der Entdeckung zu entziehen, in den Zeitungen wurden Aufsätze darüber geschrieben, und dabei blieb es. Was die Leidenden betraf, deren einzige Erbschaft Arbeit war, und diejenigen, die diese Erbschaft verloren hatten, die keine Arbeit bekommen konnten und daher auch keinen Lohn und kein Brot, so überließ man sie dem Elend. Vielleicht unvermeidlich! Man konnte doch den Fortschritt der Erfindungen nicht aufhalten, konnte der Wissenschaft keinen Nachteil zufügen, indem man ihre Verbesserung verzögerte. Der Krieg konnte nicht beendet werden, wirksame Hilfe war nicht zu gewähren. So musste denn alles gehen, wie es nun ging, und die unbeschäftigten Arbeiter blieben ihrem Schicksal überlassen, aßen ihr Brot und tranken ihr Wasser der Not.
Elend erzeugt Hass. Die Leidenden hassten die Maschinen, weil sie glaubten, diese entzögen ihnen das Brot. Sie hassten die Gebäude, welche die Maschinen enthielten; sie hassten die Fabrikanten, denen diese Gebäude gehörten. In dem Kirchenspiel Briarfield, mit dem wir es jetzt zu tun haben, war Hollow’s Mill der Ort, den man am meisten hasste, Gérard Moore, in seiner doppelten Eigenschaft als halber Fremder und ausgezeichneter Fabrikant, der Mann, den man am meisten verabscheute. Und es stimmte beinahe mit Moores Temperament überein, sich so gehasst zu wissen, besonders da er das, weshalb er gehasst wurde, für sein Recht und für etwas Tüchtiges hielt, und so saß er in einer Art kriegerischer Aufregung auch in der heutigen Nacht im Kontor und wartete auf die Ankunft seiner Wagen mit den Maschinen. Malones Ankunft und Gesellschaft waren ihm daher höchst ungelegen und er hätte weit lieber allein gesessen, denn er war zu stiller, düsterer, unheimlicher Einsamkeit geneigt. Die Flinte seines Wächters wäre für ihn Gesellschaft genug gewesen und der stark strömende Bach in der Schlucht das beste Gespräch.
*
Mit der verdrießlichsten Miene der Welt hatte der Fabrikant seit zehn Minuten den irischen Hilfsgeistlichen bei seiner Punschheiterkeit beobachtet, als sich plötzlich sein starres, graues Auge änderte, als trete eine andere Erscheinung zwischen ihn und Malone. Er erhob die Hand.
»Chut!« sagte er auf seine französische Art, da Malone ein Geräusch mit seinem Glas machte. Er lauschte einen Augenblick, stand dann auf, setzte den Hut auf und ging aus der Kontor-Tür.
Die Nacht war still, dunkel und schwer. Nur das Wasser rauschte voll und weit. Sein Fall glich in der gänzlichen Stille fast einem Strom. Dennoch vernahm Moores Ohr einen anderen Laut sehr weit entfernt, aber sehr davon verschieden – abgehackt und rau, kurz, einen Ton von schweren Rädern, die auf einem steinigen Weg knarrten. Als er in das Kontor zurückkam, zündete er eine Laterne an, mit der er in den Fabrikhof hinabging, um die Pforte zu öffnen. Der schwere Wagen fuhr herein. Man hörte die schweren Hufe der Zugpferde in Schlamm und Wasser planschen. Moore rief ihnen zu:
»He! Joe Scott! Ist alles in Ordnung?«
Zweifellos war Joe noch zu weit entfernt, um diese Frage zu hören, denn er antwortete nicht.
»Ich frage, ob alles in Ordnung ist?« erklang es wieder seitens Moores, als die grauen Nüstern des Vorderpferdes fast sein Gesicht berührten.
Jemand sprang vom vordersten Wagen auf die Straße. Eine Stimme rief: »Ja, ja, zum Teufel, es ist alles in Ordnung! Wir haben sie überwältigt!«
Und nun gab es ein Durcheinander. Die Wagen standen still. Niemand war mehr darin.
»Joe Scott!« Kein Joe Scott antwortete. »Murgatroyd! Pighills! Sykes!« Keine Antwort. Mr. Moore hob seine Laterne in die Höhe und sah in die Wagen. Weder Menschen noch Maschine waren darin. Sie waren leer und verlassen.
Nun liebte aber Mr. Moore seine Maschinen. Er hatte sein ganzes noch übriges Vermögen für den Ankauf dieser Rahmen und Schermaschinen verwendet, die er in der heutigen Nacht erwartete. Höchst wichtige Spekulationen hingen für ihn von den Resultaten ab, die er damit erzielen wollte. Wo waren sie nun?
Die Worte: »Wir haben sie überwältigt!« tönten in seinen Ohren wider. Wie wirkte diese Katastrophe auf ihn ein? Bei dem Licht der Laterne, die er hielt, wurden seine Züge sichtbar, die sich zu einem eigentümlichen Lächeln anspannten, einem Lächeln, wie es ein Mann von entschiedenem Charakter zeigt, wenn er an einen Wendepunkt seines Lebens kommt, wenn sein entschlossener Geist eine Anfrage an seine Stärke fühlt, wenn eine Strapaze auf Biegen oder Brechen bewältigt werden muss. Er selbst aber blieb stumm und reglos, denn im ersten Augenblick wusste er weder, was er sagen, noch was er tun sollte. Er stellte er die Laterne auf die Erde und stand mit vor der Brust verschränkten Armen da, und blickte starr und grübelnd zu Boden.
