Regina Muhlhauser

Eroberungen


Скачать книгу

Lebensborn e.V.

23

Heineman,»Sexuality and Nazism«, S. 22; Lilienthal, Lebensborn e.V., S. 8f. Ein anderer solcher Mythos ist das bis heute beständig reproduzierte Gerücht, die SS hätte in den Konzentrationslagern Bordelle zur eigenen Nutzung eingerichtet. Zu entsprechenden Skandalartikeln in Zeitschriften vgl. Halbmayr,»Sex-Zwangsarbeit«, S. 127f. und S. 141. Die Bordelle, die die SS nachweislich in den Konzentrationslagern einrichtete, waren aber lediglich für ausgewählte Häftlinge bestimmt, deren Arbeitsleistung auf diese Weise gesteigert werden sollte. Darüber hinaus gab es in manchen Lagern Bordelle für ausländische Wachleute. Das deutsche SS-Personal griff stattdessen auf lokale Prostitutionsstrukturen zurück (Sommer, KZ-Bordell, S. 15ff. und S. 44f.).

24

Scherr,»Uses of Memory«, S. 295. Silke Wenk geht davon aus, dass solche Pornofilme nicht nur zu einer Verharmlosung führen, sondern auch tröstlich wirken können, da sie die Bilder der Gewalt universalisieren und in Klischees auflösen (Wenk,»Rhetoriken der Pornographisierung«, S. 284f.).

25

Bartov,»Kitsch and Sadism«, S. 49f.

26

Herzog, Politisierung der Lust, S. 21. Zwei relativ bekannte und in viele Sprachen übersetzte Romane von Zeitzeugen, die sich mit sexuellem Sadismus während des Krieges und des Holocaust auseinandersetzen, sind Ka-Tzetnik, Haus der Puppen; und Lustig, Deine grünen Augen.

27

Als Überblick über die Forschungsentwicklung seit den 1950er Jahren vgl. Pohl, Herrschaft der Wehrmacht, S. 4ff.

28

Zur Entwicklung der NS-Täterforschung vgl. Paul,»Von Psychopathen«, hier insbes. S. 37ff.; Wildt, Generation des Unbedingten, S. 15ff.

29

Browning,»Ganz normale Männer«; Goldhagen, Hitlers willige Vollstrecker; Hamburger Institut (Hg.), Vernichtungskrieg.

30

Donat/Strohmeyer, Befreiung von der Wehrmacht?; Prantl (Hg.), Wehrmachtsverbrechen; Hamburger Institut (Hg.), Eine Ausstellung.

31

Brownmiller, Gegen unseren Willen, S. 59ff.

32

Vgl. z.B. Seifert,»Krieg und Vergewaltigung«, S. 102; Paul, Zwangsprostitution, S. 102; Tanaka,»Rape and War«, S. 170f.; Maiwald/Mischler, Sexualität unterm Hakenkreuz, S. 153f.; Möller, Völkerstrafrecht, S. 358. Auch die UN-Sonderberichterstatterin für systematische Vergewaltigungen, Linda Chavez, bezog sich in ihrem am 16. 7. 1996 veröffentlichten Zwischenbericht zu deutschen Verbrechen in der Sowjetunion auf Brownmiller. Ihre Angaben wurden aber vor der endgültigen Publikation durch ein Gutachten des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes zurückgewiesen (Huber, Rechtsprechung, S. 238f.). Birgit Beck legt ausführlich dar, dass die feministische Literatur zu sexueller Gewalt im Zweiten Weltkrieg sich über Jahrzehnte lediglich auf einige wenige, tendenziell ungenaue Quellen gestützt hat. Der Frage, warum die feministische Forschung so lange davor zurückgeschreckt ist, sich historisch genauer damit auseinanderzusetzen, geht sie allerdings nicht nach. Stattdessen erweckt ihre Darstellung mitunter den Eindruck, es gäbe einfach keine entsprechenden Quellen (Beck, Wehrmacht und sexuelle Gewalt, S. 69f.).

33

Seidler, Prostitution, Homosexualität, Selbstverstümmelung, hier insbes. S. 135ff.

34

Deutscher Bundestag, Drucksache 13/10802, 26. 5. 1998, Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Angelika Beer, Antje Hermenau, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen – Drucksache 13/10585, Positionen eines Lehrenden an der Bundeswehrhochschule München und der Revisionismus.

35

Auch das Standardwerk zur Organisationsstruktur und Entwicklung des Sanitätsdienstes der Wehrmacht ist von einem ehemaligen Wehrmachtssanitätsoffizier verfasst und lässt eine angemessene Distanz zu den Quellen vermissen (Fischer, Der deutsche Sanitätsdienst). Der unkritische Umgang mit zeitgenössischen Begriffen wie» Dirne«,»Notzucht «oder» Geschlechtsnot «findet sich bis heute in wissenschaftlichen Arbeiten, etwa bei Mai, Geschlechtskrankheiten, S. 86ff.

36

Krausnick,»Einsatzgruppen«, S. 53, S. 76ff. und S. 82; Wilhelm,»Einsatzgruppe A«, S. 480, S. 540 und S. 560. Zu weiteren Hinweisen auf sexuelle Gewalttaten vgl. auch Wilhelm,»Einsatzgruppe A«, S. 479, S. 486, S. 500, S. 503 und S. 505.

