Martin Schaub

Das Rütli - ein Denkmal für eine Nation?


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ist. Für diese beiden Bereiche ergeben sich damit die in Darstellung 4 wiedergegebenen Haupt- und Unterfragestellungen.

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Fragestellungen
Bereich 1: Gegenstandsanalyse
Wie ist das Denkmal, also seine Elemente und das Gelände insgesamt, gestaltet?
In welchem politischen und kulturellen Kontext entstand das Denkmal? Welche Grundideen prägten seine Gestaltung? Welche Gebrauchsvorstellungen waren damit verbunden?
Wie hat sich die Gestalt des Rütlis im zeitlichen Längsschnitt verändert? Inwiefern können diese Veränderungen – und die nicht realisierten Veränderungen – als geschichtskulturelle Indizien dafür verstanden werden, wie die Denkmalverantwortlichen selbst, aber auch gesellschaftliche Gruppen das Gelände wahrnahmen und verstanden?
Wie ist Entstehung, Gestaltung und Entwicklung des Rütlis vor dem Hintergrund denkmal-, mythen- und mentalitätstheoretischer Modelle zu deuten?
Bereich 2: Gebrauchsanalyse kollektiv
Wodurch zeichnen sich kollektive Darstellungen von Mythos, kollektive Repräsentationen des Denkmals und kollektive Praxen am Denkmal aus (synchron und diachron)?
Wie werden Mythos und Denkmal – textlich und bildlich – in geschichtskulturellen Medien dargestellt?
Wie entwickelten sich die Gedenkfeiern im Hinblick auf Frequenz, rituelle Gestaltung, beteiligte Akteure sowie öffentliche Wahrnehmung?
Wie hoch ist die Zahl und welches ist die Herkunft der Schulklassen, die das Rütli besuchen? Worin bestehen die Interaktionen mit dem Denkmal? Welchen rituellen Gehalt weisen sie auf?
Wie viele und welche Gruppen besuchen das Rütli? Worin bestehen die Interaktionen mit dem Denkmal? Welchen rituellen Gehalt weisen sie auf?
Bereich 3: Gebrauchsanalyse individuell
Wodurch zeichnen sich individuelle Vorstellungen von Mythos, individuelle Repräsentationen des Denkmals und individuelle Praxen am Denkmal aus (synchron und diachron)?
Welche Vorstellungen zum ortsspezifischen Mythos und zur ortsspezifischen Geschichte sind bei den individuellen Besucherinnen und Besuchern vorhanden?
Wie nehmen die Besucherinnen und Besucher das Gelände wahr?
Wie viele Personen besuchen das Rütli und welches ist ihre soziodemografische Herkunft?
Worin bestehen die Interaktionen mit dem Denkmal? Welchen rituellen Gehalt weisen sie auf?
Warum wird das Denkmal besucht? Welche Emotionen löst der Besuch aus?
Bereich 4: Zusammenführung
Wie lässt sich der Gebrauch des Denkmals im jeweiligen zeitgeschichtlichen Kontext verorten?
Inwiefern ist das Rütli ein «Erlebnisraum» nach Hettling? Welche Variabilität weisen die entsprechenden Komponenten von Mythos, Denkmal und Fest/Ritual auf?

      2 Methodisches Instrumentarium, Quellenbestände und Darstellungsgang

      Pluralität kennzeichnet das Projekt sowohl hinsichtlich des verwendeten Methodeninstrumentariums als auch bezüglich der produzierten und recherchierten Datenbestände. Als strukturell-konzeptionelle Synopse stellt Darstellung 5 die Gebrauchsanalyse der Gegenstandsanalyse gegenüber, jeweils gegliedert nach Fragestellungsbereichen resp. Kapitel, Daten-/Quellenbestand und Methode.

      Das Untersuchungsdesign ist methodenplural ausgerichtet. Dazu böte sowohl der Triangulations- als auch der Mixed-Methods-Ansatz eine methodologische Grundlage. Ersterer ist als Validierungskonzept entstanden im Rahmen quantitativer Forschung, deren Resultate durch eine zusätzliche qualitative Perspektive überprüft werden sollten.[179] Dieser Ansatz hat sich in der Folge flexibilisiert und weiterentwickelt und dadurch dem Mixed-Methods-Verfahren angenähert, dessen Kernidee darin besteht, qualitative und quantitative Methoden zu kombinieren und zu integrieren entsprechend der Komplexität der Fragestellungen.[180] Deshalb und aufgrund der vielgestaltigen Datenbasis des vorliegenden Projekts eignet sich dieser Ansatz besonders gut. Quantitativen Erhebungen (Kurzfragebogen, serielle Bildanalyse) steht eine grössere Zahl von qualitativen gegenüber (nicht teilnehmende Beobachtung, Kurzinterviews, qualitative Inhaltsanalyse, Bildinterpretationen), eine Gewichtung, wie sie für explorative Studien typisch ist.[181] Die einschlägigen Systematisierungen der Mixed-Methods-Designs unterscheiden mehrere Basis-Designs, von denen im vorliegenden Projekt das parallele Design zur Anwendung kommt.[182] Dabei führt der Forschende die verschiedenen methodischen Teilstudien durch, deren Ergebnisse im Anschluss daran im Sinne eines Mixings der Resultate aufeinander bezogen werden. Der wesentliche Vorteil dieser mehrperspektivischen Vorgehensweise besteht darin, dass mehrere Datenqualitäten mit spezifischen Perspektiven erhoben werden und sich in der Auswertung bestätigen oder ergänzen.

      Der Mixed-Methods-Ansatz entspricht einem in der kulturanthroplogischen Forschung häufig angewandten Vorgehen, bei dem methodische Zugänge der jeweiligen forschungsrelevanten Situation den vorhandenen Daten und dem Gegenstand flexibel angepasst werden – was auch für die vorliegende Studie zutrifft. Die Darstellung und Begründung der Daten- und Methodenauswahl enthalten die folgenden Abschnitte 2.1, 2.2. und 2.3. Das abschliessende Teilkapitel 2.4 erläutert den Darstellungsgang im Sinne einer Wegleitung, die über den Aufbau der Untersuchung informiert.

Synopse zu den pluralen Datenbeständen und Methoden
Fragestellungsbereiche/Kapitel Daten-/Quellenbestand Methode
Bereich 1/Kapitel 3: Gegenstandsanalyse
Beschreibung des Ortes und seiner Bestandteile Div. schriftliche und bildliche Quellen Quellenkritische Analyse, Bildinterpretation
Analyse der Intentionalität (potenzieller Deutungsgehalt) Div. schriftliche und bildliche Quellen Hermeneutische Interpretation
Bereich 2/Kapitel 4: Gebrauchsanalyse kollektiv – Darstellung, Gedenkfeier und Gruppenbesuche
Mythos und Denkmal als