zwang mich zu lachen. Mach es nicht noch unangenehmer, als es sowieso schon ist, ermahnte ich mich selbst. Ich wollte kein Theater. Es war schon peinlich genug, ohne zusätzliche Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Meine Mutter war immer sehr gut darin gewesen, mit meinen Geschwistern und mir über unseren Körper und über Sexualität zu sprechen, aber trotzdem … es war privat.
»Ich meine, was dachtest du, wie er mein Becken gedreht hat?«, fragte ich mit erzwungener Lässigkeit.
»Äußerlich!«, antwortete meine Mutter bestimmt. »Ich habe nicht gemerkt, dass er etwas Innerliches gemacht hat.« Sie hielt inne und atmete tief durch. »Na gut«, sagte sie mit fester Stimme, »Und was hältst du davon?«
Ich dachte eine Weile nach, bevor ich antwortete. Larry war der Arzt, dem USAG seine Olympiateilnehmer anvertraute. Außerdem war er der Arzt, an den die MSU ihre eigenen Turnerinnen überwies. Larry behandelte jeden Tag Mädchen, und das schon seit Jahren. Ich wusste, dass er das die ganze Zeit tat, sogar mehrmals am Tag. Und von der Freundin unserer Familie wusste ich, dass Physiotherapeuten spezielle Schulungen für die interne Beckenbodentherapie machen konnten. Also wählte ich meine Worte vorsichtig und ehrlich.
»Ich meine, es ist unangenehm … aber so ist das bei medizinischem Kram manchmal, oder?«
»Ja …«, antwortete meine Mutter, offensichtlich nicht überzeugt.
»Und wir wissen ja, dass es Therapeuten gibt, die interne Beckenbodentherapie praktizieren. Wir haben sogar schon darüber gesprochen, dass ich sie vielleicht brauche, nicht wahr? Und dass es nicht unbedingt angenehm sein wird, aber notwendig sein könnte?«, drängte ich.
»Ja, das stimmt.« Meine Mutter seufzte. »Das stimmt. Ich hatte nur vor, dich zu einer weiblichen Therapeutin zu bringen, wenn es sich herausstellen sollte, dass du wirklich irgendeine innere Behandlung brauchst.«
Ich zuckte mit den Achseln und begann wieder zu fegen. Der braune Geschirrschrank in unserem Esszimmer züchtete Wollmäuse, da war ich mir sicher. Ich zog eine besonders große aus der linken Ecke hervor. »Na ja, da Larry alles kann und das Fachwissen im Turnen hat, dachte ich eigentlich, dass wir entschieden hätten, bei ihm zu bleiben«, sagte ich.
Meine Mutter nickte, war aber noch nicht fertig. Sie gab nicht so leicht auf, und bald musste ich ihr eine Frage nach der anderen beantworten.
Hatte ich je das Gefühl gehabt, dass es unprofessionell war?
War es unangenehmer als eine normale ärztliche Untersuchung?
Hatte er je irgendetwas getan, das nicht wirklich medizinisch wirkte?
»Nein.«
»Nein.«
»Nein.«
Und ich glaubte meine Antworten. Nur eine schmutzige Fantasie würde eine medizinische Untersuchung sexualisieren. Dass ich daran arbeiten musste, nichts in die Behandlung »hineinzulesen«, war mein Problem.
Endlich gab meine Mutter nach. »Na gut. Aber wenn du dich je auch nur ein kleines bisschen unwohl fühlst oder das Gefühl hast, dass etwas nicht ganz richtig ist, sag mir sofort Bescheid. Wir können jederzeit zu einem anderen Therapeuten wechseln. Es gibt mehrere Physiotherapeutinnen in der Gegend, die interne Therapien durchführen.«
Ich nickte zustimmend. »Okay, das werde ich.« Und ich meinte es so, weil ich wusste, dass auch sie es so meinte. Wenn irgendetwas nicht stimmte, würde ich es ihr erzählen. Aber wenn wirklich etwas nicht stimmte, würde Larry bestimmt nicht jeden Tag Mädchen behandeln.
SECHS
»Und wie geht es Ihrer Frau, jetzt, wo das Baby fast da ist?«
Larry senkte den Kopf und schüttelte ihn ungläubig. »Oh Mann. Es geht ihr großartig, Rach. Ich meine, sie fühlt sich natürlich ziemlich unwohl, aber wir sind so bereit für dieses kleine Mädchen.« Er machte eine Pause. »Ich kann es kaum erwarten.« Seine Stimme war voller Emotionen und Ehrfurcht.
