R.J. Simon

Schaaf ermittelt


Скачать книгу

zu haben. Der segnete ab was Busch gefertigt hatte, womit er ihm bestätigte, alles verstanden zu haben und sie machten sich auf den Weg zu dem Zeugen Bundschuh.

      Auf der Fahrt dorthin mit dem Dienstwagen, den wiederum Herr Busch steuerte mit seinem Chef auf dem Beifahrersitz, sprach Kriminalhauptkommissar Schaaf auch mit Busch. Die Fahrzeit von guten zwanzig Minuten nutzte der Kriminalhauptkommissar um seinen Assistenten auf den bevorstehenden Job vorzubereiten. Die Angelegenheit barg ein gewisses Potenzial an Zündstoff, denn sie mussten den Zeugen Bundschuh dazu bewegen eine Speichelprobe abzugeben, um seine DNA mit der auf der Leiche gefundenen, vergleichen zu können. Naturgemäß gab niemand eine solche Probe gerne und mit ruhigem Gewissen ab.

      Zudem wollten sie auch noch eine Probe des Hundes von Herrn Bundschuh haben. Aus Erfahrung wusste Kriminalhauptkommissar Schaaf, dass manche Tierhalter energischer reagierten, wenn es um ihren Schützling ging, als wenn es sie persönlich betraf. Alles in Allem also ein heikles Unternehmen, bei dem ein unbedachtes Wort schnell die Stimmung negativ umschlagen lassen kann und sie ihre benötigten Proben nicht mit der freiwilligen Zustimmung bekommen könnten.

      Nachdem Schäfchen dem Neuen die Problematik ausführlich mit dem Hintergrund der gesetzlichen Voraussetzungen und seinem Erfahrungsschatz erklärte, schloss er mit dem ausdrücklichen Befehl ab: „Sie sagen keinen Ton! Ich will keine Probleme wegen der Proben bekommen. Sie stehen nur dabei und machen ein ernstes Gesicht, dann wird das auch funktionieren. Zuhören und lernen.“

      „Ja gut. Ich werde nichts sagen.“

      Da sie ihren Besuch bei Herrn Bundschuh nicht angemeldet hatten, wussten sie nicht, ob dieser auch zu Hause sein würde. Nach dem Klingeln dauerte es eine ganze Weile, bis sie geöffnet bekamen, sodass sie schon befürchteten umsonst gekommen zu sein. Aber Herr Bundschuh war offensichtlich anwesend und begrüßte sie wenige Treppen später an seiner Wohnungstür.

      „Hallo Herr Bundschuh, ich grüße sie. Konnten sie in der Nacht, als sie den schrecklichen Fund machten noch einigermaßen schlafen?“, begrüßte Kriminalhauptkommissar Schaaf den Zeugen und teilte ihm gleich sein Mitgefühl mit und stellte so eine emotionale Beziehung mit ihm her.

      „Ja es ging gerade so. Hätte aber natürlich besser sein können. Das war schon eine grausame Erfahrung, auf die ich gerne verzichtet hätte“, erklärte der Zeuge freimütig, nachdem er die beiden Ermittler wieder in sein Wohnzimmer gebeten hatte.

      „Das kann ich mir vorstellen. Ich verspreche ihnen aber, dass wir alles unternehmen um den Täter zu finden. Ist ihnen noch etwas eingefallen, was wichtig sein könnte von dem betreffenden Abend?“

      „Nein, ich habe mir alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Es war nichts Außergewöhnliches und mir ist absolut niemand begegnet.“

      „Das dachte ich mir schon. Da kann man nichts machen. Wir haben inzwischen den Bericht des Pathologen vorliegen. Es wurden an der Toten DNA Spuren festgestellt. Sie könnten uns sehr helfen diese als Fremdspuren zu identifizieren, indem wir einen Abgleich mit ihren machen dürften, sodass ganz sicher ist, dass es sich nicht um die von ihnen handelt. Würden sie uns dabei helfen?“

      „Ja natürlich helfe ich ihnen. Aber ich habe die Leiche doch gar nicht berührt!"

      "Ja, aber sie sagten, dass sie sich herunter beugten, um ihren Hund zurückzuholen. Ihnen muss nur ein Haar, eine Hautschuppe auf die Leiche gefallen sein. Oder ihr Atem kondensierte auf dem kalten Klebeband. Das reicht schon aus. Wir können so was dann schon feststellen."

      "Ach so? Ich bin doch auch daran interessiert, dass sie bei ihrer Arbeit vorwärts kommen. Was kann ich tun?“

      „Wir bräuchten eine Speichelprobe von ihnen. Das haben sie bestimmt schon einmal im Fernsehen gesehen und ist überhaupt nicht unangenehm.“

      „Eine Speichelprobe? Um meine DNA zu bestimmen?“

      „Ja genau. Die werden wir dann mit der an der Leiche vergleichen. Wenn diese identisch sind, dann wissen wir dass sie nicht vom Täter ist. Sollte sie unterschiedlich sein, haben wir vermutlich den genetischen Fingerabdruck des Täters und somit könnten wir ihn eindeutig und ohne Zweifel überführen.“

      „Ja, das verstehe ich. Dann machen wir das.“

      Die erste Hürde war also genommen und der Zeuge kooperierte bereitwillig. Kriminalhauptkommissar Schaaf zog, nachdem Herr Bundschuh zustimmte, ein Plastikröhrchen aus der Tasche an dessen Deckel eine Art Wattestäbchen hinein ragte. Der Kommissar öffnete es behutsam und fasste den Deckel mit spitzen Fingern an, zog mit ihm das Stäbchen aus dem Röhrchen und ging damit bedächtig auf Herrn Bundschuh zu.

