Rachael Denhollander

Wie ich das Schweigen brach


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denken sollte. Er schüttelte den Kopf.

      »Ich denke, du gehst besser nach Hause und wartest mal ab. Vielleicht musst du es röntgen lassen.«

      Frustriert, aber auch mit einer gewissen Erleichterung, atmete ich aus. Tief im Innern wusste ich, dass ich mit meinem Fuß nicht weiter würde trainieren können, und ich war dankbar, dass mein Trainer diese Entscheidung für mich getroffen hatte.

      »Ich werde mit deiner Mutter sprechen«, versicherte er mir. »Geh du dich schon umziehen. Ruf mich morgen an und lass mich wissen, was der Arzt gesagt hat, okay?«

      Ich stand dabei, als er später mit meiner Mutter sprach. »Sie sollte den Fuß kühlen und heute Nacht gut schlafen. Wenn der Schmerz sie wach halten sollte, bringen Sie sie gleich morgen früh in die Notaufnahme.«

      In der Nacht waren die Schmerzen schlimmer geworden, und als wir am Morgen in der Notaufnahme saßen, waren wir alle ziemlich sicher, was das Röntgenbild zeigen würde. Umso überraschter waren wir, als der Arzt hereinkam und verkündete: »Ja, Sie haben einige kleine Knochenbrüche in diesem Knöchel.«

      Knöchel? Ich blinzelte. Ich bin doch nicht wegen eines gebrochenen Knöchels hier.

      »Ich bin nicht wegen meines Knöchels hier«, wiederholte ich laut. »Es ist mein Fuß.«

      »Nein, nein«, beharrte der Arzt. »Glaub mir, der Bruch ist in Ihrem Knöchel.«

      Frustriert atmete ich tief durch. »Nein«, wiederholte ich. Noch einmal wies ich auf die Stelle an meinem Fuß. »Es ist mein Fuß. Ich habe mich am Fuß verletzt.« Nachdrücklich zeigte ich auf die Stelle, wo es wehtat. »Genau hier. Der fünfte Mittelfußknochen.« Gott segne meinen Biologielehrer, fügte ich innerlich hinzu. »Ich bin gestern Abend beim Tumbling unglücklich darauf gelandet.«

      »Oh …«, antwortete der Arzt. »Hmm. Wir werden das noch einmal überprüfen.«

      Ich versuchte, gnädig zu lächeln, aber ich hatte die halbe Nacht mit qualvollen Schmerzen wach gelegen. Wenn mir jetzt jemand einreden wollte, ich kenne den Unterschied zwischen meinem Fuß und meinem Knöchel nicht, machte er sich nicht gerade beliebt bei mir.

      Wenige Minuten später kam der Arzt zurück und hielt ein paar Röntgenbilder gegen das Licht. »Ja, er ist gebrochen. Ihr Fuß, meine ich. Ich habe den Bruch nicht bemerkt, weil mir auf den ersten Blick Knochensplitter in Ihrem Knöchel ins Auge gefallen sind, und sie sind nicht verheilt.« Er zeigte mir drei kleine Stellen auf dem Knochen, die wie feine Linien aussahen. »Aber, ja. Sie haben sich auch den Fuß gebrochen. Glücklicherweise ist der Knochen nicht verschoben, also werden wir den Fuß eingipsen und Sie dann an einen Orthopäden verweisen.«

      Toll …, dachte ich und verzog das Gesicht.

      Als der Arzt hinausging, um das Material für den Gips zu holen, sah ich meine Mutter verzweifelt an.

      Ihr Gesicht spiegelte meine Frustration wider. »Weißt du was? Ich werde Larry anrufen. Vielleicht kann er dir spontan einen Termin geben, und wir können das Ganze gründlicher überprüfen lassen.«

      Ein kleiner Hoffnungsschimmer keimte in mir auf. Larry würde wenigstens wissen, was ich selbst mit einem Gips noch tun konnte.

      Und wieder zeigte sich Dr. Nassar verlässlich. Kaum hatte meine Mutter angerufen, hatten wir auch schon einen Termin. Larry würde sich um mich kümmern.

      »Oh Mann!«, sagte Larry, umarmte mich und strich mir über die Schulter. »Es tut mir so leid. Warum hast du das gemacht?«, witzelte er, während er auf meinen blauen Gips deutete. Blau war die Farbe meines Teams. Wenn du sonst schon nichts machen kannst, sei wenigstens repräsentativ, hatte ich mir gesagt.

      »Sehen wir uns mal die Röntgenbilder an.« Er befestigte sie am Leuchtkasten und betrachtete sie.

