I. Tame

Mika liebt …


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einem „Hier“ ein Longdrink-Glas an Mika weiter. Sie stoßen an und nehmen einen wunderbar erfrischenden Schluck. Mika schließt kurz genießerisch die Augen und stöhnt leise. Jana beobachtet ihn und ... lächelt. Mika runzelt die Stirn.

       „Was ist?“

      Ihre Gesichtszüge werden weich vor Zuneigung.

      „Versprich mir, dass du immer so bleibst wie du bist, Schatz!“ Mit solch‘ einer Aussage hat Mika wirklich nicht gerechnet.

      „Wie kommst du denn jetzt auf sowas?“, fragt er verwirrt und fährt verunsichert mit einem Finger über den Rand seines Glases. Jana legt abschätzend den Kopf schräg.

      „Du bist so süß und verlegen und … einfach ganz Du, dass du nicht mal merkst, dass dich Andere schon wie ein Stück Beutefleisch taxieren. Aber das macht dich aus und du darfst dich niemals ändern! Versprichst du mir das?“

      Während sie immer leiser und zärtlicher redet, schmiegt sich Jana an ihn und gibt Mika einige sanfte Küsse auf die Brustwarzen. Ihre Brüste reiben sich neckisch gegen ihn.

      „Oh, Mann, Jana, ich krieg‘ voll den Ständer! Hör‘ auf!“

      Doch statt sich zurückzuziehen beugt sich Mika vor und küsst Jana zärtlich auf den Mund. Sie lächelt.

      „Hier wird niemand schräg gucken, wenn du mit einer Megalatte durch die Gegend rennst, glaub mir!“ Sie fährt ihm ganz nebenbei mit einer Hand über seinen anschwellenden Schritt.

      „Ich möchte, dass du dich heute Abend so richtig amüsierst. Ich will, dass du dich locker machst und alles hier genießt. Vergiss Keno, dieses Mega-Arschloch! Vergiss einfach alles, was dich traurig macht!“

      Mika lacht kurz auf. „Wenn du es befiehlst hab‘ ich ja sowieso keine andere Wahl!“

      „Genau!“, erwidert sie kokett und schlendert davon. Mika nimmt noch einen tiefen Schluck, bevor er ihr grinsend folgt.

      Am Ende des Raumes verschlägt Mika der Ausblick durch eine riesige breite Glastüre endgültig die Sprache.

       „Das glaub' ich einfach nicht“, keucht er atemlos.

      Sein Blick verliert sich in einer Schwimmlandschaft, welche durch eine Glaskuppel überdacht wird. Wie ein riesiges altes viktorianisches Gewächshaus. Die Scheiben wurden einzeln miteinander verschweißt und die Streben haben eine grünliche Patina. Ja, man muss es einfach Landschaft nennen, was darin errichtet wurde, denn neben dem riesigen kurvenreichen Pool wurden Sanddünen aufgeschüttet. Palmen, deren Kronen fast das fünf Meter hohe Dach berühren, befinden sich in mächtigen Töpfen. Alle Pflanzen sind mit Lichterketten geschmückt und in unregelmäßigen Abständen stecken große Fackeln im Boden. Zikaden zirpen, leise hawaiianische Musik schwebt in der Luft und eine Handvoll Menschen albert im Wasser herum. Sogar einige kleine Eidechsen sieht Mika aus dem Augenwinkel herum huschen und um eine Palmenkrone flattern und piepen etliche kleine Vögel.

       „HEYYYY!“, ruft die Gruppe jetzt aus dem Becken. „Kommt rein! Ziert euch nicht so!“ Und schon balgen sie weiter oder werfen sich bunte Bälle zu.

       „Ich glaube, jetzt geht kein Weg mehr dran vorbei“, schmunzelt Jana. „Runter mit den letzten Klamotten, Feigling!“

       Da sich weiter niemand darum kümmert, ob er sich nun auszieht oder nicht, hat Mika kein Problem mit dem Nacktsein. Schließlich sind es ja alle anderen auch.

       Wie an einem echten Strand ist das eine Ende des Pools flach gehalten. Mika und Jana planschen zu den anderen und der Spaß beginnt.

       Mika kann sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so königlich amüsiert hat. Er balgt mit Jana, spielt mit allen Gästen Wasserball und wird tatsächlich nach einem kleinen Gruppensieg ziemlich heftig von Maddie abgeknutscht. Die ganze Atmosphäre ist so ausgelassen und die körperliche Nähe zu den anderen Leuten so selbstverständlich, dass Mika die Knutscherei einfach nur genießt.

