stehen.
„Emily, bitte sag es mir, was ist passiert?“
Sie ignorierte Drake, rief Soleigh zu sich und vergewisserte sich, dass es ihr gut ging. Soleigh lief gleich in die Küche und Emily hörte sie trinken.
„Ich will nur eins von Dir wissen.“, sagte Emily laut und bestimmt. „Und sag mir die Wahrheit: Bist Du ein Stalker?“
Drake war nun völlig irritiert. „Ich? Ein Stalker? Nein, nun wirklich nicht.“ Er lachte.
„Ok.“, sagte Emily. „Im Januar irgendwann, da hab ich nach der Bar 'nen Typen auf der Straße angerempelt. Sag ehrlich, warst Du das?“
Drake sah erst überrascht, dann zerknittert aus. „Ja.“ Seine Stimme war leise.
„WAS? Ich kann Dich nicht hören.“
„Ja. Das war ich.“ Drake stellte sich aufrecht hin und sah ihr geradewegs in die Augen. „Ja, Emily, das war ich. Aber nur weil ich Dich gesucht und gefunden hatte. Ich bin kein Stalker!“
Sue rief „Oh nein! Bastian, fahr schneller. Beeil Dich! Wir sind gleich da!“
„Seit wann verfolgst Du mich?“ Emily wurde immer ruhiger.
„Ich verfolge Dich nicht!“
„SEIT WANN?“
„Ich habe Dich gesucht, seit letztem Jahr, auf der Kirmes. Und dann hab ich Dich gefunden. Bitte, Emily, kann ich nicht reinkommen und wir reden in Ruhe darüber?“ Drake machte einen Schritt auf sie zu.
„STOP!“, sagte Emily laut und Drake blieb stehen.
„Du warst laufen?“, fragte sie.
„Ja!“
„So?“
Drake sah an sich herunter. Er trug nur seine Jeans. Kein Shirt, keine Schuhe. Noch nicht mal Socken. Kein Mensch würde so laufen gehen. Richtig, kein Mensch.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich. Bastian trat als erster in den Flur, dann Sue. Soleigh kam angelaufen und rannte zu Sue, begrüßte Bastian und blieb dann bei Drake stehen und sah ihn mit ihren großen Kulleraugen an.
„Soleigh mag mich.“, flüsterte er.
„Ich hasse Dich!“ Emily schrie ihn fast an.
Sue nahm Soleigh und ging mit ihr in die Wohnung. Bastian blieb breitbeinig neben Emily stehen und verschränkte die Arme. Er war Boxer und gar nicht mal so schlecht.
Emily kickte mit dem Fuß die Tasche raus. Sie holte tief Luft.
„Ich will Dich nie mehr sehen. Lass mich in Ruhe. Wenn Du mir noch einmal zu nah kommst, verklage ich Dich und hetze Dir die Bullen auf den Hals.“ Dann knallte sie die Türe zu.
Fassungslos stand Drake im Flur. Er hatte nur einen Gedanken: „Ich hab sie verloren!“
8.
Emily
Dies war nun fast 5 Wochen her. Seitdem war sie nicht einen Tag allein gewesen. Niki hatte sich bei ihr einquartiert. Sue und Bastian waren fast täglich da. Chris und Rafe kümmerten sich um sie. Und Henni kochte fast täglich für sie.
Die ersten Tage, nachdem sie Drake rausgeschmissen hatte, hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Doch am Donnerstagabend mussten sie auftreten. Emily hatte sich umgeschaut, doch der Tisch war leer. Aber an der Bar stand Jared.
Die Bar war schon gut gefüllt, doch das war Emily egal. Wutentbrannt ging sie zu ihm hin.
„Hau ab!“
„Emily, es tut ihm leid. Wirklich. Er ist kein Stalker.“, versuchte er einzulenken.
„Jared, das ist mir egal, Hau ab und sag ihm, er soll mich in Ruhe lassen!“
„Das kann ich nicht. Ich kann nicht gehen.“
„Warum?“
„Ich passe auf Dich auf.“, sagte Jared leise.
