Z. Bär

Ina


Скачать книгу

ihr! „Du glaubst, dass es noch nicht zu spät ist?“ Map lächelte auf sie herab: „Es ist nie zu spät etwas zu ändern.“ Ina nickte nachdenklich bis Map ihren Arm um Ina’s Schulter legte und sie zu sich heran zog: „Du hattest es nie einfach. Aber du hast dich immer gut geschlagen. Niemand erwartet, dass du perfekt bist. Aber es wird erwartet, dass du dazu lernst“, sie gab ihr einen Kuss auf die Wange und legte ihre Hand auf Ina’s Kopf: „Du solltest gehen. Kilven wartet bestimmt schon auf dich.“

      Kapitel 3

      Das Gebäude in dem die Feier stattfand war riesig. Das musste es auch sein, damit alle darin Platz fanden. Es gab verschiedene Eingänge. Trotzdem hatte sich vor jedem bereits eine lange Schlange gebildet und sie gingen nur träge voran, da sich jeder Gast autorisieren musste und danach noch auf Waffen abgetastet wurde. Die Sicherheitsbestimmungen waren hoch, da jeder Seraner der Rang und Name hatte dort war. Kilven ging direkt vor Ina durch die Kontrolle. Man musste sich nach der Autorisierung gerade hinstellen, die Beine spreizen und die Abtastung über sich ergehen lassen. Der Soldat kniete sich hinter Ina hin, tastete mit beiden Händen erst das eine und dann das andere Bein ab. Danach legte er seine Hände um ihre Hüfte, stand auf und tastete ihren Rücken ab, griff unter ihren Armen nach vorn auf ihren Bauch. Sie fühlte seinen Atem in ihrem Nacken, seinen Körper an ihrem und ein Schauer durchlief sie. Kilven betrachtete das ganze skeptisch. Sie klammerte sich an seinen Blick, wurde das Gefühl nicht los begrabscht zu werden. Die Hände des Soldaten wanderten nach oben, unter ihre Brüste. Es war vulgär. Er liess sich Zeit. Links und rechts von ihr, wurden die Offiziere wesentlich schneller abgefertigt. „Das reicht!“ Nilia’s streng autoritäre Stimme liess den Mann hinter Ina zusammen zucken. „Wenn sie mehr wollen, Soldat, sollten sie sie zum Essen einladen!“ Die Hände des Offiziers waren so schnell von ihrem Körper verschwunden, dass sie es kaum bemerkte. Er hatte nicht einmal den Mut, etwas Verteidigendes vorzubringen. Ina ging auf Nilia zu, der einige Schritte entfernt stand. „Vielen Dank Sir“, sie lächelte ihn an. Er starrte auf ihren Hals und runzelte seine Stirn: „Kommt.“ Er ging voran, zu einer Treppe die eine Etage hinauf führte. Alle Offiziere räumten sofort den Weg, sodass er in der Mitte der Treppe gehen konnte. Nilia ging quer durch verschiedene Räume, bis er sich schliesslich in einem Raum auf einem gepolsterten Stuhl niederliess. Kaum sassen sie dort, tanzten schon zwei Kellner in grüner Bekleidung heran. Auf ihren Tabletts standen Weingläser, Talila und Wasser. Nilia nahm sich ein Glas Talila, Kilven und Ina entschieden sich für Wein.

       „Ihr solltet den heutigen Abend nützen. Alle wichtigen Personen Seran’s sind hier. Knüpft Kontakte. Ihr solltet einen, vielleicht sogar zwei Offiziere oder Senatoren für euch gewinnen. Beeindruckt sie, damit sie sich morgen noch an euch erinnern.“

       „Das dürfte nicht schwer sein, Sir“, Kilven war sehr zuversichtlich. „Es ist schwieriger als du glaubst. Vielen Abschluss-Rekruten ist nicht bewusst, was für eine einmalige Gelegenheit ihnen hier geboten wird. Sie glauben, dass sie nur hier sind um zu feiern. So bleiben sie auch vielen wichtigen Leuten in Erinnerung, allerdings nicht so wie sie sollten. Feiern könnt ihr morgen, heute müsst ihr euch beweisen. Ich hoffe ihr seid ausgeruht, denn es wird eine lange und anstrengende Nacht“, Nilia's Ton hatte nichts nettes an sich. Es war diese Autorität, die Ina schon immer gehasst hatte. Doch sie bemühte sich: „An welche Leute sollten wir uns halten?“ Nilia sah sie an: „Diese Frage hätte ich von Kilven erwartet. – An hochrangige Offiziere und an Senatoren deren Namen man kennt. Aber gebt euch nicht mit Kommandeuren oder unbekannten Politikern ab. Und vor allem, haltet euch von euren Freunden fern. Entweder sind sie hier um zu feiern oder sie stellen euch in ihren Schatten.“ Wie nett! Nilia traute weder Kilven noch ihr zu, dass sie ihre Freunde in den Schatten stellten. Er ging einfach davon aus, dass es umgekehrt seien würde.

