habe weder einen gehabt, noch erwarte ich einen.« antwortete Moore kalt. »Ich ließ bloß die Fabrikglocke läuten, weil ich ein paar Nachbarn bedurfte, um hier in der Schlucht zu bleiben, während ich und ein paar andere zum Moor von Stilbro’ wollen.«
»Zum Moor von Stilbro’? Was gibt es dort zu tun? Wohl den Wagen entgegen?«
»Die Wagen sind schon seit einer Stunde hier.«
»Dann ist ja alles gut. Was wollen Sie denn noch mehr?«
»Sie sind leer angekommen und Joe Scott und seine Gefährten im Tümpel liegen geblieben, wie auch die ganzen Maschinen. Lesen Sie nur diesen Wisch.«
Mr. Helstone erhielt und las das Dokument, dessen Inhalt uns schon bekannt ist.
»Hm! Sie haben Sie bloß so bedient, wie sie es mit den anderen tun. Aber bei alledem werden die armen Burschen im Tümpel ungeduldig Hilfe erwarten. Für ein solches Lager ist es heute eine nasse Nacht. Ich und Tom wollen mit Ihnen gehen. Malone kann hier bleiben und auf die Fabrik aufpassen. Was ist denn mit ihm? Die Augen treten ihm ja ganz aus dem Kopf.«
»Er hat eine Hammelkeule gegessen.«
»Ei, ei! Peter Augustus, seien Sie auf der Hut! Essen Sie keine Hammelkeulen mehr des Nachts. Sie sind hier als Kommandant dieses Kastells angestellt. Ein Ehrenposten!«
»Bleibt jemand bei mir?«
»So viele von dieser geehrten Versammlung hierbleiben wollen. Männer, wie viele von euch wollen hier bleiben, und wie viele wollen den kleinen Weg mit Mr. Moore und mir auf der Straße nach Stilbro’ machen, um diejenigen zu finden, die von Maschinenzerstörern angefallen und gebunden worden sind?«
Nur drei erboten sich zum Mitgehen, die übrigen zogen es vor, zurückzubleiben. Als Mr. Moore sein Pferd bestieg, fragte der Pfarrer ihn leise, ob er die Hammelkeulen eingeschlossen habe, sodass Peter Augustus nicht daran könne? Der Fabrikant nickte zur Bejahung, und so brach der Zug auf.
III – Mr. Yorke
Heiterkeit scheint eine Gemütsstimmung zu sein, die ebenso viel von Dingen innerhalb als von dem Zustand der Dinge außerhalb und um uns herum abhängt. Ich mache diese triviale Bemerkung, weil ich zufällig weiß, dass die Herren Helstone und Moore aus dem Fabriktor an der Spitze ihrer sehr kleinen Gesellschaft in bester Stimmung herausritten. Wenn der Schimmer einer der Laternen (jeder der drei Fußgänger trug eine) auf Mr. Moores Gesicht fiel, konnte man einen ungewöhnlichen, weil lebhaften, Strahl in seinen Augen funkeln sehen und eine seltene Aufgeregtheit malte sich auf seiner düsteren Physiognomie, und wenn des Pfarrers Gesicht beleuchtet wurde, erschienen seine harten Züge fröhlich und freundlich. Und doch waren eine regnerische Nacht und eine etwas gefährliche Expedition nicht eben Verhältnisse, diejenigen, die der Nässe ausgesetzt und in das Abenteuer verwickelt waren, zu beleben. Wenn irgendeiner oder mehrere aus dem Haufen, der im Moor von Stilbro’ zugange gewesen war, einen Blick auf diese Gesellschaft hätte werfen können, würden sie großes Vergnügen daran gehabt haben, hinter einer Mauer hervor jeden der beiden Anführer niederzuschießen. Und die Anführer wussten dies, und da beide Männer gestählte Nerven und ruhig klopfende Herzen hatten, freuten sie sich darüber.
Ich weiß es, lieber Leser, und du brauchst mich nicht erst daran zu erinnern, dass es für einen Geistlichen eine gefährliche Sache ist, kriegerisch gesinnt zu sein. Ich weiß, dass er ein Mann des Friedens sein soll. Ich habe so eine schwache Ahnung von einer Idee, was der Beruf eines Priesters unter den Menschen ist, und ich erinnere mich genau, wessen Diener er ist, wessen Botschaft er verkündet, wessen Beispiel er folgen soll, aber bei alledem musst du, wenn du die Geistlichen nicht liebst, nicht von mir erwarten, dass ich mit dir gleichen Schritts auf deinem herabwürdigenden, ungünstigen, unchristlichen Weg gehe. Du darfst nicht erwarten, dass ich mich deinen harten Verdammungen anschließe, die zugleich so eng und so unbestimmt sind, an deinen giftigen Groll teilhabe, der zugleich so hochgespannt und albern gegen ›die Priesterröcke‹ ist, und meine Augen und Hände mit einem Supplehough erhebe, oder meine Lungen mit einem Barraclough aufblase aus Schrecken und zur Rüge gegen den diabolischen Pfarrer von Briarfield.