Es war Spätsommer 2001, über anderthalb Jahre nachdem ich zum ersten Mal die Klinik der MSU betreten hatte. Larrys erstes Kind, ein kleines Mädchen, sollte in einigen Wochen zur Welt kommen, und er war fast übermütig, wenn er von ihr sprach. Seine Frau Stephanie hatte ich erst vor Kurzem getroffen, mit ihrer süßen und zierlichen Figur trug sie schwer an ihrem Babybauch. Ich konnte verstehen, dass sie beide sehnsüchtig auf die Ankunft des kleinen Mädchens warteten.
»Es muss sich unbeschreiblich gut anfühlen, Vater zu sein.« Er schüttelte erneut den Kopf, seufzte und wechselte dann in den Arbeitsmodus. »Also gut, Kleine, komm auf die Liege. Mal sehen, was wir hier haben.« Dann führte er eine Reihe von Kraft- und Beweglichkeitstests mit mir durch. Als er bei einem Test meiner Bauchmuskeln aus Versehen seinen Finger zwischen meinem Rücken und der Untersuchungsliege einklemmte, jaulte er vor Schmerzen auf. »Meine Güte, mit deinem Bauch gibt es jedenfalls keine Probleme!«, sagte er mit einem Lachen.
»Jetzt dreh dich um, damit wir an deiner Rückenmuskulatur arbeiten können.« Er schnappte sich die Massagecreme, trug sie auf und begann zu massieren. Während seine linke Hand in mir war und er mit der rechten meinen Rücken massierte, plauderte er mit meiner Mutter. »Was nehmen die anderen beiden Kinder gerade in Naturwissenschaften durch?«, fragte er.
Bevor sie antworten konnte, unterbrach er sich. »Mann, ich liebe diese Stiefel!«, sagte er mit einem Blick auf meine schwarzen Knopfstiefeletten, die neben dem Stuhl meiner Mutter standen. Ich bezweifelte, dass er sich wirklich für mein Schuhwerk interessierte, aber er wusste, dass ich die Stiefel mochte, also war es eine nette Geste, ein Kompliment darüber zu machen.
»Naturwissenschaften sind so wichtig«, sagte er und nahm das Gespräch mit meiner Mutter wieder auf. Er unterhielt sich immer mit ihr, über alle möglichen Dinge, zum Beispiel die Hausaufgaben, die meine Geschwister oft im Wartezimmer erledigten, während ich behandelt wurde. Einmal hatte er sogar mein Wissenschaftsbuch durchgeblättert und sich über das Hochschulniveau der Kapitel über Zell- und Molekularbiologie gefreut.
Plötzlich verstummte er für eine Weile, um sich zu konzentrieren. »Wow, du bist echt verspannt hier.« Ich lag still, während er eine schmerzende Stelle an meinem unteren Rücken bearbeitete. Seine linke Hand massierte mich dabei die ganze Zeit von innen. Seine Stimme verlor sich und er schloss die Augen. Dann zog er beiläufig seine Hand unter dem Handtuch heraus und trat näher an meine Schultern heran. Er stand zwischen meiner Mutter und mir. Ohne mit der rechten Hand zu pausieren, öffnete er mit der anderen Hand meinen BH durch das Shirt.
Er muss wahrscheinlich an meinem oberen Rücken arbeiten, überlegte ich, obwohl er das noch nie getan hatte. Seine Atmung wurde schneller und ich blickte auf. Noch immer hatte er die Augen geschlossen und schien völlig in Gedanken versunken zu sein. Ich legte meinen Kopf wieder ab, um ein paar Minuten später erneut aufzusehen, überrascht, dass er auf die andere Seite der Liege gewechselt war.
Das hat er noch nie gemacht, dachte ich. Er steht immer auf der rechten Seite, zwischen meiner Mutter und mir. Wortlos legte er seine Hände auf meine Hüften und drehte mich auf die Seite, sodass ich in seine Richtung sah, weg von meiner Mutter. Warum …? Was …? Das ist vollkommen neu …
Ich sah zu ihm hoch. Irgendetwas stimmt nicht. Angst überkam mich. Ich wusste nicht warum oder woran ich es merkte, aber irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung. Ich blickte erneut zu Larry. Er hatte die Augen geschlossen und atmete schwer, beinahe keuchend. Sein Gesicht war leicht gerötet. Und seine Hose … ich bemerkte eine sichtbare Ausbuchtung an der Vorderseite. Das ist nicht … das ist unmöglich!
In dem Moment fasste Larry mit der rechten Hand über meine Hüfte und fuhr fort, meinen Rücken zu massieren. Seine linke Hand blieb vorne und stützte mich, während er mit der rechten Hand die schmerzenden Muskeln bearbeitete. Langsam begann er, sich meinen Oberkörper hochzuarbeiten, eine Hand auf meinem Rücken, die andere vorne. Meine