John Marten Tailor

SINODIS


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später auf einem kleinen Bauernhof in Südfrankreich ab. Das beschauliche Örtchen hieß Bormes-les-Mimosas, hatte mir unser Pilot erklärt. Ich konnte das Meer sehen, während der Hubschrauber über nicht bewirtschaftetem Ackerland nach einem Landeplatz suchte. Am Rande erstreckte sich ein flaches, lang gezogenes Gebäude aus grobem Stein, dahinter war das Festland zu Ende.

      »So, Leute, wir sind da. Der Mann, der hier lebt, weiß Bescheid. Los, raus jetzt, und viel Glück.«

      »Danke«, murrte Jack. Wir kletterten aus dem Helikopter und hinkten geduckt auf das Gebäude am Rande des Feldes zu. Der Hubschrauber stieg umgehend auf, drehte ab Richtung Meer. Minuten später explodierte er über dem offenen Wasser mit einem lauten Knall. Der Feuerball am Himmel erinnerte an einen Mini-Atompilz. Ich klammerte mich an Jack.

      »Heilige Mutter Gottes!«, stieß er hervor.

      »Passiert das alles wirklich? Was für ein Horrortag«, murmelte ich.

      »Allez, allez! Nur herein.« Ein Mann winkte uns ins alte Backsteinhaus. »Willkommen in meinem bescheidenen Heim. Mein Name ist Alfons Missàr. Ich werde in den nächsten Tagen für Ihr Wohlergehen sorgen. Also, wenn Sie etwas benötigen, lassen Sie es mich wissen.«

      »Sehr großzügig«, antwortete Jack. In meinen Augen ähnelte Monsieur Alfons jemandem in einer Fernsehserie aus meiner Kindheit. Er war schätzungsweise Ende vierzig, Anfang fünfzig, nicht besonders groß, der Schatten eines Schnurrbarts lag über seiner Oberlippe wie ein Bleistiftstrich. Seine dunklen Haare trug er auf altmodische Weise zur Seite gekämmt. Ich erkundigte mich:

      »Monsieur, wie können wir uns für Ihre Hilfe bedanken?« Er winkte unwirsch ab.

      »Ganz einfach, indem Sie unversehrt mit der kostbaren Fracht in Miami ankommen. Vorerst jedoch wird das Ihr Quartier für die nächsten Tage sein. Morgen kommt ein Ärzteteam und schaut nach Ihnen. Das sind Spezialisten. Also, ruhen Sie sich aus!«

      »Nichts lieber als das«, stöhnte ich.

      »Wenn Sie etwas benötigen, rufen Sie mich. Egal wann.«

      »Werden wir.« Miami? Sacré Coeur de Montmartre? Was passierte hier? Was wollten die alle von uns? Ich fiel bitterlich weinend in Jacks Arme, nachdem wir in unserem vorläufigen Quartier angelangt waren. Das Backsteinhaus verfügte nur über eine Etage. Die Küche schien der Mittelpunkt des Hauses zu sein. Drumherum befanden sich mehrere Schlafräume samt Bäder.

      In unserem Zimmer hatte der Gastgeber einen Krug Wein und Wasser aufgebaut, daneben einen Korb mit Baguette. Es gab ein kleines Tischchen und zwei Stühle an der Fensterseite, ein großes Bett und einen kleinen weißen Schrank. Der Raum hatte vielleicht fünfzehn Quadratmeter. Fünfzehn Quadratmeter Privatsphäre. Es gab auch einen Satz frische Nachtwäsche für uns.

      »Merkwürdiger Kauz. Aber nett, oder?« Jack stimmte mir zu. »So viele Leichen«, seufzte ich deprimiert. »Jack, es ist so furchtbar. Wie kann das ein Mensch jemals wieder gutmachen?« Ich küsste ihn tränenüberströmt und mit Leidenschaft. Ich konnte und wollte ihn nie mehr loslassen, doch er stöhnte auf.

      »Habe ich dich zu fest gedrückt? Entschuldige. Komm, ich wasche dich und ziehe dir ein frisches Nachthemd an. Ist doch schick, schau!« Jack aber weigerte sich, sich umzudrehen. »Oh Gott.« Ich sackte aufs Bett, umklammerte das Nachthemd. »Ist das in der Lagerhalle wirklich passiert?«

      »Ja, Amily, leider. Dabei wollte ich nicht, dass dir etwas zustößt.«

      »Aber Jack ...« Besorgt fragte ich: »Kannst du überhaupt liegen? Na los, lass dich verwöhnen.«

      »Nein, Amily.« Er griff nach meinem Arm. »Du kannst dich doch selbst kaum auf den Beinen halten.«

      »Ich möchte es aber gerne tun.« Ich wusch ihm Füße, Beine, Bauch und Gesicht voller Zärtlichkeit. Obwohl Jack ganz schön gelitten hatte, war er nicht verlegen anzumerken, dass sein bestes Stück ebenfalls dringend eine Wäsche nötig habe.

