I. Tame

Mika liebt …


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sitzen auf der ultrabequemen Couchlandschaft in der ultrateuren Suite und schlürfen genüsslich einen Cappuccino – ultralecker. Nachdem Mika bei Ralf seine Auszeit verlängert hat, lässt er es sich einfach gut gehen und von dem Luxus, der Jana ganz selbstverständlich umgibt, einhüllen. Jetzt ist auch noch George für eine Weile weg. Herz, was willst du mehr?! So ganz traut Mika George noch nicht. Er kann es sich auch nicht erklären. Vielleicht, weil er so jemanden wie ihn noch nie kennen gelernt hat. Er ist kein Stück eifersüchtig auf Mika und Jana. Im Gegenteil. Beim Sex sitzt er im Hintergrund und geilt sich an ihnen auf. Oder er züchtigt Mika. Dabei bekommt er einen Ständer, der beängstigend ist. Doch er fasst Mika nicht an … bisher.

      „Hallo!!“ Jana wedelt mit ihren kleinen Händen vor Mikas Gesicht herum. „Erde an Mika!! Bitte kommen!!“

      Verlegen blinzelt Mika seine traurigen Gedanken beiseite. Entschuldigend legt er den Kopf schief. „Sorry, Jana. Was hast du denn vor?“

      Jana strahlt ihn über den Rand ihrer Tasse an. „Wir beide sind zu einer Wahnsinns-Party eingeladen. Und wenn ich Wahnsinn sage, dann meine ich WAAAAHNSIIIINNN!!!!“, kreischt sie das letzte Wort.

      Mika lacht. „Also Party find‘ ich auf jeden Fall besser, als ‚gemütlich beisammen sitzen‘. Weihnachten ist dieses Jahr echt nicht mein Ding!“

      Jana flüstert verschwörerisch. „Du wirst vergessen, welche Jahreszeit gerade ist; das versprech‘ ich dir! Die Einladung kommt von Maddie. Das ist eine Geschäftspartnerin von George. Ich hab‘ schon viel von ihren Parties gehört. Zumindest habe ich bei einem kurzen Besuch deren Anwesen gesehen. Du hast das Gefühl … ach, sieh‘ selbst wenn wir da sind. Es werden nicht so viele Leute kommen, doch das Haus … der Pool!!!“ Jana verdreht übertrieben ihre Augen. „Schatz, da willst du nie wieder weg, so geil ist das.“ Jetzt grinst sie fast wie ein Kerl. „Und so wie’s aussieht werden wir ficken wie die Karnickel!“

      *

      An Heiligabend schlängelt sich das Taxi nach einer knappen halben Stunde Fahrt langsam durch eine Dreißiger-Zone im teuersten Villenviertel. Es geht eine wunderschöne Allee entlang, welche von riesigen Eichen gesäumt wird. In allen Bäumen wurden Lichterketten befestigt. Mika kommt sich vor wie im Märchen.

      Vor einem pompösen Tor halten sie an, um sich über eine Sprechanlage anzumelden. Hundert Meter Kiesweg weiter erhebt sich eine Villa im Kolonialstil vor ihren Blicken aus dem winterlichen Garten.

       „Mann, muss das hier im Sommer schön sein“, denkt Mika begeistert. Die Villa ist im vorderen Bereich mit den typischen Säulen verziert und man steigt eine kleine Treppe empor, um eine vorgelagerte Terrasse zu erreichen. Bevor Sie die Treppe ganz erklommen haben, wird die Türe bereits geöffnet. Eine sehr gepflegte Dame erwartet sie mit strahlendem Gesicht.

      „Jana!!“, ruft sie begeistert. „Mit dir hab' ich schon gar nicht mehr gerechnet. Kommt rein! Kommt rein!“

       „Maddie!“, ruft Jana erfreut zurück. „Schön euch mal wieder zu sehen!“

       „Du bist sicher Mika!“, wendet sich Maddie an Mika. „George hat mir bereits von dir erzählt. Willkommen! Kommt schnell rein. Es ist kalt.“, ruft sie auf Englisch.

       Die Gastgeberin lächelt Mika freundlich an. Sie ist wohl so Ende vierzig, klein, sehr schlank, leicht gebräunt und bändigt ihre braunen dicken Haare mit einem flotten Kurzhaarschnitt.

       Hinter ihrem Rücken erscheint nun ein Mann, bei dessen Anblick Mika erst einmal hart schlucken muss, so sehr erschreckt ihn dessen Gesicht. Er hatte bestimmt einmal einen schlimmen Unfall. Er ist von normaler Größe, ziemlich füllig – wie die Männer oft mit Ende Fünfzig sind. Seine Glatze wird nur durch einen dünnen Haarkranz umrahmt, welcher kaum zu erkennen ist. Tja, und sein Gesicht … sieht irgendwie schief aus. Die eine Wangenhälfte wurde zerfetzt und macht den Eindruck, als ob die Fleischstücke nicht wieder richtig zusammengewachsen wären. Die andere Gesichtshälfte ziert eine ziemlich lange Narbe, als ob ein Loch zugenäht wurde. Sein nun aufgesetztes Lächeln erhält dadurch den Charme eines Haifisch-Grinsens. Die kleinen Augen glänzen erfreut und wirken trotzdem … ja, irgendwie hinterhältig.

