sich bei dem ohrenbetäubenden Lärm in ebensolche Kampfmaschinen wie die Reiter auf ihren Rücken. Lanzen und Degen bohrten sich in die braunen Leiber und hackten den Weg zum Ausgang aus dieser Hölle frei.
* * *
Todesmutig stürzten sich die Krieger diesen Fremden entgegen und viele wurden schwer verletzt, als die neuartigen Waffen sich durch ihre Körper bohrten. Die Schwerter und Degen trennten Arme von den Körpern, Köpfe rollten über den blutüberströmten Boden und über alles erhob sich der ohrenbetäubende Schlachtruf. Krieger, die zurückweichen wollten, wurden von den Hufen getroffen. Die Pferde stiegen und schlugen aus, als wären auch sie kämpfende Krieger. Tuscalusa hatte sich zurückgezogen und stand vor seiner Hütte, um den Kampf von seiner erhöhten Position aus zu beobachten. Mit ihren Kriegsschreien trieben die Krieger die Feinde weiter auf die Ebene hinaus. Sie kämpften wagemutig und zornerfüllt. Andere versuchten in die Hütte einzudringen, um die Feinde, die sich dort aufhielten, zu töten. Große-Schlange führte diesen Angriff und schickte einige Männer auf das Dach, damit sie von oben in die Chukka eindrangen. Aber die Spanier wussten sich zu wehren und vertrieben die Krieger mit ihren Armbrüsten. Die Wachen der Priester und Frauen kämpften mit dem Mut der Verzweiflung und konnten die Krieger am Eindringen hindern. Gebete wurden geflüstert und die Jungfrau Maria angefleht.
Dann wurde der Angriff zurückgeworfen, als die Verzweifelten endlich Verstärkung vom Tross erhielten. Immer mehr Soldaten mit Hellebarden und Armbrüsten trafen ein und unterstützten ihren Anführer in seinem Kampf gegen die wilden Eingeborenen. Mit einer Attacke ritten sie gegen das Dorf und befreiten die eingeschlossenen Priester und Frauen aus der Hütte. Es gelang ihnen, doch dabei mussten sie die gesamte Ausrüstung zurücklassen. Die Pferde, die in einer anderen Hütte standen, waren bereits verloren, denn die Krieger hatten sich Zutritt verschafft und sie allesamt getötet. Die Pferde galten als Krieger und wurden somit als Feinde getötet.
Tuscalusa hatte tapfer gekämpft und ordnete den Rückzug an. Sein Dorf war gut befestigt und so glaubte er, sich hinter dem geschlossenen Tor verschanzen zu können. In Windeseile kletterten seine Krieger auf die Palisaden, um von dort die Angreifer abzuwehren. Der Heilige Mann wies die Jungfrauen an, noch lauter für das Volk zu beten und zu singen. Ihr Gesang sollte den Menschen Kraft für den Kampf geben und die Krieger auf den Tod vorbereiten.
Hechtfluss
(Gebiet der Menominee im Norden)
Machwao saß hinten im Kanu und führte das Paddel gleichmäßig durch das Wasser. Am Bug saß Wakoh, der Fuchs, und paddelte im gleichmäßigen Takt. In der Mitte saßen Awässeh-neskas und Wapus, die sich gerade ausruhten. Es war nicht nötig, dass alle Männer ruderten, denn das Kanu bewegte sich mit der Strömung. Von einem Tag auf den anderen war die Luft frostig geworden. Morgens lag dichter Nebel auf dem Wasser und nachts kam bereits der erste Frost. Die Männer hatten sich in warme Umhänge gewickelt und in ihren Bündeln waren warme Decken verstaut.
Machwao wollte vor dem ersten Schnee – und ehe die Seen zufroren – wieder zurück sein. Mit einem misstrauischen Blick streifte er die dunklen Wolken am Himmel. Obwohl es noch früh im Jahr war, sahen sie aus, als würden sie den ersten Schnee bringen. Sie mussten sich beeilen! Natürlich konnten sie auch im Winter reisen, aber dann würden sie die grünen Steine nicht mehr finden. Wenn erst Schnee lag und der Boden gefror, würde der Weiße Bär sein Geschenk nicht mehr hergeben. Er schüttelte kurz den Kopf, um die Zweifel zu vertreiben. Der Metewin-Mann hatte nichts dergleichen gesagt. Sie hatten Tabakopfer gereicht, Opfergaben gegeben und die Geister gnädig gestimmt. Der Medizinmann hatte ihnen den Zeitpunkt des Aufbruchs genannt und sie hatten die nötigen Reinigungsrituale durchgeführt. Warum sollten die Geister ihnen nicht wohlgesinnt sein? Seine Jagd war erfolgreich gewesen und seine Mutter würde die nächsten Tage vollauf mit dem Verarbeiten der Beute beschäftigt sein. Alle Vorzeichen waren gut gewesen.
