ihr mich dann ab nächster Woche in Ruhe?“
„Nein, das glaube ich nicht. Tut mir leid. Ich bin übrigens Sam. Wenn Du mich brauchst, ich bin hier.“ Dann drehte Sam sich um und stapfte in die Bar.
„Wie? War das alles?“, rief Emily hinter ihm her. „Kein ‚Es tut ihm leid‘ heute?“
„Nein.“, sagte Sam, setzte sich an die Theke und bestellte bei Jens ein Bier.
„Es tut ihm also nicht mehr leid?!“
Sam
„Doch Emily. Es tut ihm leid. Aber das weißt Du doch mittlerweile und willst es nicht hören.“ Sam klang ärgerlich. „Also, was hast Du für ein Problem? Er möchte sich entschuldigen. Er möchte mir Dir reden. Er möchte erklären, was gewesen ist. Ich find das zwar keine gute Idee, aber was soll’s. Du gehörst zu ihm, nicht zu mir. Aber Du gibst ihm keine Chance. Also, was soll ich sagen, was Du wahrscheinlich noch nicht weißt?“ Sam drehte sich zur Bar und schnappte sich sein Bier. Er ließ Emily einfach stehen und nahm einen großen Schluck.
„Arschloch!“, murmelte Emily, als sie an ihm vorbei zur Bühne ging.
Sam lachte und schüttelte den Kopf. Da soll mir doch einer die Frauen verstehen. Erst wollte sie wochenlang nichts hören, mit keinem von ihnen reden. Und jetzt war sie beleidigt, weil er ihr nichts sagen wollte? Frauen!
*****
Emily
Ihr Problem war, dass sie – nach 4 Wochen Nachdenken und ausführlichen Gesprächen mit ihren Freunden, in denen sie immer wieder wiederholen musste, wer was wann gesagt hatte und was er gemacht hatte – nicht mehr zu 100% davon überzeugt war, dass er ein Stalker war. Vielleicht gab es doch eine andere Erklärung. Sicher half ihr dabei nicht, dass auch alle ihre Freunde nicht mehr davon überzeugt waren. Doch jetzt war sie bereit, mit ihm zu reden, ihm zuzuhören.
An diesem Wochenende sang sie zuerst Lieder wie „Rolling in the deep“ von „Adele“ oder „So what“ von „Pink“. Doch je weiter das Wochenende fortschritt, desto weicher wurden auch die Lieder. Bis sie zum Schluss „One and Only“ von „Adele“, „Who knew“ von „Pink“ oder Titel von „Roxette“ spielten.
Als am Sonntag “Just give me a reason” von “Pink und Nate Ruess“ erklang, waren viele erstaunt. Das war neu. Sie hatten noch nie Duetts vorgetragen, aber Chris übernahm den männlichen Teil und das war super. Als Chris Zeilen begannen, ging Emily mit ihrem Mikro zum Schlagzeug. An diesem Abend sangen sie viele Duette und den Gästen der Bar schien es zu gefallen.
Zum Schluss sang Emily noch ein Lied von „Adele“. „Hello“ klang durch den Raum und sie sah dabei Sam an. Nach den ersten Tönen stand auf einmal Drake neben Sam. Wo – um alles in der Welt – kam der jetzt her? Wie immer hatte sie das Gefühl, in seinen Augen zu versinken und sie sang jede Strophe nur für ihn. Doch als die letzten Töne verklangen, drehte Drake sich um und ging hinaus.
„Eins noch!“, rief Emily. „Das letzte Lied des Abends.“ Drake blieb in der Türe stehen. „Set fire to the rain“. Dann war er weg.
Montag
Pünktlich wie immer stand der Bote vor der Türe. Er hatte noch nicht wirklich geklingelt, da hatte Niki schon die Tür aufgerissen.
„Was gibt es heute?“, fragte Niki aufgeregt.
„20 rote Rosen. Aber nicht für Sie!“
„Oh, rote Rosen. Emily, komm her, rote Rosen für Dich.” rief Niki.
Emily nahm die Rosen entgegen. „Sind das etwa . . . ?“, fragend sah sie den Boten an.
„Ja.“ Vorsichtig legte er ihr 20 langstielige dunkelrote Baccara Rosen in den Arm.
„Die müssen ja ein halbes Vermögen gekostet haben.“ Emily schüttelte den Kopf.
„Oh ja!“, bestätigte der Bote. „Das haben sie!“.