      „Jana!“, ist alles was er zur Begrüßung mit ausgebreiteten Armen sagt. Und schon fliegt Jana in seine Arme.

      „Oh, Edward, geht es dir gut? Vielen Dank für die Einladung!“ Sie küsst ihn unbefangen auf beide verunstalteten Wangen und verfällt ganz selbstverständlich ins Englische. „George wäre so gerne mitgekommen, aber leider musste er kurzfristig in die Staaten. Geschäfte eben!“ Jana zuckt entschuldigend mit den Schultern.

      Edward winkt ab. „Kein Problem, Jana. Wenn einer Verständnis für so was hat, dann ich. – Wer ist denn dein hübscher Begleiter?“

      Jana wendet sich strahlend um. „Das ist mein bester Freund. Komm‘ Mika, sag ‚Hallo‘. Das ist Edward, Maddies Mann.“

      Zurückhaltend tritt Mika einen Schritt vor und gibt ihm die Hand. „Vielen Dank für die Einladung“, ergänzt er leise. Das Englisch will ihm nicht so flüssig über die Lippen.

      „Wow!“, denkt Edward. „George hat nicht zu viel versprochen. Das ist wirklich ein süßes Häppchen. Sehr schüchtern, hmm.“

      Locker plaudernd legt Edward Mika sanft eine Hand auf die Schulter und führt ihn von der Haustüre fort.

      „Fühl' dich wie zu Hause. Unsere kleinen Gesellschaften leben davon, dass sich alle so amüsieren wie es ihnen beliebt. Ohne Zwänge, aber auch ohne Scham. Wie war noch mal dein Name?“

       „Mika“, keucht Mika hervor und zwar ausnahmsweise nicht, weil er so schüchtern ist, sondern weil ihm nach dem Schließen der Haustüre quasi die Luft wegbleibt. Es ist warm im Haus, es ist sauwarm, es ist tropisch! Und jetzt fällt Mika auf, was er vor Aufregung erst gar nicht wahrgenommen hatte.

      Der Typ – Edward – trägt einen Hausmantel aus feinster dunkelblauer Seide. Und kaum hat Mika diese Tatsache verarbeitet, lässt Edward das Teil auch schon die Schultern hinab gleiten. Maddie tut es ihm gleich und steht nur noch in sehr knappen Shorts vor ihnen. Edward hat sich ein weißes kurzes Tuch um die ziemlich füllige Körpermitte geschlungen.

      „Also, ihr beiden“, plaudert Edward weiter, „wir gehen schon mal zurück zu den anderen Gästen.“

      „Du kennst ja den Weg, Jana“, ruft Maddie ihnen noch zu, bevor sie durch die nächste große Doppeltüre verschwinden.

      Jana hat sich bereits ihrer Jacke und ihres Pullis entledigt. Sie grinst Mika schelmisch an.

      „Ich hab' ja gesagt: es wird der Wahnsinn. Komm! Reiß dir die Klamotten vom Leib, sonst brichst du gleich mit tropischem Fieber zusammen! Boah! Was für eine Hitze!“

       Mika zieht sich gemeinsam mit Jana in der Eingangshalle aus. Jacke, Sweat-Shirt, Schuhe, Socken. Alles wird von diskretem Personal entgegen genommen. Seine Jeans lässt Mika allerdings noch an und krempelt nur die Beine hoch. Jana bedient sich an einem Stapel Tücher und schlingt sich eines davon um die schmalen Hüften. Völlig unbefangen fährt sie sich mit beiden Händen über die blanken Brüste.

       „Na, dann komm' mal mit!“, raunt sie Mika zu. „Ich führ' dich rum.“

      Und schon schiebt sie ihn in den gleichen Raum, in dem ihre Gastgeber verschwunden sind. Mika steht vor Staunen der Mund offen. Das sind bestimmt dreihundert Quadratmeter; exklusiv eingerichtet. Soweit Mika es übersehen kann, wurden mindestens drei Couchlandschaften im Raum verteilt. In einer Ecke steht ein Billardtisch. Rechter Hand befindet sich eine verspiegelte Bar, hinter deren Theke ein livrierter Kellner bedient. Unter seinen nackten Füßen spürt Mika kostbare weiche Teppiche. Der ganze Raum ist in gedämpftes Licht getaucht. Und es ist so warm, dass Mika ein wohliger Schauer über den Rücken läuft.

      „Was möchtest du trinken?“, fragt Jana ihn beiläufig. „Wie immer?“

       Mika nickt und bekommt nur ein zustimmendes Krächzen zustande. Jana lacht kurz auf.

      „Ich kann das gut verstehen. Mir sind das