37

Die Ausstellung» Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskriegs «nahm das Thema sexuelle Gewalt z.B. anhand schriftlicher Quellen an zwei Stellen auf, befasste sich aber nicht eingehender damit (Hamburger Institut [Hg.], Verbrechen der Wehrmacht, S. 124, S. 153 und S. 568). Eine Ausnahme bildete der 1998 erschienene Aufsatz» Die halbierte Gesellschaft«, in dem Gudrun Schwarz und Gaby Zipfel fragen, wie ehemalige Soldaten sexuelle Gewalttaten erzählen bzw. verschweigen. Auch sie befassen sich aber nicht ausführlicher mit dem Thema (Schwarz/Zipfel,»Halbierte Gesellschaft«, S. 83f.).

38

Heer,»Killing Fields«, S. 64. Vgl. auch die Deutung der SS-Täter als» Lustmörder «in: Schwan/Heindrichs, SS-Mann, S. 186.

39

Vgl. z.B. Angrick, Besatzungspolitik und Massenmord, S. 359 und S. 448ff.; Angrick/Klein,»Endlösung «in Riga, S. 81, S. 136, S. 347 und S. 407; Berkhoff, Harvest of Despair, S. 169f. und S. 182f.; Birn, Sicherheitspolizei in Estland, S. 54, S. 83, S. 107, S. 109 und S. 198f.; Chiari, Alltag hinter der Front, S. 167, S. 192f. und S. 255f.; Curilla, Ordnungspolizei, S. 156, S. 174, S. 176 und S. 185f.; Dean, Collaboration, S. 110 und S. 235; Gross,»Tangled Web«, S. 96; Lower, Holocaust in Ukraine, S. 110f. und S. 245; Oldenburg, Ideologie und militärisches Kalkül, S. 117f., S. 245 und S. 316; Quinkert, Propaganda und Terror, S. 158; Rass,»Menschenmaterial«, S. 246f., S. 269ff., S. 289 und S. 346; Römer, Kommissarbefehl, S. 149. Dieter Pohl widmet den sexuellen Zusammentreffen von Wehrmachtssoldaten und einheimischen Frauen einen eigenen Abschnitt in: Herrschaft der Wehrmacht, S. 132ff. Auffällig ist, dass das Thema in anderen Studien gänzlich fehlt. Christian Gerlach thematisiert beispielsweise einen besonderen» Haß«deutscher Soldaten gegen Rotarmistinnen sowie den Umgang mit Kindern deutscher Männer und einheimischer Frauen (Gerlach, Kalkulierte Morde, S. 104, S. 472ff., S. 560, S. 777, S. 938 und S. 1080), geht aber an keiner Stelle auf sexuelle Zusammentreffen ein.

40

Zipfel,»Ausnahmezustand«, S. 55f.

41

Beck, Wehrmacht und sexuelle Gewalt, S. 72 und S. 335. Vgl. auch Snyder, Sex Crimes, S. XIf. und S. 135ff.; Huber, Rechtsprechung, S. 238.

42

Förster, Wehrmacht im NS-Staat, S. 61; Beck, Wehrmacht und sexuelle Gewalt, S. 178ff.

43

Huber, Rechtsprechung, S. 95.

44

Monika Flaschka befasst sich an der Kent State University in Ohio ebenfalls mit Vergewaltigungsfällen vor Wehrmachtsgerichten.

45

Snyder, Sex Crimes, S. 117.

46

Beck, Wehrmacht und sexuelle Gewalt, S. 272ff. und S. 285ff. Vgl. auch Huber, Rechtsprechung, S. 109ff.

47

Zu Soldatenerinnerungen vgl. Johr/Sander, BeFreier und Befreite, S. 170; Kaminski, Liebe im Vernichtungskrieg, Dokumentarfilm; Lachenmaier, Zeitgeschichte, S. 68; Koch,»Nichts als Fliegen …«, S. 92; Huber, Rechtsprechung, S. 230f. Zur Sekundärliteratur vgl. Zayas,»Wehrmacht und Nürnberger Prozesse«, S. 491f.; Fritz, Hitlers Frontsoldaten, S. 100; Graml,»Wehrmacht im Dritten Reich«, S. 373; Seidler, Wehrmacht im Partisanenkrieg, S. 145; Paul, Truppengeschichte, S. 52.

48

Gertjejanssen, Victims, Heroes, Survivors. Ähnlich wie Gertjejanssen hat auch Hans-Heinrich Nolte Zeitzeuginnen und – zeugen in der ehemaligen Sowjetunion speziell im Hinblick auf sexuelle Gewalttaten befragt, allerdings per Brief. Die Antworten wurden also schriftlich gegeben, wodurch sehr kurze, in sich geschlossene Erzählungen entstanden sind, die keinen Raum für Nachfragen lassen. Zumindest die 2009 publizierten Ergebnisse lassen daher nur sehr begrenzte Schlüsse zu (Nolte,»Vergewaltigungen durch Deutsche«).

49

Heineman,»Sexuality and Nazism«, S. 65. Vgl. auch Bergen,»Sexual Violence«, S. 187ff.

50

Reemtsma,