewesen. Fast hätte sie mit ihm geschlafen! Emily schüttelte sich. Und jetzt war er mit Soleigh unterwegs! Hoffentlich brachte er sie wieder! Gesund und lebendig und heile!

      Emily rannte aufgeregt durch die Wohnung. Sie suchte und fand seine Tasche. Woher hatte er die Tasche?

      Wann hatte er sie in ihre Wohnung gebracht? Sie wurde immer panischer. Sie atmete zu schnell, zu flach. Sie hyperventilierte fast. Alle Sachen, die sie von ihm fand, schmiss sie in die Tasche. Dann holte sie ihr Handy und wählte Sues Nummer. Schon nach dem zweiten Klingeln ging sie ran.

      „Em, meine Liebe, wie geht es Dir?“, fragte Sue tröstend.

      „Sue, bist Du zu Hause?“, fragte Emily aufgeregt.

      „Ja, bin ich.“

      „Ist Bastian bei Dir?“

      „Ja, natürlich. Emily, was ist los?“

      „Ich glaub, er ist ein Stalker!“ Emily war total aufgebracht. „Ein Stalker! Und ich hab ihn mit nach Hause genommen!“ Sie schrie fast.

      Es klingelte. Einmal, zweimal.

      „Hast Du das gehört?“, flüsterte Emily ins Handy.

      „Ja!“ flüsterte Sue zurück.

      „Das ist er!“

      „Dann mach die Tür nicht auf! Bastian, Bastian! Du musst sofort zu Emily fahren! Ich erklär’s Dir unterwegs!“

      „Leg nicht auf Sue!“ Emily weinte fast.

      „NEIN, aber Du, mach nicht die Türe auf! Wir sind unterwegs.“

      „Ich muss aber.“ Emily schluchzte. „Er hat Soleigh!“

      Es klingelte wieder. Einmal, zweimal.

      „Sue, ihr seid unterwegs?“

      „Ja! Ich hab Deinen Schlüssel dabei!“

      „Bleib bloß dran, hörst Du! Und Sue?“

      „Ja?“

      „Ich hab Dich lieb.“

      „Ich dich auch.“

      Emily holte tief Luft. Sie drückte auf den Türöffner. Dann machte sie am Handy den Lautsprecher an und stellte das Handy auf die Ablage, direkt neben der Tür.

      „Hörst Du mich?“

      „Ja!“

      Drake

      Als sie die Tür öffnete, erkannte er sofort, dass was nicht stimmte. Sie sah . . . aufgebracht aus und er