       Bei den Gästen handelt es sich um eine altersmäßig gemischte Gruppe von ungefähr zehn bis zwölf Personen. Der Großteil ist älter als Mika, nur ein Mädchen und ein Junge scheinen in seinem Alter zu sein. Wie er später erfährt, handelt es sich bei dem Mädchen um die Tochter eines Bekannten von Edward – Anna. Um es freundlich auszudrücken: Anna scheint ein ganz schönes Luder zu sein. So kokett und herausfordernd wie sie sich den männlichen Gästen anbietet, wundert Mika sich, dass ihre Eltern sie jemals einen Augenblick aus den Augen lassen.

      Die Gastgeber scheinen das ganz okay zu finden. Der Junge, der ständig an ihrer Seite ist, hat nur Augen für sie und kümmert sich kein bisschen um andere Gäste oder darum, wie Anna sich aufführt. Sobald sie sich ihm zuwendet, blüht er auf und liest ihr jeden Wunsch von den Lippen ab. Er lässt sie nicht aus den Augen – auch nicht, wenn sie anscheinend das Interesse an ihm verliert. Und sie lässt ihn öfters links liegen. Mika versteht das Mädel nicht. Der Typ hat einen Body wie ein Filmstar und das dazu passende Gesicht mit eingefrästem Grinsen. Wieso behandelt sie ihn so eigenartig?

       Mika hechtet in Janas Richtung, um sie von hinten zu umklammern.

      „Diese Anna ist ja eine komische Tussi“, raunt er Jana zu. „Benimmt sich wie ein Flittchen. Und ihr Freund da lässt sich alles gefallen. Komische Leute!“

       Jana schmunzelt. „Es ist nicht immer alles so wie es scheint. Aber du bist wirklich ein guter Beobachter, Mika ... wenn du nicht gerade die Unterwasserwelt bewunderst.“ Und mit einer schnellen Bewegung befreit sich Jana aus Mikas Klammergriff und schubst ihn lachend von sich weg. Prustend taucht Mika zwei Meter weiter wieder auf.

       „Das zahl' ich dir heim!“, lacht er und wischt sich das Wasser aus den Augen.

      *

      Irgendwann hat auch der Letzte genug von der Toberei und die Gruppe zerstreut sich. Zum Schluss liegen Mika und Jana nebeneinander auf einer weichen Sanddüne und lassen sich von der warmen Luft trocknen. Jana schnurrt wie eine zufriedene Katze, während Mika seinen Blick nicht von ihren nackten Brüsten lassen kann.

      „Na, gefällt dir, was du siehst?“, raunt Jana und lächelt dabei.

      Aber ihre Augen sind doch die ganze Zeit geschlossen. „Wie macht sie das?“, denkt Mika und wendet schnell seinen Blick ab. „Ich weiß nicht was du meinst“, antwortet er so ruhig wie möglich. Als er spürt, wie Jana ihm kurz mit einem Finger über die Wange streicht, sieht Mika zu ihr rüber. Jana liegt auf der Seite, Mika zugewandt. Mika dreht sich ihr nun ebenfalls zu.

      „Warum schämst du dich eigentlich so oft für deine Gelüste?“, fragt sie ruhig und überhaupt nicht ironisch. Mika räuspert sich und zwingt sich dann, Janas Blick zu erwidern.

       „Ich weiß nicht“, erwidert er verlegen. „Ich glaub‘, meine schüchterne ... (räusper) ... Seite wird nie so ganz verschwinden.“ Er blickt verträumt über Janas Schulter ins Nirgendwo.

      „Ich wäre gerne so selbstsicher wie ... „Keno“ du.“ Beinahe hätte er sich versprochen, es sich aber noch im letzten Moment verkniffen.

      „Ach Mika!“, Jana schnippt frech ein wenig Sand in seine Richtung. „Bloß nicht! Das hab‘ ich dir doch eben schon gesagt. Du musst so bleiben wie du bist. Aber schäm' dich nie für das was du willst!“, redet sie ernst weiter. „Du bist in meinen Augen einfach wunderschön, Mika. Dein Körper, deine Ausstrahlung, dein ganzes Wesen. Aber noch schöner wärst du, wenn du dich selbst lieben würdest – und zwar genauso wie du bist.“

      „Wie ich bin …“ Mika starrt Jana an.

      „Ja!“, versucht sie ihn weiter zu überzeugen. „Du solltest dir selbst gegenüber ein wenig liebevoller sein.“

      Mika ist baff. So hat er sich selbst noch nie gesehen. Eine Antwort kommt ihm nicht über die Lippen. „Liebevoller“, wiederholt er langsam in Gedanken.

      Doch er kommt nicht dazu, weiter vor sich hin zu sinnieren. Maddie lässt sich neben ihn in den Sand fallen und streicht ihm sanft über den Oberarm. Zeitgleich lassen sich zwei Männer neben Jana nieder und beginnen, sie zu umgarnen.