Danny Fränkel

Soladum - Suche des Sonnenpatrons


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lauschte er den dumpfen Schlägen. Nebel umgab seinen sich wieder entspannenden Geist; seine Umgebung löste sich darin auf. Er vernahm nur seinen Atem und die Laudanius’ Schläge.

      Dann riss er die Augen auf: Diesmal hat er mit beiden Füßen auf einem verwucherten Pfad. Ihm graute vor der Erkundung des Jenseits.

      Behutsam setzte er einen Schritt nach dem anderen über verwucherte, steinige, aber auch schlammige Pfade. Bei jedem Geräusch lauschte er und betrachtete jede Ecke. Nach jedem Blick und Innehalten jedoch riss Thomas die Geduld. Seine Bewegungen wurden hektischer. Er stolperte ständig, fluchte und ballte die Fäuste. Die Sonne blähte seine pulsierenden Schläfen. Nicht einmal die Bäche, an denen er sich abkühlte, brachten Linderung. Zudem verlor er die Orientierung! Seine Augen zuckten hin und her. Nach tausenden Pulsschlägen eilte er durch raschelnde Buchenwälder. Das Spiel aus Schatten und Licht raubte ihm die Nerven.

      Er wollte brüllen und auf einen Baum einschlagen … da hörte er plötzlich ein Zischen. Wirr sah er nach links. Eine Schlange lag smaragdgrün schimmernd im braunen Laubboden.

      Vorsichtig näherte er sich ihr. Er wusste: Jede Tiergestalt im Jenseits war ein Hilfsgeist. Er musste ihn bloß auf seine Seite locken.

      „Ich suche schon den ganzen Tag nach dir, edles Tier. Und suche deine Nähe hier.“

      Die Schlange züngelte nur.

      „Begehrest du etwas Vulgäres?“

      „Wassserpelzz bei diessem dampfenndem Blätterrwerk“, zischte das Tier.

      „Hä, Wasser?“ Neben ihm floss ein Rinnsal den Weg hinab. Verwirrt schöpfte er und hielt ihr die tropfende Hand hin.

      Das Tier fauchte nur: „Niccht tröpflich. Pelzzig.“

      „Was meinst du?“ Thomas platzte die Geduld. „Soll ich’s tagelang aufbewahren, bis es schimmelt und stinkt?!“

      Die Schlange schrak auf und bleckte sichtbar vier spitze Zähne. „Dummess Hautgeschöpff. Erklimm die Nebelspitzzen auffwärtss dess Rasschelgeistss, und bring mir Wassserpelzz!“

      Thomas schnaubte und warf die Blicke wild umher. Er sah neben Wald nur Flüsse, Heide und einen Berg, den Eis bedeckte. Nebel umsäumte den Gipfel. ‚Nebelspitze.’ „Was – ich soll da rauf? Und dann?!“

      „Wassserpelzz!“, zischte der Geist verächtlich.

      „Was meinst du damit, du … du Vieh?!“ Kochend warf er ihr das Wasser zu.

      Die Schlange fauchte kurz, schnellte vor und biss ihm in die Hand.

      Bevor der Schmerz ihn ereilte, schoss der Geist ins Gestrüpp. Schockiert betrachtete er die Bisse. Er begann zu hecheln. Sein Herz flatterte vor Furcht. Er wollte rennen – nur wohin?!

      Rasch sprenkelten bunte Punkte seine Netzhaut. Er übergab sich und fiel.

      „Ich habe nicht daran gedacht“, drang Laudanius’ Stimme dumpf in seinen Geist. Thomas wollte antworten, doch fehlte ihm die Kraft. Allein etwas Weiches unter sich wahrnehmend, fielen seine verschwommenen Blicke auf den Alten. Er saß entspannt neben ihm.

      Die fragenden Augen reichten ihm zur Antwort. „Jeder Geist spricht auf seine eigene Weise. Ich habe es vergessen, da ich mit ‚meinen’ Hilfsgeistern gewohnt bin, so zu sprechen.“

      Thomas wollte zornig auffahren, doch lag er starr am Boden.

      „Ich habe versucht, das Gift aus dir zu räuchern. Es gelang mir nicht ganz.“

      Trotz der hörbaren Reue in Laudanius’ Stimme, öffnete Thomas die klebrigen Lippen auf. „Wie lang war ich weg? ... Wie lang bleibe ich so?“

      Der Kopf des Alten fiel hinab. „Zwei Tage musste ich dich heilen. Dass du nicht gestorben bist, verdanke ich meiner Renmutter.“

      „Wie lang … noch?“, presste Thomas.

