mit einem Schlegel geschlagen, doch bei dem Lärm konnten die Jungfrauen ihren Klang kaum noch hören. Auch die Gesänge der Jungfrauen waren in dem Lärm des Kampfgeschehens nur mehr ein Hauch. Frauen und Kinder versteckten sich schreiend vor Angst in den Hütten und verschlossen die Türen. Die Krieger besetzten die Palisaden und schrien den Feinden ihre Schmährufe entgegen, beantwortet von den Befehlen und Schlachtrufen der Spanier.
Vor den Toren versammelte sich kurz darauf die Hauptmacht des Feindes. Die Patrouillen waren zur Vorhut gestoßen, sodass die Ebene mit Reitern und Soldaten überflutet war, die von allen Seiten gegen die Palisaden stürmten. DeSoto konnte es sich nicht erlauben, dass ein Dorf ihm Widerstand leistete, und hatte Befehl gegeben, dieses Dorf auszulöschen. Mit ihren Äxten und Beilen versuchten sie, die Palisaden einzureißen, während die Krieger von oben ihre Pfeile auf die Angreifer schossen. „Santiago!“, erscholl der Schlachtruf der Fremden. Der Angriff kam jetzt koordiniert, mit all der Tücke und Kriegskunst, zu der die Spanier fähig waren. Ihr Expeditionskorps war immer noch die am besten ausgerüstete Truppe der Welt. Ihr Anführer Hernando DeSoto war ein fähiger, wenngleich skrupelloser Kommandeur. Die Arkebusen rissen Löcher in die Palisaden und trafen die Krieger, die dahinter Schutz gesucht hatten. Der ohrenbetäubende Knall rollte wie ein Donner über das Dorf und ließ die Menschen darin vor Schreck erstarren. Dann gaben die Trommelwirbel der Trommlerjungen das Signal zum Sturm und in die Trompeten und Pfeifen mischte sich das hohe Kriegsträllern der Bewohner. Viele Krieger ließen sich von den Palisaden herab und kämpften im offenen Feld gegen die Angreifer, aber die Reiter mit ihren Lanzen spießten sie auf, als wären es Strohpuppen. Die Flinkheit, die sonst der Vorteil der Indios war, wurde ihnen nun zum Verhängnis, weil sie die Schnelligkeit der Pferde unterschätzt hatten. Staub wirbelte auf, als die Reiter in voller Geschwindigkeit über den sandigen Boden galoppierten. Ihre hohen Lanzen ragten aus der Staubwolke heraus und verschwanden dann plötzlich, wenn der Reiter sie senkte, um sein tödliches Handwerk zu verrichten.
Dann wurde der Angriff plötzlich unterbrochen und andere Männer traten vor, die neues Unheil brachten. Brennende Pfeile schossen über die Palisaden und steckten die Hütten in Brand. Gleichzeitig liefen Soldaten an die Palisaden heran, die brennende Ballen vor sich her schoben. Im Nu brannte das trockene Holz und die Krieger mussten sich vor den Flammen zurückziehen. Auch im Dorf brach Panik aus, als die Feuersbrunst sich in Windeseile verbreitete. Krieger versuchten die Brände zu löschen und die eingeschlossenen Frauen und Kinder zu befreien. Einzelne Kinder konnten über das Dach entwischen, ehe es lichterloh brannte. Sie waren von ihren Müttern hochgehoben worden, kletterten über die brennenden Dächer und sprangen dann nach unten, nur um dort von weiteren Flammen und Rauch eingehüllt zu werden. Hustend versuchten sie einen Weg aus der Feuerhölle zu finden, während sich auf der Haut bereits Brandblasen bildeten. Die anderen starben schreiend im Feuer oder erstickten, ehe das Feuer sie erreichte. Alles geschah in unglaublich kurzer Zeit. Gerade eben noch hatten die Krieger erfolgreich die Feinde aus dem Dorf vertrieben, doch nun wurden sie von allen Seiten bedrängt und ihr Dorf durch das Feuer zerstört. Verzweiflung breitete sich aus, Hoffnungslosigkeit und die Erkenntnis, dass sie einem übermächtigen Feind gegenüberstanden.
Große-Schlange warf seine Krieger verbissen gegen den Feind und ermutigte sie durch sein kühnes Vorbild, nicht aufzugeben.
Wenn erst die Palisaden von den Feinden überwunden wurden, dann gäbe es kein Entkommen mehr. An Flucht war nicht mehr zu denken, denn die Spanier hatten das Dorf umzingelt. Halten oder Sterben. Schreie waren zu hören, verbranntes Fleisch verpestete die Luft und die Hitze des brennenden Dorfes wurde unerträglich und nahm den Menschen den Sauerstoff. Große-Schlange starb, als ein Pfeil seine Brust durchbohrte und er rückwärts von der Palisade fiel. Für einen winzigen Augenblick spürte er die Überraschung des nahenden Todes, eine tiefe Furcht vor der schwarzen Finsternis, die ihn umfing, dann wurde es licht und hell und Frieden umfing ihn. Er spürte nicht mehr, wie er unsanft zu Boden krachte und Flammen an seinem Haar züngelten.