      »So so, hältst du das denn aus?«

      »Bestimmt«, entgegnete er schief lächelnd. Ich hinkte ins Bad, wusch mich selbst notdürftig und kam mit einem ausgewrungenen Waschlappen zurück. Und wer war bereits eingeschlafen? Jack sah völlig entspannt aus, ihm lag ein freches Grinsen auf dem Gesicht, aber ich wusch sein Glied trotzdem. Das füllte sich mit Leben und wurde hart. Jack öffnete die Augen und flüsterte:

      »Was würde ich darum geben, wenn du mich nur bis zur Besinnungslosigkeit vögeln könntest.« So etwas brauchte man mir für gewöhnlich nicht zweimal sagen, aber wir hatten derbe einstecken müssen. Den Schmerzen zum Trotz unternahm ich einen Versuch, musste aber bald einsehen, dass es noch zu früh dafür war.

      »Amily, ich liebe dich. Es ist schon gut. Die Zeit wird kommen.«

      »Ja, bestimmt.« Wir legten uns auf die Seite, meine gute Seite, unsere aneinandergeschmiegten Körper bildeten eine perfekte Einheit. Wir waren wie Yin und Yang. Ich lachte völlig überdreht, weil ich mit diesem Mann glücklich war, wenn ich nur in seiner Nähe sein durfte. Mein Jack war ein gutaussehender, dunkelhaariger Mann, kräftig, mit einem wahnsinnig interessanten, natürlichen Duft und er hatte gute Manieren. Aber wer war er wirklich? Nun, er würde es mir gewiss sagen, wenn die Zeit dafür reif war.

      »Mademoiselle, Monsieur, ich bin es Alfons. Sie müssen aufstehen.« Er kam ungebeten ins Zimmer und zog die Vorhänge auf. Die Sonne sandte ihre Strahlen kraftvoll durch das schmale Fenster direkt auf unser Bett.

      »Das Essen stelle ich hier auf den Tisch.« Er verließ den Raum, dabei glaubte ich, sogar eine leichte Verbeugung gesehen zu haben. Theoretisch würde er den perfekten englischen Butler abgeben - als Franzose, diese Vorstellung amüsierte mich.

      Mit dem Handrücken fuhr Jack über meine Rippen, es kitzelte ein wenig. Er las mit seinen kraftvollen Händen auf meinen Brüsten den aktuellen Liebeshunger ab. Die Erregung ließ nicht lange auf sich warten. Meine Brustwarzen verwandelten sich in kleine harte Knospen. Er hatte mich im Handumdrehen heißgemacht. Jack verschwand im Bad und ich konnte den Düften nach Kaffee und Croissants nicht widerstehen, stellte mich ans Fenster und schaute versonnen in die Natur. Es gab dort draußen nichts Besonderes zu sehen, außer frühlingshafter mediterraner Landschaft. Ich nippte an meinem Getränk. Jacks Atem kitzelte in meinem Nacken. Er küsste zärtlich meine Schulter, dabei sah er das ganze Ausmaß der Wunden auf meinem Rücken und sog hörbar die Luft ein.

      »Das muss doch höllisch schmerzen.«

      »Tut es.« Jacks Hand ruhte auf meiner Hüfte. Dort würde sie nicht lange verweilen, wenn ich ihr keinen Einhalt gebot. So konnte ich den Kaffee nicht genießen.

      »Nicht, Jack, lass uns essen. Wir werden noch verhungern.«

      »Ja, ja, mache ich jetzt.« Er kniete hinter mir und liebkoste die weiche Haut um meinen Schoß. Jack war in der Lage, mich binnen Sekunden gefühlsmäßig ins Chaos zu stürzen. Er berührte meine empfindliche Stelle, und spätestens jetzt lösten sich meine guten Vorsätze in Rauch auf. Ich stöhnte, Jack stand auf, er hatte sein Ziel erreicht. Ein paar kraftvolle Stöße genügten, um mich in blanke Raserei zu versetzen. Unwillkürlich schrie ich meinen Orgasmus hinaus.

      Ich umarmte Jack, streichelte seinen Kopf. Er ging mit mir zum Tisch und nahm Platz. Ich setzte mich auf seinen Schoß, griff an ihm vorbei nach einem Croissant, tauchte das Gebäck in die Marmelade und steckte es meinem Liebsten in den Mund. Ich zog es in Zeitlupe wieder heraus. Das Spiel mit dem Feuer konnte jederzeit in einen Flächenbrand ausarten. Es hatte mich höllisch erregt, dass er nur die Marmelade abgelutscht hatte. Plötzlich ging die Tür auf und ich schrie vor Schreck, umklammerte fest meinen Liebsten.

      »Können Sie nicht anklopfen?«, fauchte Jack.

      »Die Ärzte sind da, verzeihen Sie bitte.«

      »Wir kommen«, murmelte Jack mürrisch. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Er entschuldigte sich für seinen Ausbruch und die Situation im Allgemeinen und drückte mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Gleichzeitig massierte ich mit beiden Händen Mr. Jack, als wäre es morgen verboten. Es dauerte nicht lange und er ergoss sich in meinen Händen.