della Battaglia 31, wünsche immer besser für den Nachrichtendienst der Tschechoslowakei zu arbeiten, indem ich verspreche, in Zukunft nur noch Informationen und Dokumente zu liefern, die echt sind, ohne jeden Schwindel. Ich ersuche auch, dass ein Teil des Gewinns, der mir aus diesen guten und immer besser werdenden Arbeiten entsteht, dafür hergenommen wird, um die Schulden zu begleichen, die ich beim tschechoslowakischen Nachrichtendienst habe.94
Am Tag darauf, den 22. Mai, erhält Massimo Uffreduzzi bereits einen neuen Auftrag. Es ist ein weiterer hoher StB-Offizier, der ihm erklärt, dass er für den StB weiterarbeiten müsse. In ein paar Wochen würde er nämlich in Rom Besuch von einem StB-Mann bekommen. Als Erkennungszeichen reißt der Offizier eine Zehn-Schilling-Note in der Mitte auseinander und übergibt „Hrabec“ eine Hälfte. Bei dieser Aktion solle sich Uffreduzzi aber unbedingt von Erich Bertol und Heinrich Berger fernhalten und nicht mehr nach Bozen kommen. Mit Hans Morandell hingegen soll er weiterhin eng zusammenarbeiten. Wenig später kommen Uffreduzzi und Morandell endlich wieder zusammen. Man bringt sie an die Grenze, wo sie noch in der Nacht nach Österreich gehen und mit dem Zug nach Wien fahren.
In den Wochen danach liefern sowohl Uffreduzzi als auch Morandell dem SIFAR einen detaillierten schriftlichen Bericht über die Ereignisse während ihres unfreiwilligen Aufenthaltes in der ČSR ab. In den Akten der „Azione Stelio“ ist eine Analyse enthalten, in der die Widersprüche der beiden Darstellungen herausgearbeitet werden. Außerdem findet sich in den Akten auch eine Kopie eines zerrissenen Zehn-Schilling-Scheins. Es ist das Erkennungszeichen, das der StB seinem Agenten „Hrabec“ in Mikulov übergeben hat.95 Der angebliche StB-Emissär taucht letztlich in Rom nie auf.
Die Abschaltung
Der ursprüngliche Plan, dass man nach der Klärung in der ČSR so weiterarbeitet, als wäre nichts passiert, geht am Ende nicht auf. Für Hans Morandell sind die zwei Wochen Zwangsaufenthalt in Böhmen und die Behandlung ein schwerer Schock. Am 25. Juni 1953 schreibt „Korsičan“ seinem StB-Führungsoffizier „Jaroslaw Hrazky“ einen langen verbitterten Brief. Darin heißt es:
Ich bin sehr erbittert und enttäuscht von Ihnen: Ich habe immer bei großem Risiko Ihre Aufträge erfüllt: Jetzt sehe ich, dass sie kein Vertrauen mehr in mir haben und ich keines zu ihnen mehr haben kann. Scheinbar will Primo [Das ist der Deckname, den Uffreduzzi sich gegeben hat – Anm. d. Autors] trotz der Behandlung, die sie ihm gaben, noch für sie arbeiten: Das kann er tun, aber ich will nicht mehr sein Kurier sein. […] Ich will Primo nicht gleich sagen, dass ich nichts mehr tue, weil ich trotz allem die Arbeit nicht schädigen will: Ich werde ihm sagen, dass mich eventuell mein Vetter vertreten kann: mein bratraneo [slowakisch für „Cousin“, Morandell meint damit Edgar Meininger – Anm. d. Autors] ist nicht so schlecht behandelt worden wie ich und würde vielleicht weitermachen. Deshalb werde ich ihm schreiben und dies in die Wege leiten – falls wir das ausständige Geld bekommen.
Das ist das Letzte, was ich für Sie tun werde. Wahrscheinlich bekomme ich bald eine Arbeit in Schweden für den Sommer.
Indem ich mich von Ihnen verabschiede, kann ich mich wirklich nicht bedanken für diese verlorenen 4 Jahre und für die vielen nicht eingehaltenen Versprechungen. Ich verachte Leute, die ihr Wort nicht halten!96
Damit endet die StB-Karriere des StB-Agenten „Korsičan“. In seinem Personalakt findet sich noch eine Anmerkung:
Die Zusammenarbeit mit der Vertrauensperson wurde unterbrochen und er wurde am 19. Oktober 1953 aus dem Register der bezahlten Agenten gestrichen.97
Auch Massimo Uffreduzzi kehrt nicht mehr in die ČSR zurück. In seinem Akt findet sich noch ein Brief vom 4. September 1953, danach wird auch „Hrabec“ vom StB abgeschaltet. Edgar Meininger alias „Pedel“ versucht eine Weile den Kontakt aufrechtzuerhalten. Er schreibt mehrere Briefe an seinen StB-Führungsoffizier, die aber allesamt unbeantwortet bleiben. Anfang 1954 endet auch seine Zusammenarbeit mit der tschechoslowakischen Staatssicherheit.