* * *
Seine Frau erfuhr nichts mehr von seinem Tod. Ihre Chukka brannte lichterloh und im letzten Moment half sie Nanih Waiya, auf das Dach zu klettern. Die Balken lagen dicht, aber der Junge war schmal genug, um sich durchzu quetschen. Aber auch das Dach stand bereits in Flammen und das Kind kreischte vor Entsetzen. „Versteck dich!“, rief die Mutter hustend. Der Atem wurde knapp und die Hitze brannte in ihren Lungen. Die beiden Sklavinnen kreischten in Todesangst und versuchten ebenfalls, der Flammenhölle zu entkommen. Mit ihren Händen rissen sie das Stroh von den Wänden und versuchten, einen Ausgang zu finden. Dann wurde der Qualm so schlimm, dass sie hustend zusammenbrachen. Auch der Mutter tränten die Augen und sie rang keuchend nach Luft. Sie hörte noch, wie ihr Sohn auf dem Dach um Hilfe schrie, dann sank sie zu Boden. „Hashtali, nimm mich zu dir!“, flehte sie. „Ich habe keine Angst!“ Dann erreichten die Flammen ihren Körper und steckten die Kleidung in Brand. Die Schmerzen waren unerträglich und sie rannte als brennende Fackel durch ihre Hütte. Ihr Schreien mischte sich mit dem Todeskreischen der Sklavinnen. Hier, in dieser Feuersbrunst, gab es keine Unterschiede mehr. Ihr Todeskampf dauerte eine Ewigkeit, ehe Hashtali ein Einsehen hatte und die drei Frauen zu sich rief.
Die Spanier hatten inzwischen das Tor überwunden und stürmten mordend durch das brennende Dorf. Sie hieben auf alles ein, was sich ihnen in den Weg stellte, gleichgültig ob es Mann, Frau oder Kind war. Sie waren in einem Blutrausch, der nicht mehr aufzuhalten war. Ihre Degen und Lanzen schnitten furchtbare Wunden in das Fleisch und das Blut lief in Strömen. Die Männer stiegen über eingeschlagene Köpfe, blickten in starre, aufgerissene Augen und hieben Arme ab, die sich ihnen bittend entgegenstreckten. Andererseits kämpften auch die Krieger mit dem Mut der Verzweiflung. Keiner wollte in Gefangenschaft geraten und man wählte lieber den Freitod. Manch ein Mann nahm die Sehne seines langen Bogens, knüpfte sie an den Palisaden fest und erhängte sich, um der Gefangenschaft zu entgehen. Es gab kein Entkommen bei der furchtbaren Übermacht der Feinde, denn das Dorf war eingekesselt, also kämpften die Menschen lieber bis zum Tod. Einer nach dem anderen fiel, bis sich die Körper auf den Wegen stapelten. Es waren Tausende, die an diesem Tag den Tod fanden. Das Dorf mit den Palisaden war zur Todesfalle geworden.
Auch die Fremden hatten schwere Verluste, aber ihre Waffen waren überlegen und das Feuer war auf ihrer Seite. Der Rauch breitete sich aus und die Hitze der Flammen war schier unerträglich. Die Männer husteten und spuckten, doch am schlimmsten war der Geruch nach verbranntem Fleisch. Immer wieder dröhnte der Schlachtruf „Santiago“, der ihnen Kraft gab, weiter gegen diese „Wilden“ zu kämpfen. Auch der Anführer kämpfte vom Pferd aus, selbst als ein Pfeil ihn in die Hüfte traf. Von allen Seiten drangen die Fremden in das Dorf vor und töteten die wenigen Überlebenden. Es gab kein Erbarmen.
Schließlich erreichten die Spanier die Hütte des Häuptlings. Sie hatte als einzige kein Feuer gefangen, weil es in der Mitte des Dorfes auf dem künstlichen Hügel stand. Die Jungfrauen befanden sich mit dem Hopaii darin und klammerten sich aneinander. Sie schrien vor Furcht, als ein Soldat in die Hütte stürmte und dem Heiligen Mann einfach den Kopf abschlug. Er benötigte mehrere Schläge, ehe der Kopf über den Boden rollte. Schreiend drängten sich die Mädchen in eine Ecke, als weitere Männer mit gezückten Waffen auf sie zukamen. Hier gab es kein Entrinnen, denn die Hütten waren stabil gebaut worden. Auf einen Befehl hin ließen die Soldaten die Hellebarden sinken und starrten die Mädchen lüstern an. Die Soldaten forderten endlich den Preis des Sieges. Jetzt und hier! Es gab keinen Ehrenkodex, der die Einwohner einer gefallenen Stadt schützen würde, schon gar nicht, wenn es sich um Heiden handelte. Draußen dunkelte es bereits und die Nacht senkte sich gnädig über das Schlachtfeld.
Für die Männer gab es kein Halten mehr. Sie hatten den ganzen Tag gekämpft und ihr Leben dabei riskiert. Sie sahen es als gerecht an, dass sie sich anschließend die Beute teilten. Die Männer waren verschwitzt und dreckig, sie waren aufgeputscht vom Kampf und das Adrenalin pochte in ihren Adern. Gierig rissen sie den Mädchen die Kleider vom Leib und zerrten sie zu Boden, um sich an ihnen zu bedienen. Sie wussten, dass ihnen nicht viel Zeit blieb, denn irgendwann würde ein Befehlshaber kommen und die Soldaten zur Ordnung rufen. Also stürzten sie sich auf die Beute und nutzten die kurze Zeit völliger Gesetzlosigkeit, in der es kein Mitleid und kein Erbarmen gab, wie in so vielen Schlachten vorher. Sie stießen kaum auf Widerstand, weil die Mädchen so entsetzt waren, dass sie nicht an Gegenwehr dachten. Die Soldaten