Donne versank, als er eine allgemeine Verbeugung mit der ihm eigentümlichen Grazie gemacht hatte, und mit seiner hohen pragmatischen Stimme gesagt hatte: »Wie befinden Sie sich, Miss Helstone?« in einen Sessel neben Caroline, und dies zu ihrem größten Missvergnügen, denn sie hatte eine besondere Abneigung gegen Donne, wegen seiner albernen und unerschütterlichen Selbstliebe, und seiner unheilbaren geistigen Beschränktheit. Mit einem verdrießlichen Grinsen setzte sich Malone in den gleichen Stuhl auf der anderen Seite. Somit war sie mit einem Paar Beiständen beglückt, von denen keiner, wie sie wohl wusste, auch nur vom geringsten Nutzen sein würde, weder die Unterhaltung im Gang zu halten noch Tassen zu besorgen, die Buttersemmeln umherzureichen oder auch nur das Geschirr zu verteilen. Der kleine Sweeting, so dünn und kindisch er war, würde zwanzig von solcher Art aufgewogen haben.
Malone, obgleich ein unermüdlicher Redner, wenn ausschließlich Männer zugegen waren, war gewöhnlich in Gegenwart von Damen wie gelähmt. Drei Phrasen hatte er jedoch bereits gedrechselt und zugeschnitten, die er nie versäumte hervorzubringen. –
Erstens: »Sind sie heute ausgegangen, Miss Helstone?«
Zweitens: »Haben Sie Ihren Cousin Moore vor Kurzem gesehen?«
Drittens: »Hat Ihre Klasse in der Sonntagsschule noch dieselbe Größe?«
Nachdem diese drei Fragen zwischen Caroline und Malone vorgebracht und beantwortet waren, herrschte Stillschweigen zwischen ihnen.
Bei Donne war es anders. Er war beunruhigend, aufregend. Er besaß einen großen Vorrat unbedeutenden Geschwätzes, zugleich des abgedroschensten und verkehrtesten, das man sich nur denken konnte: Missbräuche des Volks in Briarfield und der Eingeborenen von Yorkshire überhaupt, Klagen über den Mangel vornehmer Gesellschaft, vom verkehrten Zustand der Zivilisation in dieser Gegend, Murren gegen das jeweilige freche Betragen des niederen Volks im Norden gegen die Höherstehenden, die albernen Lächerlichkeiten der Lebensweise dort, der Mangel an Stil, an aller Eleganz, als ob er selbst an sehr große Taten gewöhnt gewesen sei, was jedoch sein etwas ungebildetes Benehmen und Aussehen nicht eben bestätigte. Diese Beschwerden, glaubte er, müssten ihn in Miss Helstones oder jeder anderen Dame, die ihn hörte, Hochschätzung heben, doch stattdessen erzielte er nur ein Ansteigen ihrer Verachtung für ihn. Manchmal brachten sie Caroline aber sogar auf, denn da sie selbst ein Mädchen aus Yorkshire war, war es ihr zuwider, von einem solchen erbärmlichen Schwätzer Yorkshire stets erniedrigt zu hören, und wenn er sie bis zu einem gewissen Punkt getrieben hatte, wandte sie sich ihm zu und sagte etwas, wovon weder Inhalt noch Art sie bei ihm empfehlen konnten. Sie sagte ihm dann, dass es kein Beweis von Bildung sei, andere stets der Gemeinheit zu beschuldigen, und kein Zeichen eines guten Hirten, seine Herde immer zu tadeln. Sie fragte ihn, weshalb er in den geistlichen Stand getreten sei, da er sich beklagte, es gebe bloß Hütten zu besuchen und armem Volk zu predigen? Ob er zu seinem Amt bloß deshalb ordiniert worden sei, um weiche Kleider zu tragen und in den Häusern von Königen zu sitzen? Die Fragen wurden von allen Hilfsgeistlichen für höchst dreist und gottlos gehalten.
Man trank schon lange Tee. Alle Gäste schwatzten, wie die Wirtin es erwartet hatte. Mr. Helstone, höchst heiter gestimmt, – denn dies war er stets in anziehender weiblicher Gesellschaft, während er bei dem einzigen weiblichen Wesen aus seiner eigenen Familie nur eine finstere Schweigsamkeit aufrecht erhielt – unterhielt einen glänzenden Fluss freundlichen Geschwätzes mit seinen Nachbarinnen rechts und links, und selbst mit seinem Gegenüber, Miss Mary, obgleich der ältliche Witwer ihr, da sie die vernünftigste und am wenigsten kokette jener drei war, am wenigsten Aufmerksamkeit schenkte. Im Herzen konnte er Verstand bei Frauen nicht leiden. Er sah sie daher gern so einfältig, so leichtsinnig, so eitel, sich so lächerlich machend wie möglich, weil sie dann in Wirklichkeit das waren, wofür er sie hielt und was er wünschte, dass sie wären – untergeordnet, Püppchen, mit denen er spielen und sich eine müßige Stunde vertreiben konnte, um sie dann wegwerfen zu können.
Hannah war sein Liebling. Harriet, obgleich schön, egoistisch und selbstzufrieden, war nicht schwach genug für ihn. Sie besaß, neben viel falschem Stolz, doch auch einiges an echter Selbstachtung, und wenn sie auch nicht wie ein Orakel sprach, so plapperte sie doch auch nicht wie ein Papagei, und erlaubte es nicht, wie ein einfältiges Kind, wie ein Spielzeug, behandelt zu werden. Sie erwartete vielmehr, dass man sich wie vor einer Königin vor ihr verneigen sollte.