      „Sie müssten bitte kurz den Mund öffnen.“

      Der Zeuge tat, was ihm gesagt wurde und hielt still. Er schielte nur kurz zu Busch hinüber und sah dann wieder Kriminalhauptkommissar Schaaf an. Schäfchen fuhr vorsichtig mit der Spitze des Stäbchens die Innenseite einer Wange und das Zahnfleisch entlang, während er das Stäbchen mit der Bürste drehte. Diesen Vorgang wiederholte er dann gleich auf der anderen Seite. Die Entnahme dauerte insgesamt nicht einmal eine halbe Minute, dann schob der Kommissar das Stäbchen wieder in sein steriles Röhrchen und steckte es sofort wieder in seine Manteltasche.

      „Das war’s. Danke. Jetzt hätten wir noch ein Anliegen. Es wurden auf der Toten ebenfalls Spuren von einem Hund gefunden. Wir würden auch gerne ihren Hund ausschließen. Vielleicht hat der Täter ebenfalls einen und wir besäßen damit einen weiteren Anhaltspunkt bei unserer Suche.“

      „Wollen sie etwa eine Speichelprobe von meinem Hund nehmen?“, fragte Herr Bundschuh ein wenig belustigt. Das gefiel dem Kommissar auf alle Fälle mehr, als wenn er boshaft reagierte. Denn eine ablehnende Haltung konnte er in dieser Reaktion nicht erkennen.

      „Nein“, lachte der Kommissar „wenn, dann würden sie ihm die entnehmen.“ Er machte eine abwehrende Geste, die anzeigte, dass er sich nicht unbedingt mit dem Gebiss eines Hundes anlegen wollte und lachte noch einmal. „Es würde auch reichen, wenn sie uns Haare von ihrem Hund zur Verfügung stellen könnten. Sie haben doch sicherlich eine Bürste für ihn.“

      „Ja natürlich. Ich hole sie ihnen“, blieb er auch dabei kooperativ.

      Als Herr Bundschuh sich abwandte, um aus dem Flur die Hundebürste beizubringen, nickte der Kommissar seinem Assistenten zufrieden zu. Er hatte beide Forderungen ohne Gegenwehr durchgesetzt. Als ihm der Hundehalter die Bürste überreichte, zupfte er sich ein Büschel Haare heraus. Zuvor drehte er sich eine Plastiktüte auf links, ohne dabei die Innenseite mit den Fingern zu berühren, zog sich diese über die Hand, sodass sich die sterile Seite außen befand und griff sich damit das Haarbüschel. Das hielt er dann zwischen Daumen und Zeigefinger fest und stülpte die Tüte wieder richtig herum, womit die Haarprobe dann im innern verblieb. Schäfchen verschloss die Tüte danach vorsichtig und deponierte sie ebenfalls in seiner Manteltasche.

      „Wunderbar! Vielen Dank für Ihre Mithilfe. Wenn nur alle Leute so mitarbeiten würden, dann hätten wir viel weniger Probleme.“

      „Nichts zu danken. Das ist doch selbstverständlich. Für mich zumindest. Meinem Hund ist das doch egal, ob ich ihnen Haare von ihm gebe und sie seine DNA kennen.“, ulkte Herr Bundschuh.

      Der Kriminalhauptkommissar verabschiedete sich dann unverzüglich von Herrn Bundschuh und sein Assistent Herr Busch tat es ihm gleich. Dabei zeigte der Mitarbeiter von Schäfchen auch wieder ein freundliches Gesicht, denn die heikle Situation war gemeistert und er brauchte keine ernste Mine mehr zur Schau zu tragen.

      Ein wenig Schauspielerei gehörte eben unbedingt auch zu dem Job dazu. Mit der Gesichtsmimik hatte man eine starke Waffe um Zeugen, oder im Besonderen Verdächtige, zu manipulieren. Mit Hilfe der Mimik und Körpersprache konnte man sehr gut Ungläubigkeit, nachlassende Geduld, ablehnende Haltung und Anerkennung als eine Art Lob übermitteln, wenn es von Nöten war. Sie spielte eine ganz wichtige Rolle bei der Ermittlungsarbeit und wirkte oft besser, als direkt ausgesprochene Worte.

      Gleichzeitig musste ein Ermittler diese verdeckten Zeugnisse bei seinem Gegenüber genauestens deuten können, wodurch er dann Lügen entlarvte oder auch nur bemerkte, dass irgendetwas