      »Der erste Arzt dachte, es wäre mein Knöchel«, sagte ich verzweifelt. »Er hat den Bruch im Fuß nicht einmal gesehen.«

      »Du meinst den Ermüdungsbruch hier?« Er wies auf eine Stelle am Wadenbein. »Das ist nicht einmal in der Nähe deines Fußes!«

      »Ermüdungsbruch …?« Ich blinzelte irritiert. »Nein, davon hat er nichts gesagt.«

      »Ja. Ja, genau hier. Hat dein Schienbein dir irgendwelche Probleme gemacht?« Er kam zu mir und hob mein gesundes Bein an. »Wir sollten auch das andere Bein untersuchen. Wenn die eine Seite betroffen ist, findet man es häufig auch auf der anderen Seite. Etwa hier«, sagte er und drückte mit dem Finger sanft auf einen bestimmten Punkt.

      »Ja-ah!« Ich verzog das Gesicht und jaulte auf. »Das ist die Stelle.«

      Larry lachte und entschuldigte sich. »Wir müssen auch von diesem Bein ein paar Röntgenbilder machen«, kündigte er an.

      »Der andere Arzt hat aber nichts davon gesagt«, protestierte ich. »Er hat nur meinen Knöchel erwähnt.«

      Larry schmunzelte und winkte ab. »Die sind schwer zu erkennen. Die meisten Ärzte wissen nicht, wie man danach sucht.«

      »Aber was meinte er mit meinem Knöchel?«, fragte ich. »Er bestand darauf, dass ich wegen meines Knöchels gekommen sei, und es dauerte ewig, ihn davon zu überzeugen, dass es mein Fuß war.«

      Larry schob seine Brille ein wenig nach oben und wies erneut auf das Röntgenbild. »Er meinte das hier, da hast du ein paar Knochensplitter. Das kommt relativ oft vor und passiert, wenn Turner bei ihren Überschlägen zu flach landen. Aber wenn die Splitter so winzig sind, sieht man sie erst, wenn der Knöchel zu heilen beginnt. Die Tatsache, dass der Kollege sie sehen konnte, hätte ihm zeigen müssen, dass es keine aktuelle Verletzung ist.«

      Ich atmete tief durch. »Wie lange dauert es, bis man sie sehen kann? Ich meine, um eine Diagnose stellen zu können?«

      »Oh, sie sind in der Regel frühestens nach ein paar Wochen zu sehen … Wenn man weiß, wonach man sucht«, sagte er. »Aber nie so schnell. Die hier sind ziemlich alt, sie sind fast verheilt.«

      Inzwischen war ich wirklich verärgert. Larry wusste nicht, dass ich, noch bevor ich den ersten Termin bei ihm gehabt hatte, bereits zweimal bei einem Orthopäden gewesen war, um meinen Knöchel untersuchen zu lassen. Das erste Mal, nachdem ich schon einmal falsch aufgekommen war und starke Schmerzen hatte. Sechs Wochen später ging ich erneut zu ihm, um den Knöchel nochmals untersuchen zu lassen, weil er mir immer noch Probleme machte. Er hatte sogar Röntgenbilder machen lassen und mir, nachdem er sie angesehen hatte, versichert, dass alles in Ordnung sei.

      In Gedanken begann ich, all die Ärzte aufzuzählen, bei denen ich gewesen war, die die Probleme völlig übersehen hatten oder nicht in der Lage gewesen waren zu helfen. Oh Mann. Wie gut, dass wir jetzt nur noch zu Larry gehen.

      In einem Nebenraum wurde eine weitere Reihe Röntgenaufnahmen gemacht, die unsere Befürchtung bestätigten. Auch im rechten Wadenbein zeigte sich eine Ermüdungsfraktur.

      Als ich ins Behandlungszimmer zurückkam, wartete Larry bereits auf mich. »Wenn du schon mal hier bist, wie geht es deinem Rücken?«, fragte er. »Ich kann mir vorstellen, dass er nach deiner schiefen Landung und dem Gehen an Stützen ziemlich wehtut?«

      Ich nickte.

      »Nun, wenn du jetzt da bist, können wir die Zeit nutzen, um dich wieder hinzukriegen. Mit der Physiotherapie musst du noch etwas warten, aber ich kann trotzdem etwas für dich tun, auch wenn du den Gips hast.«

      Er wies auf den Tisch und half mir hinauf. Unterwegs schnappt er sich die Massagelotion. »Arme Kleine, alles tut weh!«, sagte er mit einem mitfühlenden Lächeln. Ich atmete tief durch und erinnerte mich an meine Frustration in der Notaufnahme. Bin ich froh, dass Larry bereit war, mir spontan einen Termin zu geben, dachte ich, während ich spürte, wie er mir die kurze Hose herunterrollte.

      Die Behandlung war unangenehm und ich mochte sie nicht. Aber endlich schenkte mir jemand Aufmerksamkeit und war bereit, mir zu helfen. Ich sah zu meiner Mutter hoch, die auf dem Stuhl saß, hinter Larry konnte ich sie kaum sehen. Sie lächelte und