des verächtlichen, schwachen Ferdinands auf dem Thron, den er entadelt hat. Ihr geeignetster Repräsentant eines edlen Volkes ist ein aberwitziger Treiber, der für einen noch aberwitzigeren Pächter handelt, und gegen diese sind siegreiche Übermacht und unüberwindliches Genie bewaffnet.«
»Gegen Legitimität steht Usurpation, gegen bescheidenen, aufrichtigen, geraden und tapferen Widerstand wider Gewalttätigkeit ist anmaßendes, doppelzüngiges, selbstsüchtiges und verräterisches Streben nach Besitz bewaffnet. Gott steht der guten Sache bei!«
»Gott steht oft den Mächtigen bei.«
»Was? Ich glaube doch nicht, dass die Handvoll Israeliten, die im Trockenen auf der asiatischen Seite des roten Meeres standen, mächtiger waren als die Schar der Ägypter, die auf der ägyptischen Seite aufgestellt waren? Waren sie etwa zahlreicher? Waren sie besser ausgerüstet? Waren sie, mit einem Wort, stärker – he? Reden Sie nicht, Moore, oder Sie würden eine Lüge aussprechen, ja, das wissen Sie. Es war eine arme, bedrückte Handvoll Sklaven. Tyrannen hatten sie vierhundert Jahre lang unterdrückt; ein schwaches Gemisch aus Weibern und Kindern verringerte ihre kleine Zahl noch weiter. Ihre Herren aber, die anstürmten, ihnen durch die geteilte Flut zu folgen, waren eine Schar verwöhnter Äthiopier, ebenso stark und wild wie die Löwen Libyens. Sie waren bewaffnet, beritten und auf Wagen, die armen hebräischen Wanderer zu Fuß. Gewiss ist, dass nur wenige von ihnen bessere Waffen hatten, als ihre Schäferstäbe oder Maurerwerkzeuge. Selbst ihr sanfter, aber mächtiger Anführer hatte nur seinen Stab. Aber, Robert Moore, das Recht war mit ihnen. Der Gott der Schlachten war an ihrer Seite. Verbrecher und der gefallene Erzengel befehligten die Reihen des Pharaos. Und wer siegte? Oh, wir wissen es wohl. Der Herr errettete Israel an diesem Tag aus der Hand der Ägypter, und Israel sah die Ägypter tot am Seeufer. Ja! Die Tiefen bedeckten sie. Sie sanken in den Abgrund wie Steine. Die rechte Hand des Herrn war glorreich; die rechte Hand des Herrn zermalmte den Feind!«
»Sie haben ganz recht, nur vergessen Sie die rechte Parallele. Frankreich ist Israel, und Napoleon Moses. Europa mit seinen alten, aufgeblasenen Reichen und wurmstichigen Dynastien ist das verdorbene Ägypten. Das schöne Frankreich bildet die zwölf Stämme und sein junger und kräftiger Usurpator den Schafhirten auf dem Horeb.«
»Ich will Ihnen gar nicht darauf antworten.«
Moore antwortete sich jedoch selbst, wenigstens fügte er zu dem, was er eben gesagt hatte, noch eine Nebenbemerkung in leiserem Ton hinzu.
»Oh, in Italien war er ebenso groß wie irgendein Moses! Er war der wahre Mann dort, der Maßregeln für die Wiedergeburt einer Nation erdenken und ausführen konnte. Es ist mir noch am heutigen Tage unerklärlich, wie der Sieger von Lodi sich herablassen konnte, Kaiser zu werden, ein gemeiner, alberner Spaß; und noch mehr, wie ein Volk, das sich einmal selbst Republikaner nannte, wieder auf den Rang von Sklaven herabsinken konnte. Ich verachte Frankreich. Wenn England so weit auf dem Weg der Zivilisation vorangeschritten wäre wie Frankreich, würde es schwerlich so schmählich zurückgeschritten sein.«
»Sie wollen doch damit nicht sagen, dass das betörte kaiserliche Frankreich um einiges schlechter sei, als das blutige republikanische?« fragte Helstone heftig.
»Ich will gar nichts damit sagen, denn ich kann über Frankreich und England denken was ich will. Über Revolutionen, Königsmorde und Restaurationen im Allgemeinen, auch über das göttliche Recht der Könige, auf das Sie so oft in Ihren Predigten anspielen, und die Pflicht des Nichtwiderstandes, und das Heil des Kriegs, und –«
Hier wurde Mr. Moores Rede durch das schnelle Rollen eines Gigs und dessen plötzliches Anhalten auf der Mitte der Straße unterbrochen. Sowohl er als auch der Pfarrer waren zu vertieft in ihr Gespräch gewesen, um dessen Näherkommen zu bemerken, bis er dicht bei ihnen hielt.
»Na, Master, sind die Wagen gut nach Hause gekommen?« fragte eine Stimme aus dem Fuhrwerk.
