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Kritisches Denken


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Akademie-Ausgabe Bd. III.

      Kant, Immanuel (1784a). „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ In: Akademie-Ausgabe Bd. VIII, 33–42.

      Kant, Immanuel (1784b). „Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht“. In: Akademie-Ausgabe Bd. VIII, 15–32.

      Kant, Immanuel (1785). Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. In: Akademie-Ausgabe Bd. IV, 385–464.

      Kant, Immanuel (1786). „Muthmaßlicher Anfang der Menschengeschichte“. In: Akademie-Ausgabe Bd. VIII, 107–124.

      Kant, Immanuel (1793). Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. In: Akademie-Ausgabe Bd. VII, 1–202.

      Kant, Immanuel (1795). Zum Ewigen Frieden. In: Akademie-Ausgabe Bd. VIII, 341–386.

      Kleist, Heinrich von (1801). „Brief an Wilhelmine von Zenge vom 22.3.1801“. Zitiert nach Cassirer, Ernst (1921). „Heinrich von Kleist und die Kantische Philosophie“. In: Ders. (2001). Gesammelte Werke. Hamburger Ausgabe. Band 9 (Aufsätze und kleine Schriften (1902-1921). Hrsg. von Birgit Recki, Text und Anmerkungen bearbeitet von Marcel Simon. Hamburg: Felix Meiner.

      Marcuse, Herbert (1965). Triebstruktur und Gesellschaft. Ein philosophischer Beitrag zu Sigmund Freud. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

      Marcuse, Herbert (1967). Der eindimensionale Mensch. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

      Marcuse, Herbert (1969). Versuch über die Befreiung. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

      Mendelssohn, Moses (1785). Morgenstunden oder Vorlesungen über das Daseyn Gottes. Berliner Ausgabe 2014.

      Recki, Birgit (1984). Aura und Autonomie. Zur Subjektivität der Kunst bei Walter Benjamin und Theodor W. Adorno. Würzburg: Königshausen & Neumann.

      Recki, Birgit (2004). Die Vernunft, ihre Natur, ihr Gefühl und der Fortschritt. Aufsätze zu Immanuel Kant. Münster: mentis.

      Geisteswissenschaftliches Fragen und die Fragen (nach) der Geisteswissenschaft

      Kevin Drews, Sandra Ludwig, Andrea Renker, Friederike Schütt und Ann-Kathrin Hubrich

      Einleitung

      Fragen zu stellen, einem wissenschaftlichen Gegenstand durch Fragen auf die Spur zu kommen, durch kritisches Hinterfragen von überlieferten Denkformen und traditionellen methodischen Herangehensweisen allgemeingültige Annahmen auf den Prüfstand zu stellen, gehört zu den grundlegendsten Formen, in denen geisteswissenschaftliches Arbeiten sich selbst seines kritischen Impulses versichert. Was dabei in Frage gestellt werden darf, wie weit kritisches Nachfragen gehen kann, mag von unterschiedlichen akademischen Kontexten, institutionellen Rahmenbedingungen oder diskursiven bzw. disziplinären Ordnungsgefügen abhängen. Die Form des kritischen Nachfragens als solche scheint dabei jedoch eine ganz unproblematische Praktik im Selbstverständnis des geisteswissenschaftlichen Arbeitens zu sein. Dabei beginnt das moderne Nachdenken über Kritik als In-Frage-Stellen überlieferter Annahmen und Prämissen des Erkennens und Denkens doch mit äußerst problematischen Fragen. In der Vorrede der ersten Auflage der Kritik der reinen Vernunft, jenem Epoche machenden Werk, in dem das Erkennen auf die Frage nach der Möglichkeit und Grenze der Vernunft verwiesen wird, setzt Immanuel Kant mit Fragen ein, die nicht gestellt werden, sondern sich aufdrängen:

      Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: daß sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann; denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.1