      „Vielleicht einen Tag, eine Woche oder …“

      Das ‚oder’ ließ ihn resigniert entspannen. Nichts war ihm jetzt interessanter als der Tod.

      „Selbst erkrankte Schamane heilen sich normalerweise selbst“, begann Laudanius zu seufzen. „Aber nur mit Geistmächten. Umso mehr, umso besser.“

      Wollte er Thomas etwa ermutigen, weiterzusuchen – mit Fehlinformationen und Verwirrung?

      „Sterben die Hilfsgeister, ziehen sie auch den Schamanen mit sich. Du musst lernen, besser mit ihnen umzugehen, auch wenn sie noch nicht an deiner Seite stehen. Du musst ein Verhältnis zu ihnen entwickeln. Deine Ungeduld ist falsch.“

      Wann hörte er endlich auf, ihn zu bevormunden. „Lass mich einfach in Ruhe.“ Mit letzter Kraft drehte er sich zur Seite und schloss die Augen. „Ich kann nicht mehr.“ Er vernahm Laudanius Seufzen. Um ihn wurde es wieder dunkel und still – himmlisch still.

      Knurrend versuchte er sich aufzustemmen. ‚Hoch mit mir!’ Er war des Liegens, des Grübelns und Nichtstuns müde.

      Mit ächzenden Knochen drückte er sich hockend auf. Jeder Muskel schmerzte. Umso länger er dalag, desto schlechter würde es ihm fallen, aufzustehen.

      Endlich schwankte er zum Zeltausgang. Er fühlte sich weder auf dem Boden stehend, noch in der Luft schwebend. Zitternd hob er die Plane … und wurde durch das Zucken eines gleißendes Blitzes zurück gestoßen.

      Keuchend lugte er erneut nach draußen: Eine sich auf- und abschwellende Wolkenfront fauchte finster über die Ebene. Innerhalb weniger Herzschläge war sie zur Ostküste abgezogen und hinterließ stechende Helligkeit, blauen Himmel und die aufdunstende Wüste. ‚Bald wird es wieder heiß’, seufzte Thomas.

      Behutsam stampfte er durch den feuchten Sand, bedacht, nicht zu rutschen. Ihn zog es zum Eichenwald, dessen Blätter sich von grün zu rötlich-gelb verfärbten. Hoffentlich war das kein Omen, dachte er im Stillen.

      Auf dem Weg zur Jurte blendete ihn plötzlich ein gleißend-braunes Licht. Rasch sprang er zurück.

      Da blendete es ihn wieder. Er erkannte einen Gegenstand aus dem Sand ragend: Spitz, alt und leicht verrostet. Neugierig beugte er sich nieder.

      Ein Schrei riss Laudanius aus dem Schlaf. Erleichtert seufzte er. ‚Die Schlacht ist vorbei.’ Kalter Schweiß rann seiner Stirn hinab. Noch immer sah er die Frau im prächtig wehenden Schamanengewand, die sich durch eine Menge kreischender Dämonen kämpfte. Wie wunderschön sie doch war.

      Beinahe lächelnd hörte er ein neues Brüllen! Er riss sich hoch und blickte durch einen Spalt der Zeltöffnung.

      Stirnrunzelnd schritt er auf seinen scheinbar gesunden Adept zu. Dieser versuchte krampfhaft etwas aus dem Boden zu heben. Starr blieb er stehen.

      Was Thomas vergeblich versuchte, aus den Sand zu ziehen, war eine Klinge. Laudanius’ Blick verschwamm. In seinen Ohren hörte er wieder das Kampfgebrüll:

      „Schickt sie in den Abgrund!“, ruft ihr Anführer zum tobenden Heer. Diese Menschen hatten ihr Land verwelken sehen, Angehörige und Familie verloren und schienen ausgelaugt zu sein. Bis sich ein Mutiger an ihre Spitze gewagt hat.

      „Lasse uns das gemeinsam überstehen“, flüstert Laudanius beunruhigt zu der Frau im Schamanengewand.

      Diese haucht ihm ein Lächeln ins Ohr. „Und zum Guten wenden.“

      Neben dem plötzlichen Aufbrüllen der Krieger, spürt der Schamane einen sanften Kuss auf der Wange.

      Dann stürmen die Krieger los, hinaus in das Ödland und dem aneinander gereihten Dämonenheer.

      „Was ist das für Schrott?!“, stöhnte Thomas verkrampft auf. Während er kräftiger am Schwert zog, spürte er plötzlich eine Hand auf der Schulter.

      „Hör’ auf. Du bekommst das Schwert nicht hoch“, sagte sein Mentor.

      Erschrocken fuhr er auf. Dabei klirrte etwas, und starrte auf den Breitschwertknauf in seiner Hand. Daran