Hannah verlangte dagegen keinen Respekt, nur Schmeicheleien. Wenn ihre Anbeter ihr nur sagten, dass sie ein Engel sei, durften sie sie immerhin wie ein unwissendes Ding behandeln. Sie war leichtgläubig und frivol, und konnte so albern werden, wenn sie von Aufmerksamkeiten bestürmt, geschmeichelt und bis auf einen solchen Grad bewundert wurde, dass es Augenblicke gab, in denen sich Helstone wirklich versucht fühlte, ein zweites Mal zu einer Ehe zu schreiten, und das Experiment zu machen, sie zur zweiten Frau zu nehmen, bis glücklicherweise die heilsame Erinnerung an die Langeweile seiner ersten Ehe, der Eindruck, der ihm noch von dem Gewicht des Mühlsteins geblieben war, der an seinem Nacken gehangen hatte, und die Festigkeit seiner Grundsätze in Bezug auf die unerträglichen Übel ehelicher Existenz, auf seine Zärtlichkeit wie ein Stoß wirkten, die schwellenden Seufzer seiner alten Lungen unterdrückten und ihn davon abhielten, Hannah Anträge zuzuflüstern, die sie sehr gern und mit dem größten Vergnügen gehört haben würde.
Wahrscheinlich würde sie ihn geheiratet haben, hätte er um sie angehalten. Ihre Eltern würden die Partie sehr gebilligt haben. Ihnen würden seine fünfundfünfzig Jahre, sein ledernes Herz kein Hindernis gewesen sein, und da er Pfarrer war, ein allerliebstes Leben führte, ein gutes Haus inne hatte, und auch aller Meinung nach Privatvermögen besaß, würden sie Hannah seiner liebevollen Güte und zärtlichen Gnade unbedenklich überlassen haben, dann aber würde die zweite Mrs. Helstone, die natürliche Ordnung des Daseins von Insekten umkehrend, nachdem sie während der Honigmonate als ein stolzer, bewunderter Schmetterling herumgeflattert war, den übrigen Teil ihres Lebens jedoch als geringer, zertretener Wurm verbracht haben. Was jedoch jenes Privatvermögen betraf, so war die Welt im Irrtum. Jeder Penny der 5000 Pfund, die er von seinem Vater geerbt hatte, war dazu verwendet worden, eine neue Kirche in seinem Geburtsdorf, in Lancashire, zu bauen und auszustatten, denn wenn er wollte, konnte er eine großartige Freigebigkeit zeigen, und war der Zweck ihm teuer, zauderte er nie, große Opfer zu seiner Erreichung zu bringen.
Der kleine Mr. Sweeting, der zwischen der ihm sich sehr freundlich zeigenden Mrs. Sykes und Miss Mary saß, und einen Teller mit Torte vor sich hatte, fühlte sich zufriedener als ein König, und sah auch so aus. Er war in alle drei Misses Sykes verliebt, und sie alle drei in ihn. Er hielt sie für prachtvolle Mädchen, ganz geeignet zu einer Verbindung mit ihm. Wenn er nur etwas in diesem glücklichen Moment noch bedauerte, so war es dies, dass Miss Dora nicht mit zugegen war. Dora war nämlich diejenige, welche er eines Tages Mrs. David Sweeting zu nennen hoffte, mit welcher er träumte, stolz herumzuspazieren und sie, gleich einer Kaiserin, durch Nunnely zu führen, und eine Kaiserin wäre sie auch gewesen, wenn Körperbeschaffenheit dazu machen kann. Sie war stark und gewichtig. Von hinten gesehen hatte sie das Aussehen einer stattlichen Dame von vierzig Jahren, aber bei alledem besaß sie ein hübsches Gesicht und keinen unfreundlichen Charakter.
Endlich kam das Mahl zum Schluss. Es würde lange vorüber gewesen sein, wenn Mr. Donne nicht noch beharrlich sitzen geblieben wäre mit seiner halb vollen Tasse kalten Tees vor sich. Nachdem schon alle anderen geendet hatten, hatte er eine solche Menge von Delikatessen, die er als für sich genügend erachtete, verzehrt, lange nachdem schon ringsum Zeichen der Ungeduld sich zu erkennen gegeben hatten, die Stühle gerückt und alles still geworden war. Vergebens fragte Caroline wiederholt, ob er noch eine Tasse haben wolle, ob er nicht etwas heißen Tee dazu nehmen wolle, da der seine kalt sein müsse usw. Er wollte seine Tasse weder trinken noch lassen. Er schien zu glauben, seine isolierte Lage gebe ihm eine gewisse Wichtigkeit, es sei würdevoll und herrschaftlich der Letzte zu sein, und großartig, alle anderen warten zu lassen. So lange zauderte er, bis das Feuer unter dem Kessel ausging. Es zischte nicht mehr. Endlich aber wurde selbst der alte Pfarrer, der sich bisher zu angenehm mit Hannah unterhalten hatte, um die Verzögerung zu bemerken, ungeduldig.
»Worauf warten wir denn?« fragte er.
»Auf mich, glaube ich«, antwortete Donne selbstgefällig, und dem Anschein nach glaubend, es müsse ihm