Niki las die Karte vor: „Du hast mein Herz gewonnen. Ich bin verrückt nach Dir. Drake“ Niki lachte „Oh wie romantisch! Wo ist Dein Handy? Es muss gleich klingeln! Ich bin gespannt, was er diesmal schickt!“
*****
Donnerstag
Es war ihr freies Wochenende und Emily saß mit ihren Freunden auf der Terrasse. Die Sonne ging langsam unter und sie diskutierten darüber, wie es mit Emily und Drake weitergehen sollte.
„Ich finde, du solltest ihn anrufen. Seine Handynummer hast Du ja.“, meinte Rafe.
„Nein, auf keinen Fall!“, warf Sue ein.
„Der Meinung bin ich auch.“ Niki nickte. „Er muss sich melden.“
„Aber dann, Emily, musst Du ihm auch 'ne Chance geben!“, warf Chris ein. „Kein Rückzieher!“
„Ich weiß gar nicht, was ich ihm sagen soll.“ Emily holte tief Luft. „Ich will mich nicht bei ihm entschuldigen. Er hat sich doch wohl falsch verhalten!“
„Ja. Ja, das hat er.“ Alle stimmten ihr zu.
„Außerdem gehe ich nirgends mit ihm allein hin. Ihr müsst mich alle begleiten.“ Alle lachten.
„Also, wenn er jetzt anrufen würde, dann spreche ich mit ihm!“ Niki war sehr bestimmt.
Prompt klingelte Emilys Handy. Alle schauten sich an. Niki sprang auf und rannte ins Wohnzimmer, wo das Handy auf dem Tisch lag.
„Er ist es!“, rief sie.
„Ey, wie kann das sein? Hat der hier Wanzen versteckt?“ Bastian lachte.
Sue boxte ihn auf die Schulter. „Sag das nicht, sonst ist er doch ein Stalker!“
Emily hörte kaum zu, sie stand schon in der Türe und beobachtete Niki.
„Privatsekretärin von Emily und außerdem die Wand, an der DU erst mal vorbei musst! Was gibt’s?“ Niki hörte zu. „Nein, kannst Du nicht, Du musst schon mit mir sprechen.“ Pause. „Ok, warte.“ Sie hielt das Handy an ihren Bauch. „Emily, morgen Abend schon was vor?“ Emily schüttelte den Kopf. „Ja!“ Niki sprach wieder ins Handy. „Das geht. Wo?“ Pause. „Nein, auf keinen Fall! Wir kommen.“ Pause. „Ok, sieben Uhr?“ Pause. „Und Drake? Keine Fehltritte! Und – wir kommen ALLE mit, nur dass Du es weißt. Also reserviere einen großen Tisch. Wir sind . . .“ Niki zählte durch: „Eins, zwei, drei . . . sechs.“ Damit legte sie auf.
9.
Drake
Drake hatte bei dem kleinen Italiener den ganzen Wintergarten angemietet. Geld spielte keine Rolle, er musste sie zurückgewinnen. Irgendwie. Was er ihr sagen wollte, wusste er immer noch nicht genau.
„Sie kommt.“ Er hob die Nase in die Luft. Er roch . . . Lilien, Wald, Sie. Aufregung, Schweiß. Aber auch Angst. Wenn sie ihn doch nur so wahrnehmen könnte wie er sie, dann wüsste sie, dass auch er Angst hatte.
Emily
„Emily.“ Jared empfing sie und bot ihr seinen Arm an. „Schön, dass Du da bist.“
„Jared.“ An der Tür standen die anderen. Klar, als würde er alleine kommen. „Seid ihr eigentlich siamesische Fünflinge?“, wunderte sich Emily.
„Nein. Hallo Emily.“, sagte Maddox und hielt ihr die Hand hin. „Du zitterst. Emily, er hat auch Angst, genau wie Du. Du bist ihm sehr wichtig.“ Jared brachte sie zu Drake.
Der Wintergarten, in den Jared sie brachte, war mit hunderten von Kerzen geschmückt. Hinten links stand ein kleiner runder Tisch, an dem Drake stand. In der Hand hatte er eine einzelne rote Rose. Jared ließ Emily los und schubste sie regelrecht in den Raum.
Drake kam mit ausgestrecktem Arm auf sie zu. „Emily.“ Sie legte ihre Hand in seine. Ihr Herz klopfte allein bei seinem Anblick einen Takt zu schnell