„Auf mich aufpassen? Was soll das heißen? Die einzigen, die für mich eine Gefahr darstellen, seid ihr. Geh, oder ich lass Dich rauswerfen.“
Jared sah sie noch einmal an. „Es tut ihm wirklich leid.“ Dann ging er. Doch sowohl am Freitag, als auch am Samstag und am Sonntagabend war Jared wieder da.
Emily ignorierte ihn.
2. Woche, Donnerstag
Die Woche danach war es dasselbe Spiel. Nur war diesmal Maddox da.
„Maddox,“ Emily war genervt. „Was willst Du hier?“
„Es tut ihm leid. Wirklich.“
„Das ist mir scheißegal. Geh! Geh weg!“
Montag
Ein Bote brachte 20 weiße Lilien. In der Karte stand „Kennst Du die Bedeutung von weißen Lilien? ‚Nichts kann reiner und edler sein als unsere Liebe.‘ – Außerdem riechen sie wie Du. Drake“
Fast zeitgleich klingelte ihr Handy. Eine WhatsApp von einer Nummer, die sie nicht kannte. Es war nur eine Musikdatei. Sie drückte auf Start und „Olly Murs“ sang:
Mein Liebling, bitte entschuldige meine Schrift. Meine Hände hören nicht auf zu zittern, weil mir kalt ist und ich allein bin heute Nacht. Ich vermisse dich und nichts tut so weh, wie ohne Dich zu sein. Niemand versteht, was wir durchgemacht haben. Es war kurz, es war süß. ´
Ihre Hände zitterten und ihr standen Tränen in den Augen. Die Lilien warf sie ungespitzt in den Mülleimer. Dann rannte sie auf die Terrasse und schrie „Lass mich in Ruhe! Hau ab! Ich hasse Dich!“ Danach ging es ihr besser. Sie konnte nicht ahnen, dass Maddox unten stand und sie hörte. Später nahm sie dann doch die Lilien aus dem Eimer und in eine Vase. Schließlich konnten die Blumen nichts dafür und sie liebte Lilien.
3. Woche, Donnerstag
Als Emily mit Niki in die Bar kam, waren erst ein paar Gäste da. Doch an der Bar stand wieder einer von seinen Freunden. Diesen kannte sie nur vom Sehen. Sie wollte einfach an ihm vorbei gehen, doch der Typ stellte sich ihr in den Weg. Er streckte die Hand aus, als ob er ihr die Hand schütteln wollte. Abschätzend blickte Emily erst auf seine Hand, dann in sein Gesicht und verschränkte demonstrativ ihre Arme voreinander.
„Oh, ok. Hey, ich bin Tristan. Ich bin diese Woche für Dich da.“
Völlig genervt blicke Emily Niki an, dann wollte sie weitergehen.
„Emily.“, sagte Tristan. „Es tut ihm leid. Es geht ihm schlecht. Er ist total durch den Wind. Er möchte mit Dir reden. Er möchte sich erklären.“
Emily drehte sich wortlos um und ließ ihn stehen.
Montag
Abends um 19.00 Uhr stand der Bote vor ihrer Tür. Diesmal brachte er 20 weiße Narzissen mit einer Karte. ‚Meine Liebe zu dir scheint aussichtslos. Meine Sehnsucht nach dir ist unvergänglich.‘ Ihr Handy klingelte und Emily stöhnte auf. Niki riss ihr das Handy aus der Hand.
„Lass das!“, schimpfte Emily, doch Niki hatte schon den Playknopf gedrückt. Die ersten Töne erklangen und Emily wusste sofort, es war „Hurts“ mit „Stay‘“.
Mein Leben lang wart’ ich auf den richtigen Moment und darauf, Dir zu sagen, was ich fühle. Ich weiß, ich versuche Dir zu sagen, dass ich Dich brauche und hier bin ich, ohne Dich. Ich fühle mich so verloren, doch was kann ich tun? Denn ich weiß, diese Liebe scheint echt, aber ich bin mir nicht sicher. Obwohl ich sagte, dass ich Dich brauche, bin ich trotzdem alleine hier. Ich fühl mich verlor’n, doch was kann ich tun?
Tränen liefen Emily die Wangen entlang.
Also ändere Deine Meinung und sag, du bist die Meine. Geh nicht heute Nacht. Bleib.
Bleib