Dann setzte ein Eisregen ein, der die Männer zwang, den Schutz des Ufers aufzusuchen. In Windeseile suchten sie einige lange Äste zusammen, bauten ein einfaches Gerüst und deckten es mit Decken aus Elchhaut ab, um darunter Schutz zu suchen. Die Ausrüstung legten sie unter das Kanu, das sie an Land gezogen und umgedreht hatten. Frierend drängten sie sich aneinander und schauten auf den Eisregen, der das Land peitschte. Blätter und Äste wurden von den Bäumen gedroschen und selbst der Unterschlupf bot kaum ausreichend Schutz vor der Unbill der Natur. Die Männer kannten das und warteten einfach ab, bis die Regengeister sich wieder beruhigt haben würden. Meist dauerte so ein Unwetter nicht lange.
Als es sich verzogen hatte, schüttelten die Männer die Decken aus und hängten sie zum Trocknen über einige Äste. Dann sahen sie nach der Ausrüstung. Zum Glück hatte das Kanu alles gut geschützt, sodass die Männer schnell die Sachen wechselten, die feucht geworden waren. Machwao schlug vor, die Nacht hier zu verbringen, damit sie die Felle und Kleidungsstücke trocknen konnten. Niemand widersprach und so brannte kurz darauf ein kleines Feuer. Es qualmte leicht, weil es schwierig wurde, trockenes Holz zu finden. Sie legte weitere Äste und Scheite neben das Feuer, damit sie trocknen konnten, und setzten sich dann dazu. Mit trockener Kleidung und vollen Bäuchen war die Stimmung schnell wieder gut. Regen, Schnee, Hagel und Sturm gehörten zu ihrem Leben dazu.
Wapus zog seine kleine Trommel hervor und begann ein Versöhnungslied für die Regengeister zu singen. Die anderen lauschten andächtig und schickten ebenfalls gute Gedanken zu den Geistern. Wapus war noch jung, etwa im gleichen Alter wie Machwao und doch wirkte er älter, als er die heiligen Lieder sang. Die Metewin-Gesellschaft hatte früh seine Fähigkeiten erkannt und ihn zu sich gerufen. So war er von einem Ernst, der nicht zu seinem jungen Alter passte. Ansonsten war er schlank wie fast alle Männer der Menominee und hatte ein rundes, ebenmäßiges Gesicht, das von freundlichen Augen dominiert wurde. Das Lied und die Trommel verklangen und die Männer grinsten sich verschmitzt an. Ihre Augen funkelten wie bei kleinen Jungen, die gerade einen Streich ausheckten.
„Woah, ich hoffe, dass wir den heiligen Ort erreichen, ehe der erste Schnee fällt“, meinte Wakoh ein wenig besorgt. Er hatte sich bis auf einen Schopf die Haare abgeschnitten und mit seinem Messer die Kopfhaut rasiert, sodass er noch wagemutiger wirkte. Er meinte, dass auf Reisen die wenigen Haare besser zu pflegen wären. Machwao hatte darüber den Kopf geschüttelt, aber seine Schwester hatte Wakoh bewundernde Blicke zugeworfen. Mädchen schienen kraftvolle, gefährlich wirkende Männer zu bevorzugen.
„Wir würden nicht hier sitzen, wenn der Medizinmann dies vorhergesehen hätte. Er sagte aber, dass noch kein Schnee fallen würde“, wies Machwao ihn zurecht.
Alle schwiegen erschrocken und senkten kurz die Köpfe. Wakoh ließ sich nicht so schnell einschüchtern und wedelte mit seiner Hand in Richtung des Himmels. „Und was war das dann?“ Machwao grinste frech. „Eisregen!“
„Aha, und Eis ist kein Schnee?“, wunderte sich Wakoh.
„Nein, Eisregen ist kein Schnee!“ Machwao beließ es bei dieser Aussage und verzichtete auf eine Erklärung.
„Und wieso nicht?“ Wakoh war keineswegs zufrieden mit dieser kurzen Antwort.
Es war Wapus, der hierfür eine Antwort fand: „Eisregen ist lediglich eine Warnung, dass bald der Winter kommt. Schnee wäre schlimmer, weil es dann meist so kalt ist, dass er liegen bleibt. Ihr werdet sehen, dass morgen nichts mehr von der Kälte zu bemerken ist.“
Machwao war damit zufrieden. Er wickelte sich in eine Decke und streckte seine kalten Füße in die Nähe des Feuers. Seine Freunde taten es ihm gleich und alle fühlten die wohltuende Wärme.
* * *
Am Morgen war der Himmel wieder klar und nichts deutete auf eine Verschlechterung des Wetters hin. Mit einem Rucken seines Kopfes deutete Machwao auf die aufgehende Sonne. „Seht ihr! Heute wird es schön!“
Wakoh schenkte ihm ein schiefes Grinsen und warf seine Bündel in das Kanu. Dann kletterte er ungefragt in den Bug des Kanus und nahm das Paddel in die Hände. Mit einem Nicken forderte er die anderen auf, endlich einzusteigen. Machwao grinste und wartete, bis alle ihren Platz gefunden hatten, dann schob er das Kanu nach vorne und sprang ebenfalls hinein. Mit seinem Paddel korrigierte er die Fahrtrichtung und passte sich dann dem Paddelschlag