Er war ganz und gar nicht diabolisch. Das Übel bestand darin, dass er seinen Beruf verfehlt hatte. Er hätte Soldat werden sollen, und die Umstände hatten ihn zu einem Priester gemacht. Übrigens war er ein gewissenhafter, eigensinniger und harter, mutiger, ernster, unversöhnlicher und treuherziger, kleiner Mann. Ein Mann, fast ganz ohne Sympathie, unhöflich, vorurteilsvoll und streng, aber auch ein Mann, der treu nach seinen Grundsätzen handelte, wacker, scharfsichtig und aufrichtig war. Es scheint mir, lieber Leser, als ob man nicht immer die Menschen so zuschneiden könnte, damit sie zu ihrer Profession passten, und dass man sie also nicht verdammen müsse, weil ihre Profession ihnen manchmal nicht gut steht – daher will ich denn auch Helstone nicht verdammen, welch geistlicher Kosak er auch war. Aber er wurde verdammt, und das von vielen seiner eigenen Pfarrkinder, während er auch von anderen angebetet wurde, wie dies häufig der Fall bei Menschen ist, die für ihre Freunde Partei ergreifen und ihren Feinden erbitterte Gegner sind, und die ebenso Grundsätzen anhängend als Vorurteilen ergeben sind.
Da Helstone und Moore beide vortrefflich gestimmt und für jetzt zu einem Zweck vereint waren, hätte man erwarten sollen, dass, da sie nebeneinander ritten, sie sich miteinander unterhalten hätten. Doch nein! Die beiden Männer, beide von harter, galliger Natur, kamen selten in Berührung miteinander, ohne in Streit zu geraten. Meist stritten sie sich wegen dem Krieg. Helstone war ein Hoch-Tory (damals gab es noch dergleichen) und Moore ein heftiger Whig, ein Whig, wenigstens insofern, wenn die Opposition gegen die Kriegspartei ins Spiel kam, da dies seine eigenen Interessen betraf, wie er sich denn überhaupt bloß in dieser Beziehung mit englischer Politik einlies. Es bereitete ihm Vergnügen, Helstone durch das Bekenntnis seines Glaubens an Bonapartes Unbesiegbarkeit sowie durch Spötteleien gegen England und Europa mit der Ohnmacht ihrer Anstrengungen, ihm zu widerstehen, in Rage zu versetzen. Kühn behauptete er, dass es ebenso gut wäre, sich Napoleon besser jetzt als später zu unterwerfen, da er doch am Ende jeden Gegner zu Boden werfen und unumschränkt herrschen werde.
Helstone konnte solche Äußerungen nicht ertragen. Bloß berücksichtigend, dass Moore eine Art von Ausgestoßener und Fremdling sei, der nur zur Hälfte britisches Blut in sich habe, um die fremde Galle zu mäßigen, die seine Adern zernagte, überwand er sich, ihm zuzuhören, ohne dem Wunsch, den er innerlich fühlte, den Sprechenden durchzuprügeln, nachzugeben. Auch minderte noch etwas anderes seinen Verdruss, nämlich eine Sympathie für den mürrischen Ton, in welchem diese Ansichten versichert wurden, und eine gewisse Achtung vor der Unveränderlichkeit von Moores sauertöpfischer Halsstarrigkeit.
Als die Gesellschaft auf die Straße nach Stilbro’ einbog, bemerkte sie, wie stark dort der Wind war. Der Regen schlug ihnen ins Gesicht. Moore hatte seinen Gefährten genug geärgert; jetzt aber, durch den rauen Wind aufgerüttelt und vielleicht vom scharfen Sprühregen gereizt, fing er an, ihn aufzustacheln.
»Gefallen Ihnen Ihre Nachrichten aus der Halbinsel noch immer?« fragte er.
»Was meinen Sie damit?« war die grämliche Antwort des Pfarrers.
»Ich meine, haben Sie noch immer Ihr Vertrauen in den Baal, den Lord Wellington, gesetzt?«
»Und was wollen Sie damit sagen?«
»Glauben Sie noch immer, dass dieser Götze Englands mit dem hölzernen Gesicht und einem Herzen aus Stein genug Macht besitzt, Feuer vom Himmel herabzusenden, um das französische Brandopfer anzuzünden, das Ihr so gern bringen möchtet?«
»Ich glaube, dass Wellington Bonapartes Marschälle ins Meer jagen wird, sobald es ihm nur gefällt, den Arm zu erheben.«
»Aber, Sir, das können Sie doch nicht im Ernst glauben? Bonapartes Marschälle sind große Männer, die unter der Leitung eines allmächtigen Meisterverstandes handeln, Ihr Wellington aber ist der allergewöhnlichste aller gemeinen Kriegsknechte, dessen langsame, mechanische Bewegungen noch dazu von einer unwissenden Regierung daheim eingezwängt werden.«
»Wellington ist die Seele Englands. Wellington ist der echte Kämpe einer guten Sache,