wir aus Matth. 7, 3-5: "Was siehest du aber den Splitter in deines Bruders Auge und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?" u. s. w. (vrgl. Luk. 6, 41). Doch ist nach Dr. Zunz ("ges. Schrift." III, 294. Berl. 1876) der Priester und Mischnalehrer Tarfon der wahre Urheber dieses Spruches.—
Die Perlen vor die Säue werfen
ist gebildet nach Matth. 7, 6: "Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen".—
Suchet, so werdet ihr finden
steht Matth. 7, 7 und Luk. 11, 9 (Sprüche Sal. 2, 4-5 ist wohl die Quelle).—
Aus Matth. 7, 9: "Welcher ist unter euch Menschen, so ihn sein Sohn bittet um Brot, der ihm einen Stein biete?" entnehmen wir:
einen Stein statt Brot geben.—
Auf Matth. 7, 15: "Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu Euch kommen, inwendig aber sind sie reissende Wölfe" beruht:
Wölfe in Schafskleidern.—
Matth. 7, 16 und 20 (vrgl. 12, 33 und Luk. 6, 44) steht:
an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
Ein griechisches Sprichwort (Paroemiogr. Graeci. 1, 252, ed. Leutsch.) ist: ἐκ τοῦ καρποῦ τὸ δένδρον.—
Matth. 7, 26 lesen wir Jesu Gleichnis von dem "thörichten Manne", der
Sein Haus auf den Sand bauete,
so dass Regen und Wind es zu Falle brachten.—
Matth. 8, 12; 13, 42. 50; 22, 13; 24, 51; 25, 30 und Luk. 13, 28 steht, dass in der Hölle, in "der äussersten Finsternis", sein wird
Heulen und Zähnklappen.—
Aus Matth. 8, 20 oder aus Lukas 9, 58, wo Jesus von sich spricht: "Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege", entnehmen wir zur Bezeichnung äusserster Armut das Wort:
Nicht haben, wo man sein Haupt hinlege.—
Matth. 8, 22, sowie Luk. 9, 60 bietet Jesu Wort:
Lass die Toten ihre Toten begraben.—
Matth. 9, 12 und fast ebenso Mark. 2, 17 und Luk. 5, 31 spricht Jesus:
Die Starken (d. h. die Gesunden) bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.—
Matth. 10, 14 (sowie Mark. 6, 11; Luk. 9, 5 und Apost. 13, 51) bringt uns für "verachtungsvoll von dannen gehen" das Wort:
Den Staub von den Füssen schütteln.—
Matth. 10, 16 enthält:
Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.—
Nach Matth. 10, 27 und Luk. 12, 3 wird citiert:
Auf den Dächern (von den Dächern) predigen.—
Nach Matth. 10, 38 (vrgl. 16, 24; Mark. 8, 34; 10, 21; Luk. 9, 23; 14, 27; Joh. 19, 17) sagen wir von jemandem, der ein Leid zu tragen hat:
Er trägt sein Kreuz
und
Sein Kreuz auf sich nehmen
und danach:
Ein Kreuzträger.—
Matth. 11, 15 findet sich das häufig wiederholte:
Wer Ohren hat zu hören, der höre.—
Matth. 11, 28 lesen wir: "Kommet her zu mir alle, die ihr
mühselig und beladen
seid, ich will euch erquicken".—
Nach Matth. 11, 30: ". . mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht", sagen wir:
Ein sanftes Joch.—
Nach Matth. 12, 24. 27, sowie Luk. 11, 15. 18. 19 (vrgl. 9, 34 und Mark. 3, 22) sagt man:
den Teufel durch Beelzebub austreiben.—
Matth, 12, 30 und Luk. 11, 23 (vrgl. 9, 50) steht:
Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich.—
Auf Matth. 12, 31 (vrgl. Mark. 3, 28; Luk. 12, 10; Ebr. 6, 4) beruht:
Sünde wider den heiligen Geist.—
Das von Luther volkstümlich gefasste und deshalb, wie er im "Sendbriefe vom Dolmetschen" vom 8. Sept. 1530 (§ XIV) mitteilt, von ihm zur Übersetzung des Urtextes (ἐκ ... τοῦ περισσεύματος τῆς καρδίας τὸ στόμα λαλεῖ) Matth. 12, 34 (vrgl. Luk. 6, 45) gewählte:
Wess das Herz voll ist, dess gehet der Mund über,
lautet wörtlich übersetzt im Französischen:
De l'abondance du coeur la bouche parle.—
Matth. 13, 12; 25, 29; Mark. 4, 25; Luk, 8, 18; 19, 26:
Wer da hat, dem wird gegeben,
fand seinen französischen Schliff in:
On ne prête qu'aux riches.—
Aus Matth. 13, 13 (s. oben Psalm 115, 5) schöpfen wir das Wort:
Mit sehenden Augen nicht sehen.—
Matth. 13, 21 sowie Mark. 4, 17 übersetzt Luther "πρόσκαιρος" mit
wetterwendisch,
d. h. unbeständig, sich wendend und ändernd wie das Wetter. Vor Luther lässt es sich in dieser übertragenen Bedeutung nicht nachweisen.—
Nach Matth. 13, 25 citieren wir:
Unkraut zwischen den Weizen säen.—
Matth. 13, 57 (s. Mark. 6, 4; Luk. 4, 24; Joh. 4, 44): "Ein Prophet gilt nirgend weniger, denn in seinem Vaterlande und in seinem Hause", wird gemeiniglich gekürzt in:
Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande.—
Matth. 15, 11 (vrgl. Mark. 7, 15) enthält:
Was zum Munde eingehet, das verunreinigt den Menschen nicht.—
Aus Matth. 15, 27 stammt:
Brosamen, die von des Herrn Tische fallen.—
Brosamen, die von des Reichen Tische fallen
beruht auf Luk. 16, 21.—
Aus Matth. 16, 3: "Könnet ihr denn nicht auch die Zeichen dieser Zeit urteilen?" ist entlehnt:
Zeichen der Zeit.—
Matth. 16, 24 (Mark. 8, 34; Luk. 9, 23) spricht Jesus zu seinen Jüngern: "Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst . . ." Danach reden wir von:
sich selbst verleugnen
und von
Selbstverleugnung,
ein Moralbegriff, der noch über den der "Nächstenliebe" (3. Mos. 19, 18; Matth. 5, 43; 22, 39; Mark. 12, 21; Röm. 13, 9; Gal. 5, 14) hinausgeht, weil er schon das "Thut wohl denen, die euch hassen" (Matth. 5, 44; Luk. 6, 27) in sich schliesst, und der seine Wurzel in dem Gebote (2. Mos. 23, 5) hat: "Versäume gerne das Deine um seinet (d. h. des Feindes und Hassers) willen".—
Aus Matth. 17, 4: "Herr, hier ist gut sein; willst du, so wollen wir hier drei Hütten machen, dir eine, Mosi eine, und Elias eine", und aus den ähnlichen Stellen Markus 9, 5 und Lukas 9, 33 hat sich der Volksmund die Redensart:
Hier ist gut sein, hier