       „Wir halten uns also an ihre Freunde?“ Fragte Ina entgegenkommend. Und wieder sah Nilia sie verblüfft an: „Nun, wenn du die Möglichkeit hast, auch andere zu beeindrucken, dann tu es. Eure Kontakte sind vielleicht auch einmal für mich nützlich, wenn sie jemanden davon abhalten sich auf die Seite meiner Feinde zu stellen“, er führte das Glas an seine Lippen und fuhr fort: „Ich werde euch einigen Leuten vorstellen. Aber nicht gemeinsam. Ich will nicht, dass ihr gegeneinander arbeitet. Und danach werdet ihr alleine zu Recht kommen müssen, ich werde noch meine eigenen Kontakte pflegen. – Wer von euch beiden will anfangen?“ Sein Blick wechselte von Kilven zu Ina. „Ich lasse Kilven den Vorrang“, warf sie ein, bevor Nilia die Entscheidung traf. „Gut“, er lehrte sein Glas und stand auf. Kilven stellte sein Glas hin und folgte ihm. „Viel Glück.“ Gab ihm Ina mit auf den Weg. Kilven drehte sich um und warf ihr eine Kusshand zu. Sie gingen in einen der anderen Räume. Ina wechselte den Stuhl. Setzte sich auf den von Nilia. Von dort aus hatte sie den ganzen Saal im Auge. Sie wollte die Zeit die sie hatte nutzen, um sich moralisch auf das vorzubereiten was sie erwartete. Was Kilven einige Stunden zuvor zu ihr sagte und Map ihr danach bestätigte, schwirrte immer noch in ihrem Kopf herum und sie hatte vor es zu ändern. Zumindest wollte sie es versuchen und sehen, was sich daraus ergab. Gemäss Kilven’s Aussage, sollte es für sie einfach sein, einen Eindruck zu hinterlassen. Ihr Blick schweifte durch den Saal. Sie beobachtete wie er sich langsam füllte. Betrachtete einige Offiziere die sich unterhielten. Ihre Aufregung wuchs weil sie fürchtete, Nilia’s Erwartungen nicht zu erfüllen. Eine Gestalt erschien vor ihr und setzte sich auf den Stuhl direkt neben ihr. Als ob es nicht genug andere freie Sitzgelegenheiten geben würde. Sie wandte ihren Blick um zu sehen wer es war, was sie sofort bereute. Kapitän Kadir, einer der Ausbilder der Rekrutenschule. Wie alle es taten, hasste auch sie ihn. Er sass da und lächelte sie kurz an: „Ganz alleine hier?“ Dabei streckte er ihr ein Glas Talila hin. Sie hatte keine Lust auch nur eine Minute mit diesem Mann zu verbringen. Wollte kein einziges Wort mit ihm wechseln. Doch er hatte den Rang eines Kapitäns und sie hatte ihm Respekt entgegenzubringen. „Nein. Und sie Sir?“ Ihre Stimme war kühl und hatte etwas arrogantes an sich. „Vollkommen alleine. – Ihr General und Ihr Freund haben sie verlassen?“ Er hatte eine strenge Miene. Ina nahm das Glas das er ihr immer noch hinstreckte. „Kilven lernt Nilia’s Freunde kennen und sie sitzen hier alleine herum. – Nilia hat seine Prioritäten gesetzt.“ Es klang fast wie eine Frage, auf die er aber keine Antwort benötigte.

       „Wenn sie nicht ihre wertvolle Zeit mit mir verschwenden würden, hätte ich vielleicht auch die Gelegenheit wichtige Leute kennen zu lernen“, ihre Stimme war respektvoll aber nicht mehr. Kadir presste seine Augen etwas zusammen: „Ich soll sie also in Ruhe lassen?“ Ina hob ihre Hand leicht an um seine Frage zu bestätigen. Sie mit ja zu beantworten wäre respektlos gewesen. „Was stört sie an meiner Gesellschaft?“ Fragte er sofort. Ina atmete tief durch. Kadir drehte seinen Kopf einwenig: „Sie dürfen offen sprechen Soldat.“ Ina unterdrückte den Drang laut zu lachen. Bis vor einem Tag nannte er sie bei jeder Gelegenheit noch Rekrut. Jetzt war Soldat an diese Stelle gerückt. „Meine Ausbildung ist beendet. - Was wollen sie Sir?“ Nach wie vor bemühte sie sich um einen respektvollen Ton. „Ich möchte mich mit ihnen unterhalten Miss Ina“, dabei neigte er seinen Kopf etwas hinunter und sah in ihre Augen. Erstaunlich, dass er überhaupt wusste wie sie hiess. „Wieso? – Es gibt bestimmt interessantere Gesprächspartner für sie.“ Kadir neigte sich zu ihr hinüber und sagte in leisem Ton: „Ist das nicht offensichtlich?“ Ina sah in seine Augen. Sie benötigte einen Moment um zu begreifen was offensichtlich sein sollte. Erst als sie seinen Gesichtsausdruck sah, wurde es ist bewusst. Derart bewusst, dass sich ihr Magen zusammen zog. Den Würgreflex schluckte sie langsam hinunter und atmete tief durch: „Sie sind mindestens zwanzig Jahre älter als ich“, sagte sie schlicht und einfach.

       Kadir lächelte sie an: „Ist das ein Hindernis?“ Dieses Lächeln erkannte sie zum ersten Mal in seinem Gesicht. Vielleicht lag es daran, dass sie bisher nie die Gelegenheit hatte, ihn länger als eine Sekunde aus dieser Nähe anzusehen. Oder es lag einfach daran, dass er während der letzten drei Jahre kein einziges Mal gelächelt hatte. Ina presste ihre Lippen aufeinander: „Vielleicht. – Aber es ist nicht nur das.“

       „Was noch?“ Dabei führte er das Glas an seine Lippen.

       „Sie haben mir die letzten drei Jahre jeden einzelnen Tag zu einer Qual gemacht. Ich habe sie mindestens fünf Mal täglich verflucht und wenn ein einziges Mal die Möglichkeit gehabt hätte, hätte ich ihnen einen Dolch in den Rücken gerammt.