Ein ungeduldiges Trampeln eines der Pferde ließ ihn die Augen aufschlagen, die nun plötzlich den Schimmer von etwas Weißem, das an einem Teil des Geschirres hing, erblickten. Im Licht der Laterne untersucht, zeigte es sich, dass es ein zusammengefaltetes Papier, ein Billet war. Es trug außen keine Aufschrift, innen aber die Überschrift: »An den Teuffel von Hollow’s Miln.«
Wir wollen die Orthographie, die sehr sonderbar war, nicht übernehmen, sondern es in die Schriftsprache übertragen. Es lautete so:
»Ihre teuflische Maschine ist im Moor von Stilbro’ in Stücke geschlagen und Ihre Leute liegen, an Händen und Füßen gebunden, in einem Tümpel an der Straße. Nehmen Sie dies als eine Warnung von Männern an, die vor Hunger umkommen und hungernde Weiber und Kinder haben, zu denen sie nach Hause gehen, wenn sie dies getan haben. Schaffen Sie sich neue Maschinen an, oder treiben Sie es weiter so fort, wie Sie es jetzt getan haben, dann werden Sie wieder von uns hören.
Hüten Sie sich!«
»Von euch wieder hören? Oh ja! Ich will von euch wieder hören, und ihr sollt von mir wieder hören! Ich will ganz direkt mit euch sprechen. Am Moor von Stilbro’ sollt ihr im nächsten Augenblick von mir hören!«
Nachdem er die Wagen durch das Tor gebracht hatte, eilte er in seine Wohnung. Hier sprach er schnell, jedoch ruhig einige Worte mit zwei Frauen, die ihm entgegenkamen. Er beruhigte die offensichtliche Angst der einen durch einen kurzen, gemilderten Bericht von dem Vorgefallenen und sagte zu der anderen: »Geh in die Fabrik, Sarah, – da ist der Schlüssel und läute die Glocke so laut du nur kannst, dann aber du wirst noch eine Laterne nehmen und mir leuchten helfen.«
Zu seinen Pferden zurückkehrend, schirrte er sie aus, fütterte sie und stallte sie mit ebenso viel Eile wie Vorsorge ein, während er gelegentlich innehielt, als horche er auf die Fabrikglocke. Jetzt erklang sie mit unregelmäßigem, aber lautem und aufgeregtem Ton. Das eiligst bewegte Anschlagen schien dringender, als wenn es von einer geübten Hand gleichmäßiger geschehen wäre. In dieser ruhigen Nacht und zu ungewohnter Stunde wurde es weithin gehört. Die Gäste in der Küche des roten Hauses schraken davon auf und erklärten, »es müsse etwas ganz Ungewöhnliches in Hollow’s Mill vorgefallen sein.« Sie riefen nach Laternen und eilten fort. Kaum waren sie ebenfalls mit ihren Lichtern in den Hof gekommen, als sie Pferdegetrappel hörten und ein kleiner Mann mit einem Schaufelhut, steif auf einem zottigen Pony sitzend, stattlich einritt und ihm ein Adjutant auf einem größeren Pferd folgte.
Unterdessen hatte Mr. Moore seine Zugpferde eingestallt, sein Reitpferd gesattelt und mit Sarahs Hilfe seine Fabrik erleuchtet. Die lange und weiße Front derselben war jetzt ganz hell und warf genug Licht in den Hof, um jeder Furcht einer Unordnung, die durch die Dunkelheit entstehen könnte, vorzubeugen. Schon hörte man ein dumpfes Gemurmel von Stimmen. Mr. Malone war endlich aus dem Kontor gekommen, nachdem er sich zuvor vorsichtig Hände und Gesicht in dem steinernen Wassertrog erfrischt hatte. Diese Maßnahme, verbunden mit dem plötzlichen Aufruhr, hatte ihn größtenteils wieder in den Besitz jener Besinnung gebracht, die der Punsch ihm teilweise geraubt hatte. So stand er mit dem Hut auf dem Hinterkopf da, hielt den Knüppel fest in der rechten Faust und beantwortete aufs Geratewohl die Fragen, welche die neuen Ankömmlinge des roten Hauses an ihn richteten. Jetzt erschien Mr. Moore, und der Schaufelhut und das zottige Pony wandten sich sogleich an ihn.
»Nun, Moore, was wollen Sie von uns? Ich dachte es mir schon, dass Sie mich und den Hetmann hier«, dabei klopfte er auf den Nacken seines Ponys, »und Tom und sein Streitross brauchen würden. Als ich Ihre Fabrikglocke hörte, konnte ich nicht länger still sitzen und ließ Boultby beim Abendessen allein sitzen. Aber wo ist der Feind? Ich sehe ja keine Maske, kein geschwärztes Gesicht hier, und Ihre Fenster sind