»Kann denn das Joe Scott sein?«
»Oho!« erscholl eine andere Stimme, denn es saßen, wie man beim Schein ihrer Lampe sehen konnte, zwei Personen in dem Gig, die Leute mit den Laternen waren zurückgefallen, oder die Reiter der Rettungs-Gesellschaft waren vielmehr den Fußgängern davongeritten.
»Ja, ja, Mr. Moore, es ist Joe Scott. Ich bringe Ihnen diesen in einer schönen Verfassung zurück. Ich fand ihn dort in der Tiefe des Sumpfes, ihn und die drei anderen. Was geben Sie mir, dass ich ihn Ihnen wieder überliefere?«
»Je nun, meinen Dank sollte ich fürs Erste meinen, denn wäre es etwas Besseres, könnte ich wohl mehr tun.
Sie sind es, Mr. Yorke, wie ich an Ihrer Stimme vermute?«
»Ja, ich bin’s. Ich kam vom Markt in Stilbro’, und gerade als ich in die Mitte des Moors kam, und so schnell wie der Wind fuhr (denn es soll jetzt nicht recht sicher sein, Dank sei’s der schlechten Regierung!) hörte ich ein Geächz. Ich hielt inne. Ein anderer wäre wohl noch schneller fortgefahren. Aber ich habe nichts zu fürchten, wovon ich wüsste. Ich kann nicht glauben, dass mir jemand ein Leid zufügen würde, wenigstens würde ich’s ihm ebenso gut wiedergeben wie ich’s bekäme, wenn sie mir anböten, es zu tun. Ich sagte also: ›Ist hier jemandem etwas zugestoßen?‹
›Hier, hier!‹ sprach jemand aus der Tiefe herauf.
›Was gibt’s denn? Redet deutlich und sagt es!‹
›Vier von uns liegen im Sumpf‹, sagte Joe so ruhig wie möglich.
Ich sagte zu ihnen, sie sollten sich schämen und aufstehen und herauskommen, oder ich wollte ihnen mit der Peitsche helfen, denn ich glaubte, sie wären alle betrunken.
›Wir würden das schon seit einer Stunde getan haben, aber wir sind gebunden und zusammengeschnürt‹, sagte Joe. Also stieg ich hinunter und machte sie mit meinem Taschenmesser los und Joe musste nun mitfahren, um mir zu sagen, wie alles zugegangen war, und die anderen kommen nach, so schnell sie zu Fuß nur können.«
»Schön, ich bin Ihnen sehr verbunden, Mr. Yorke.«
»Sind Sie, mein Lieber? Sie wissen, dass Sie es nicht sind. Doch da kommen die Übrigen. Und hier beim Himmel! Da kommt noch eine andere Gesellschaft mit Lichtern auf ihren Hebeisen, gleich der Armee von Gideon; und da der Priester bei uns ist – guten Abend, Mr. Helstone – ist das ganz passend.«
Mr. Helstone erwiderte den Gruß des Mannes im Gig ziemlich steif. Dieser aber fuhr fort:
»Wir sind elf starke Männer und da sind auch beides, Pferde und Wagen, bei uns. Wenn wir nur auf einige dieser hungrigen Lumpen von Maschinenzerstörern stoßen könnten, würden wir einen großen Sieg davontragen, wir könnten jeder ein Wellington werden – das würde Ihnen gefallen, Mr. Helstone. Und was für Artikel das in die Zeitungen brächte! Briarfield würde berühmt werden. Aber anderthalb Spalten hoffe ich dennoch auch in dem ›Stilbro’ Courier‹ über diese Heldentat zu lesen; weniger erwarte ich nicht.«
»Und ich will Ihnen nicht weniger versprechen, denn ich will den Artikel selbst schreiben«, entgegnete der Pfarrer. »Also gewiss und wahrhaftig! Und dann vergessen Sie nicht zu empfehlen, dass Leute, die die Maschinen in Stücken geschlagen und Joe Scotts Arme und Beine gebunden haben, ohne Beistand der Geistlichkeit gehängt werden sollten. Denn das ist ein Fall zum Hängen, oder sollte es wenigstens ohne jeden Zweifel sein.«
»Wenn ich sie zu richten hätte, würde ich kurzen Prozess mit ihnen machen!« rief Moore: »Aber ich bin der Meinung, sie dieses Mal gehen zu lassen, um ihnen Stricke zu schenken, da ich überzeugt bin, dass sie sich am Ende selbst hängen.«
»Sie gehen lassen, Moore? Das wollen Sie versprechen?«
»Versprechen? Nein! Ich meine bloß, dass ich mir meinerseits keine große Mühe geben werde, sie zu erwischen, wenn mir aber einer vor die Flinte kommt –«
»Dann werden Sie ihn festhalten. Sie wollen also bloß, dass sie noch etwas Schlimmeres tun sollen als bloß einen Wagen anzuhalten, bevor Sie mit ihnen abrechnen. Gut denn! Wir wollen jetzt nicht weiter darüber sprechen. Hier sind wir an meiner Tür, Ihr Herren, und ich hoffe, dass Sie und Ihre Leute bei mir