      In der Geschichte des Denkens neigte der Mensch, so Kant, allzu häufig dazu, diesen unlösbaren Fragen etwa nach der Endlichkeit oder Unendlichkeit der Welt mit transzendenten Urteilen zu begegnen, die aber letztlich unbeweisbar sind und als dogmatische Setzungen den Geltungsraum menschlicher Erkenntnisfähigkeit überschreiten. Nicht diese philosophische Kritik an dogmatischer Metaphysik soll hier aber weiter verfolgt, sondern viel grundlegender der Einsatzpunkt des Fragens selbst betrachtet werden. Das Fragen am Beginn der Kritik der reinen Vernunft, und darauf liegt hier der Fokus, ist nicht einfach eine unproblematische Denkpraktik, mit der man sich langsam einem Gegenstand nähern kann, um ihn sukzessive durch immer kleinteiligere und konkretere Frageformen erkennen, denken und bestimmen zu können. Am Anfang des modernen kritischen Denkens stehen vielmehr Fragen als Probleme, als Bedrängnis. Die Frage wird nicht aktiv gestellt, sondern drängt sich der menschlichen Vernunft auf, bedrängt und führt beinahe eine Art Eigenleben, zu dem sich der Mensch verhalten muss. Damit wird der kritische Einsatzpunkt des Denkens zuerst und grundlegend ein Nachdenken über die richtigen Frageformen, über die Art und Weise, wie Fragen so zu stellen sind, dass sie dem menschlichen Erkenntnisapparat entsprechen und nützlich sein können. Fragen ist demnach nicht eine unproblematische Praxis geisteswissenschaftlichen Arbeitens, sondern betrifft vielmehr ganz entschieden die Frage nach der Art des Fragens selbst: bevor wir Fragen nach dem was des Erkennens stellen können, müssen wir also zunächst nach dem wie dieses Fragens selbst fragen.

      Kant hat dieses Problem des Fragens in der Kritik der reinen Vernunft bekanntlich auf ein philosophisches Projekt verpflichtet, das die Bestimmung der Möglichkeiten und Grenzen der Erkenntnisfähigkeit des Menschen zum Ausgangspunkt hat. Diese Form der Kritik ist aber nicht nur eine Untersuchung des Erkenntnisapparats um seiner selbst willen, sondern auch ein aufklärerisches Projekt als Kritik durch Infragestellung anmaßender Geltungsansprüchen von Religion oder Staat. Daher heißt es in der Vorrede weiter:

      Unser Zeitalter ist das eigentliche Zeitalter der Kritik, der sich alles unterwerfen muß. Religion, durch ihre Heiligkeit, und Gesetzgebung durch ihre Majestät, wollen sich gemeiniglich derselben entziehen. Aber alsdenn erregen sie gerechten Verdacht wider sich, und können auf unverstellte Achtung nicht Anspruch machen, die die Vernunft nur demjenigen bewilligt, was ihre freie und öffentliche Prüfung hat aushalten können.2

      Die historische Zäsur, die sich hier in Immanuel Kants Vorrede als Unterscheidung zwischen metaphysischem Dogmatismus und kritischer Aufklärung ankündigt, ist nicht die Beschreibung, Protokollierung eines notwendig geschichtsimmanenten Prozesses, sondern eine starke performative Setzung, die im Akt des Fragens selbst diesen historischen Prozess initiiert. Indem Kant eine historische Differenz zwischen der Vergangenheit und der eigenen Gegenwart markiert, ruft er zugleich eine spezifische Form der Kritik aus, nämlich die Aufklärung im Modus des kritischen Hinterfragens, die dabei allerdings, und das gilt es zu betonen, zuallererst die Frage nach dem Modus des Fragens selbst befragt: Michel Foucault hat darauf hingewiesen, dass das epochale Ereignis vor allem darin besteht, dass mit dieser Frage das Fragen selbst in der Geschichte als kritische Vollzugsform eines Denkens auftaucht, das uns bis heute als Aufgabe beschäftigt. Zu Kants Text „Was ist Aufklärung“ schreibt er:

      Ein Text zweiten Ranges, vielleicht. Doch, wie mir scheint, tritt mit ihm eine Frage diskret in die Geschichte des Denkens ein, die zu beantworten die moderne Philosophie nicht imstande war, von der sie sich aber auch nie frei zu machen vermochte.3

      Was hier mit der berühmten Frage nach der Aufklärung diskret in die Geschichte eintritt, ist, so Foucault weiter, die Frage nach der eigenen Gegenwart, der Aktualität, der „Reflexion über ‚heute‘ als Differenz in der Geschichte und als Beweggrund für eine eigenständige philosophische Aufgabe[…].“4 Joseph Vogl hat im Anschluss an Foucault nochmals nachdrücklich darauf hingewiesen, dass diese historische Differenzmarkierung entschieden „an die Frageform selbst geheftet“5 sei, dass mithin die Herausforderung der dem Text immanenten Bruchlogik „in der Festigung der Frageform selbst liegt.“6 Mit der Proklamation von Aufklärung als Frage wird demnach das Fragen selbst zum herausragenden Ort der Selbstverständigung. Das Fragen ist seitdem jene kritische Vollzugsform, die sich als unabschließbares (Selbst-)Befragen immer erneut als Problem aktualisiert. Die philosophische Frage, die bis heute „ihre eigene diskursive Aktualität problematisiert“7, betrifft nicht nur die Philosophie als eigenständige Disziplin, sondern ist gleichermaßen allen geisteswissenschaftlichen Disziplinen