Aber auch für alle anderen Südtiroler Agenten des Netzwerks ändert sich im späten Frühjahr 1953 die Zusammenarbeit mit dem StB grundlegend. Zur selben Zeit, als man in Pohořelice „Korsičan“ und in Mikulov „Hrabec“ in die Mangel nimmt, wird Erich Bertol vom StB in Znojmo verhört. Auch Agent „Sizunk“ schreibt und unterzeichnet in ungelenkem Deutsch am 21. Mai 1953 eine handschriftliche Erklärung.
Ich Unterfertigter Erich Bertol erkläre hiermit, dass ich in der weiteren Mitarbeit mit dem tschechoslowakischen Nachrichtendienst nur ehrlich weiterarbeiten werde und nie Betrügereien auszuführen versuchen werde. Ich bin bewusst darüber welche Folgen ich haben werde im Falle, dass ich Betrügereien aufführen werde.
In der weiteren Zusammenarbeit werde ich mich nach den Instruktionen richten, die ich von meinen Vorgesetzten erhalten werde. Ich weiß welche Gefahren mir drohen würden von Seiten der Westmächte im Falle, dass ich von dieser Arbeit mit jemand sprechen würde und deshalb werde ich vermeiden meine alten Kameraden und Mitarbeiter aufzusuchen und über die Arbeit sich zu interessieren.
Mit der Belohnung, die ich von dieser Arbeit bekomme, werde ich vorsichtig wirtschaften damit keine Verdachte auf mich fallen werden.98
Friedrich Stefaner korrespondiert 1953/54 noch unter seinem Aliasnamen „Franz Trenker“ mit dem StB über die Deckadresse „Martha Sottolar, Tabor 30, Brno, ČSR.“ Er liefert dabei immer wieder auch Berichte. Aber auch ihm misstraut der StB längst. Im Sommer 1954 kündigt der Agent seine Reise nach Brünn für den 14. September 1954 an und bereits am nächsten Tag unterschreibt auch Friedrich Stefaner eine Erklärung, mit der er die Zusammenarbeit mit dem StB unfreiwillig beenden muss:
Ich Stefaner Fritz erkläre, dass ich nicht mehr in die C. S. R. kommen darf. Ich bin mir bewusst, dass, falls ich ohne Einladung komme, [ich] nach dem Gesetz bestraft werden kann.99
Ein besonderes Auge wirft der StB auf Heinrich Berger. Es gibt deutliche Hinweise, dass Agent „Tryska“ nicht mit offenen Karten spielt. Bereits im Sommer 1952 schreibt Hans Morandell in einem Brief an seinen StB-Führungsoffizier, dass „Berger ein Doppelspiel betreibe“ und seine beiden Mitstreiter Alfredo Macchia und Hermann Larcher „für die italienische Polizei“ arbeiten.100 Im Februar 1953 kommt Heinrich Berger zu seinem letzten Treffen mit dem StB nach Brünn. Weil er zu weiteren Treffen nicht mehr erscheint, bricht der Nachrichtendienst die Zusammenarbeit auch mit ihm ab. Im Oktober 1953 schlägt der Führungsoffizier die Streichung „Tryskas“ aus dem Informantenregister und seine Abschaltung vor. Doch Anfang 1954 meldet sich Heinrich Berger plötzlich wieder beim StB – mit einer besonderen Überraschung. Das Schreiben Bergers an seine Verbindungsadresse „Anton Zigmund, Krenova 42, Brno“, das er mit seinem Decknamen „Günther Dalmonte“ unterzeichnet, ist auf dem offiziellen Briefpapier der italienischen Botschaft in Wien verfasst. „Ambasciata d’Italia in Austria, Wien, III, Rennweg 27“ steht auf dem Kuvert. Am 11. Februar 1954 kündigt „Tryska“ dann per Telegramm an, dass er nach Brünn kommt. Der Text: „Dalmonte Günthers – Ankunft bestimmt am 19. Feber 1954 – Dringend.“101 In einer handschriftlichen Notiz, die sich in seinem Akt findet, warnt der StB vor einer „Provokation“ des italienischen Nachrichtendienstes. Deshalb ist man diesmal besonders vorsichtig. Als Heinrich Berger in der Nacht des 19. Februar bei Šatov illegal die grüne Grenze überquert, wird er nicht von seinem StB-Führungsoffizier erwartet, sondern von den tschechoslowakischen Grenzbeamten verhaftet und in das Bezirksgefängnis nach Znojmo gebracht. Die gesamte Aktion ist bewusst inszeniert, um „Tryska“ zu verunsichern. Erst nach einem Tag im Gefängnis wird er vom StB abgeholt und in eine sichere Wohnung nach Klentnice gebracht. Im Verhör mit seinem StB-Führungsoffizier erklärt Heinrich Berger, dass er 1953 keine Gelegenheit mehr gehabt hätte, Dokumente und Informationen zu besorgen und er sich deshalb nicht mehr gemeldet hätte. Im Protokoll heißt es weiter: